Bottrop. . Im Auslieferungslager von Bofrost an der Industriestraße ist es mit -25 Grad knackig kalt. Ein Besuch am wohl kältesten Arbeitsplatz der Stadt.

Wer am vorläufig heißesten Sommertag am Backofen steht, den Müll abfährt, Pflastersteine verlegt oder im stickigen Büro am Computer schwitzt, träumt vielleicht von einem Arbeitsplatz in der Tiefkühlabteilung. Bei der Firma Bofrost an der Industriestraße gibt es diese „Traumjobs“ im Tiefkühlhaus. Dort werden die Waren für die Verkaufsfahrer zusammengestellt, die Regale nachgefüllt und die tägliche Kältekontrolle durchgeführt.

Andre Sulimma ist seit elf Jahren bei der Firma und seit drei Jahren Lagerist.Er öffnet die schwere Tür zum Tiefkühlhaus. Der dort angebrachte behördlich vorgeschriebene Aufkleber „Vorsicht Kälte“, wäre nicht nötig.

Kälte wirkt wie ein Schock

Die Kälte trifft einen wie ein Schock. Schließlich beträgt der Temperaturunterschied mehr als 50 Grad. Sulimma formuliert froh gelaunt, es „ist hier ein bisschen frisch.“ Nein, es ist nicht frisch dort, bei minus 25 Grad ist es bitter kalt.

Die sechs Mitarbeiter der Kälteabteilung sind mit angemessener Kleidung ausgestattet, Thermohosen und -jacken, Stiefel und Handschuhe. Sie dürfen drinnen nicht länger als zwei Stunden arbeiten, danach ist eine Aufwärmpause vorgeschrieben. Dabei wird dann auch die Kleidung im Wärmeschrank des Pausenraumes für den nächsten Arbeitsgang getrocknet und aufgewärmt.

Warme Getränke und Hautcreme

Das ist auch notwendig, denn laut Sulimma ist „die Arbeit kein Spaziergang. Man schwitzt in der Kleidung.“ Wenn man dann mit feuchter Kleidung wieder in die Kältekammer ginge, würde man frieren. Wichtig sei es auch, möglichst viel zu trinken, vor allem warme Getränke und sich wie an kalten Wintertagen einzucremen, um die Haut zu schonen. Die trockene Kälte sei dann gut erträglich. „Die Mitarbeiter sind alle fit, der Kreislauf muss gesund sein,“erklärt Bezirksverkaufsleiter Horst Hoven.

Beheiztes Telefon

Der Sicherheit dienen auch ein beheiztes Telefon und Türen, die ohne Schlüssel von innen geöffnet werden können. Alle Arbeitsgänge sind aufeinander abgestimmt, es muss zügig gehen, denn schließlich müssen 31 000 Kunden alle drei Wochen beliefert werden.

Die Tiefkühlkette darf dabei nicht unterbrochen werden. Die Waren kommen in der Niederlassung Bottrop in die rund 40 Verkaufsfahrzeuge und dann direkt zur Tiefkühltruhe der Kundschaft. Die Fahrzeuge werden dabei nachts mit auf minus 35 Grad abgekühlten Akkus versorgt, wie Hoven erläutert. Sie wirken nach dem Grundprinzip einer Kühltasche. Die Fahrzeuge selbst sind in der Fahrerkabine nicht mit Klimaanlagen ausgerüstet. „Das bringt nicht viel“, weiß Verkaufsfahrer Dirk Müller, „ wir müssen bis zu einhundertmal rein und raus mit vielen Kurzstrecken.“