Bottrop. . Am 13. Juni ziehen die Opfer des Apotheker-Skandals noch einmal durch die Stadt. Justizminister hat sich eingeschaltet. Frage nach Entschädigung.

Nun hat sich auch NRW-Justizminister Peter Biesenbach in den Apotheker-Skandal eingeschaltet. Heike Benedetti hatte den Minister angeschrieben und der habe auch geantwortet, so die Bottroperin. In ihrem Brief schildert sie dem Minister ihre Sorge, dass im Prozess die Interessen der Opfer zu kurz kommen könnten.

Zwar gebe es zahlreiche Nebenkläger und angeklagt sind auch mehrere Fälle von Körperverletzung, doch für die Betroffenen sei das nicht ausreichend, so Heike Benedetti. Zumal vor Gericht keine von ihnen habe aussagen können. Heike Benedetti gehört selbst zu denjenigen, die ihre Krebsmedikamente aus der Alten Apotheke erhalten hat und organisiert mit anderen die monatlichen Demonstrationen in der Innenstadt.

Minister hat Schreiben weiter geleitet

Ermittlungen gegen Pharmavertreter

Im Nachgang zu den Erkenntnissen aus dem Prozess ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch gegen einen Pharmavertreter. Es besteht der Verdacht der Bestechlichkeit. Demnach soll Peter Stadtmann dem Vertreter Haushaltsgegenstände im Wert von rund 7000 Euro gekauft haben. Sein Arbeitgeber hat den Betroffenen bereits entlassen, berichtet das Internetportal Apotheke Adhoc.

Zusätzlich ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch wegen des Verdachts der Bestechung gegen Peter Stadtmann.

Biesenbach betont in seiner Antwort die Unabhängigkeit der Justiz, Richter seien allein dem Gesetz unterworfen. „Allerdings hat er mein Schreiben an die Oberstaatsanwaltschaft und die Gerichtspräsidentin weiter geleitet“, sagt Heike Benedetti. Ihr und ihren Mitstreitern ist es wichtig, dass die Patienten immer im Blick bleiben. Denn: „Wir konnten uns die Apotheke nicht aussuchen. Sie wurde uns zugeschustert, der Arzt hat entschieden.“ Das Schreiben des Justizministers sei jedenfalls „die erste vernünftige Antwort“, die sie erhalten habe, sagt Heike Benedetti.

Ihr geht es nun auch um die Frage nach Entschädigungen für die Opfer des Skandals. Dafür hat sie sich auch an den Opferbeauftragten der Bundesregierung gewandt, der jedoch nur für Terroropfer zuständig ist. Das hatte Biesenbach bereits im Nachgang der Amokfahrt von Münster kritisiert, als er sagte, staatliche Hilfe dürfe nicht abhängig sein vom Motiv des Täters.

Betroffene wenden sich an das Amt für Opferentschädigung

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Für Heike Benedetti ist klar, dass auch der Gesetzgeber, der die Vorgaben zu Apothekenkontrollen macht, eine Mitverantwortung für den Bottroper Skandal trägt. Aus diesem Grund habe sie sich mit ihrem Fall auch an das Amt für Opferentschädigung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gewandt. „Das wird da jetzt bearbeitet, mal sehen, was dabei herauskommt. Mir geht es darum, einen Anfang zu machen. Irgendjemand muss es ja tun.“

Dabei zielt Heike Benedetti vor allem auf mögliche nachfolgende Kuren oder Therapien ab. Was solche möglichen Entschädigungen angeht, hat der NRW-Justizminister Benedettis Schreiben ans Gesundheitsministerium des Landes weiter geleitet.

Am Mittwoch, 13. Juni, gehen die Krebsopfer und ihre Angehörigen wieder auf die Straße. Ein letztes Mal wollen sie in der Innenstadt demonstrieren und auf sich aufmerksam machen. Treffpunkt ist um 17.30 Uhr. Diesmal planen die Organisatorinnen, Fotos von den bisherigen Demos über den Platz zu spannen.

Prozess geht in die Endphase

Der Prozess gehe langsam in die Endphase, der nächste Verhandlungstermin sei auch am 13., da sei es der richtige Zeitpunkt, mit den monatlichen Demos aufzuhören, sagt Heike Benedetti. Knapp ein Jahr lang sind die Betroffenen regelmäßig auf die Straße gegangen, „und wir haben viel erreicht“, sagt die Bottroperin selbstbewusst.

Zuletzt hatte sich aus dem Kreis der Organisatorinnen ein Verein gegründet, der das Gesundheitssystem genau beobachten will und Mängel erkennen und aufdecken will.