Bottrop. Die Bottroper Punk-Urgesteine feiern ihr 30-jähriges Bestehen mit einer Schiffstour. Drei befreundete Bands und 175 Fans feiern mit auf dem Kanal.

Was passiert, wenn 175 Punk- und Rockfans ein Touristenboot kapern, auf dem vier befreundete Bands bis in die Morgenstunden spielen? Der Boden bebt, die Wände wackeln und das Bier fließt in Strömen.

Bei der Schiffstour zum 30-jährigen Jubiläum der Bottroper Formation „Pils-Angels“ geht es heiß her. Alte Freunde fallen sich auf Deck in die Arme. Sie haben sich Jahre nicht gesehen und wollen nun zusammen feiern. Szene-Anhänger tanzen vor der Bühne hemmungslos, sie stürzen sich in den Pogopit und drehen unermüdlich ihre Runden.

Vibrationen im Schiffsbauch

Die Anhänger der lokalen und regionalen Punk-Urgesteine lieben die stimmungsgeladenen Rhythmen der mitreißenden Musik, sie kennen fast alle Texte der Zusammenschlüsse auswendig und singen die bekannten Zeilen lauthals mit. Mit dabei sind die Gruppen „No Felix“, „The Flatulinees“ und „So What!“. Natürlich fehlen die „Pils-Angels“ nicht. Als Hauptband haben sie klassisches Liedgut aus ihren Anfangstagen aber auch Stücke aus der jüngeren Zeit für die muntere Tour vorbereitet.

Bereits kurz nach dem Start der knapp fünfstündigen Tour, die auf dem Rhein-Herne-Kanal von Essen bis nach Gelsenkirchen führt, spüren Sonnenanbeter auf dem Oberdeck die eingehenden Vibrationen des unten aufgebauten Schlagzeugs.

Während die Bands im Schiffsbauch einen Stimmungskracher nach dem anderen abfeuern, entspannen Erholungssuchende auf den Bänken an der Reling, kommen ins Gespräch und erzählen Geschichten aus den vergangenen Jahren. Viele Besucher beschreiben das Musikevent am Konzertabend als ein „großes Klassentreffen, bei dem jeder so ziemlich jeden kennt“.

Angler und Bootsbesitzer, die an den Seiten der „MS Baldeney“ vorbeirauschen, grüßen die Besucher freundlich. Einige lassen sich sogar von der Musik mitreißen, bewegen sich im Takt oder schütteln die Haare. Das Boot ist weder zu übersehen – schon gar nicht zu überhören.

Höhepunkt des Ausflugs ist natürlich der fulminante Auftritt der Ehrengäste: Die „Pils- Angels“ treten in einer Großbesetzung von mehr als zehn Musikern auf, viele ehemalige Bandmitglieder sind mit dabei. Ab 23 Uhr herrscht unter Deck der Ausnahmezustand.

Fußball, Heimat, Alkohol

Frontmann Andreas Schöps kündigt jeden Besetzungswechsel mit einer kleinen Trillerpfeife an. Einige Künstler laufen unter lauten Jubelrufen auf das „Feld“. Andere werden von dem Sänger auf die Ersatzbank geschickt. Passend dazu gibt es Stücke mit jeder Menge Lokalkolorit, Lieder über Fußball, Lieder über die Liebe, die Heimat und den anhaltenden Alkoholkonsum. Nach drei Zugaben wird klar: Die „Pils-Angels“ sind auch in kommenden Jahren nicht klein zu kriegen.