Bottrop-Kirchhellen. . Jedes Jahr zu Fronleichnam schlägt die Kolpingsfamilie das Zeltlager auf. Mütter dürfen nicht mitmachen. Aber ab und zu taucht der Eismann auf.

Die Kolpingsfamilie hat erneut volles Haus bei ihrem Vater-Kind-Zelten auf dem Feld zwischen Hiesfelder Straße und Heuweg. Vier Tage lang sind hier Herkunft und Bankguthaben völlig unwichtig: Hier zählt, wer gut ins Team passt.

Die Tradition des Vater-Kind-Zeltens ist mehr als 40 Jahre alt und hat eine große Fangemeinde. Hier zelten Väter, die das Lager selbst als Kinder mitgemacht haben.

Wetterfest müssen die Camper sein.
Wetterfest müssen die Camper sein. © Heinrich Jung

Und hier zeltet auch ein Großvater, der früher mit seinen Kindern hier war und heute mit seinen Enkeln. Das jüngste Kind dieses Jahr ist gerade mal zweieinhalb. „Das Lager hier ist genau wie Kolping selbst“, sagt Lagerleiter Andre Scharf, „ein generationsübergreifendes Gemeinschaftserlebnis.“

Gemeinschaft braucht ganz viele Hände, die gemeinsam anpacken. Das erleben die Kinder bei der Lagerolympiade, bei deren Spielen es neben Geschick auch Gemeinsinn zum Gewinnen braucht.

Die „Highland Games“ kommen bei den jungen Teilnehmern super an.
Die „Highland Games“ kommen bei den jungen Teilnehmern super an. © Heinrich Jung

Die Ausarbeitung der Spiele für die „Highland Games“ haben, ebenso wie die Mottofindung selbst, „ein paar Jungs übernommen“, sagt der Lagerleiter. Das Gemeinschaftsgefühl erleben auch die Väter beim Auf- und Abbauen und beim Küchendienst in drei Schichten. Das erleben die jeden Tag neu bestimmten Kids der „Kolping-Polizei“, die die Regeln im Lager hochhalten. Verstöße ahndet ein Lagergericht. Regel Nummer eins heißt: Mamas müssen draußen bleiben.

Der Landwirt hilft mit dem Traktor beim Hochziehen des Gemeinschaftszeltes

Organisator Andre Scharf ist zufrieden.
Organisator Andre Scharf ist zufrieden. © Heinrich Jung

Gemeinschaft braucht Solidarität. Das beweist sich bei der Vorbereitung des Lagers. Vom Pächter des Feldes bis zum Landwirt, der mit dem Traktor aushilft beim Hochziehen des großen Gemeinschaftszeltes, tragen etliche ehrenamtliche Helfer dazu bei, einen logistischen Kraftakt zu stemmen: die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Strom sowie das große Thema Entsorgung. Für den Aufbau des großen Stroh-Labyrinths wird das große Gerät ebenfalls gratis angefahren.

Bei diesem Spiel muss möglichst viel Wasser im Becher bleiben.
Bei diesem Spiel muss möglichst viel Wasser im Becher bleiben. © Heinrich Jung

Und: Gemeinschaft endet nicht an Standesgrenzen. Eine Erfahrung ganz im Sinne von Adolf Kolping, der mit der Gründung seiner Gesellenvereine die Kluft zwischen Klerus und Arbeiterschaft überwinden half und dem jeder willkommen war, wenn er nur bereit war zu lernen und anzupacken.

„Hier sitzt abends der Wirtschaftsprüfer neben dem Hilfsarbeiter, wenn wir grillen oder Gitarre spielen“, sagt Scharf .

Irgendwie sind auch Pizza und ein paar Burger auf den Speiseplan geraten

Süßigkeiten stehen nicht auf dem Speiseplan, statt dessen Obst und Rohkost. Der Speiseplan hat sich aus der Tradition entwickelt, sagt Scharf: Morgens sorgen die Männer für Brötchen und Obst, mittags kochen sie Nudeln mit Hack, abends wird gemeinsam gegrillt. Naja, sagt Scharf, „und irgendwie sind auch Pizza und ein paar Burger dazwischen geraten.“ Und außerdem ist dafür gesorgt, dass zuweilen wie aus dem Nichts der Eismann auftaucht.