. Noch einmal versammeln sich Demonstranten vor der Alten Apotheke. In einem anklagenden Lied fordern sie eine Haftstraße für Peter Stadtmann
Um die 80 Demonstrantinnen und auch einige Demonstranten haben sich zwischen den Eingängen der Cyriakuskirche und der Alten Apotheke versammelt. Ein letztes Mal brechen die Krebspatientinnen mit ihren Angehörigen und Helfern zu einem Trauermarsch durch die Fußgängerzone auf.
Vorher entrollen sie ein langes weißes Banner, auf dem die vielen Namen möglicher Leidtragender des Apothekerskandals zu lesen sind und tragen es dann schweigend um den Häuserblock, zu dem die Alte Apotheke gehört. Auch Fotos möglicher Opfer hängen wieder an einer roten Wäscheschnur, die die Krebspatientinnen von einem Straßenbaum bis zur Kirche gespannt haben. Brennende Kerzen stehen vor deren Eingang. Zwei Gruppen halten schwarze Transparente in die Höhe. „Wer schweigt, macht sich mitschuldig“, steht darauf.
Ein Mensch, der lieber gaga sein möchte
Dann stimmt Organisatorin Heike Benedetti am Mikrophon ein Lied an, das die große Hoffnung der Demonstrantinnen zum Ausdruck bringt: „Peter S., deine Heimat ist der Knast, weil du uns betrogen hast. Bottrop ist dich endlich los“ singt sie nach der Melodie des Schlagers „Ein Stern (. . . der deinen Namen trägt)“ den der österreichische Sänger Nikolaus Presnik alias DJ Ötzi zum Hit machte. „Peter S. viele Jahre sitzt du da, ohne Prada-Schuhe, klar - und wir rufen hurra“, stimmen einige wenige Demonstrantinnen kaum hörbar in den Refrain des Liedes ein. Den Text des Liedes halten sie, auf rosa Handzetteln gedruckt, in ihren Händen.
„Er ist voll schuldfähig“, ruft Heike Benedetti voller Genugtuung den Demonstrantinnen zu und erntet bei ihnen dafür großen Beifall. Dann fasst die Krebspatientin ihre Fassungslosigkeit über den Bottroper Apotheker Peter Stadtmann, der sich noch immer wegen des Vorwurfs, Medikamentenlösungen falsch dosiert zu haben, vor Gericht verantworten muss, in einem Satz zusammen: „Ein Mensch, der lieber gaga sein möchte, um einer gerechten Strafe zu entgehen“.
Im September wollen Demonstranten Bilanz ziehen
Heike Benedetti wirft auch die Frage auf, ob nicht noch weitere für den Betrug an den Krebspatientinnen verantwortlich seien. Auch die Amtsapothekerin, die dies ja nicht unterband, müsse doch haftbar gemacht werden, fordert sie.
>>> Im September will Heike Benedetti die Teilnehmerinnen der insgesamt zehn Trauermärsche zu einem Treffen einladen, kündigte sie gegenüber der WAZ an. Das Ziel des Treffens sei es, Bilanz zu ziehen. Ihre Hoffnung sei, dass Peter Stadtmann bis dann verurteilt worden ist.