Bottrop-Kirchhellen. . Nach rund zehn Jahren in der Branche ist Spickermann zum Ausbildungsbetrieb geworden. IHK würdigt den Betrieb als Vorbild.

Seit elf Jahren betreibt Bernadette Müting-Spickermann mit ihrem Ehemann einen Bioladen im Fuhlenbrock, im Herbst eröffnete sie eine Filiale in Kirchhellen. Da kommt eine Menge Erfahrung zusammen. Die gibt sie im aktuellen Ausbildungsjahr zum ersten Mal an eine junge Frau weiter, die sie als ersten Lehrling des Betriebs überhaupt einstellte. Dieser Schritt ist der Industrie und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen eine Ehrung wert: Stellvertretend für alle erstmals ausbildenden Unternehmen in Bottrop wird der Bioladen öffentlich als Ausbildungsbetrieb anerkannt und als Vorbild gewürdigt.

Fachkräfte sichern

Birgit Wiesehahn-Haas, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Bottrop, hatte eine Urkunde zur Auszeichnung von Spickermanns Bioladen als anerkannter Ausbildungsbetrieb mitgebracht. Das Team im Kirchhellener Laden freut sich.
Birgit Wiesehahn-Haas, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Bottrop, hatte eine Urkunde zur Auszeichnung von Spickermanns Bioladen als anerkannter Ausbildungsbetrieb mitgebracht. Das Team im Kirchhellener Laden freut sich. © Thomas Gödde

Eine entsprechende Urkunde hatte die IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Regionalausschusses Birgit Wiesehahn-Haas jetzt bei ihrem Besuch in dem Kirchhellener Geschäft dabei. Sie lobt die Entscheidung selbst auszubilden als „zur Nachahmung dringend empfohlen.“ So könne sich ein Unternehmen am besten Fachkräftenachwuchs sichern. Dass der immer knapper werde, zeige auch der IHK-Fachkräftemonitor: „2030 fehlen den Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region voraussichtlich 23 000 Fachkräfte.“

Und so hatte auch Bernadette Müting-Spickermann durchaus schon länger darüber nachgedacht, Azubis einzustellen. „Gerade im Naturkostfachhandel ist es schwer, Fachpersonal zu bekommen“, ist die Erfahrung der aus dem Dorf stammenden Geschäftsfrau. Denn die Beratung rund um Bio-Produkte, Herkunft, Inhalts- und Zusatzstoffe gehöre dazu. Doch sei sie vor elf Jahren selbst quer ins Geschäft eingestiegen, „ich musste da erst ein bisschen reingeschubst werden“.

Der Zufall half

Dann half ihr vergangenen Sommer der „glückliche Zufall“: Lara Becú suchte nach Fachabitur und vier Studiensemestern Energie- und Wassermanagement zunächst nur einen Ferienjob, aber es war schnell klar, dass sie sich auch eine Ausbildung im Beruf Kauffrau im Einzelhandel vorstellen konnte – mit dem Anreiz, die Zusatzqualifikation Naturkostfachhandel zu absolvieren. „Die mache ich bei unserem Großhändler in Coesfeld, zwei Tage im Quartal“, erzählt die 23-Jährige, die im Kirchhellener Geschäft tätig ist. Die Einzelhandelstheorie paukt sie am Berufskolleg.

IHK hilft bei der Besetzung von Stellen

Aktuell zählt die IHK in Bottrop 177 Ausbildungsbetriebe. Firmen, die noch Azubis suchen, finden Unterstützung bei der IHK Nord Westfalen. Dort helfen die Mitarbeiterinnen Sarah Timmer und Anke Sültemeyer bei der Besetzung von offenen Lehrstellen. Sie stehen in Kontakt mit fast 200 Jugendlichen.

Angebote für einen Ausbildungsplatz können Arbeitgeber auch kostenlos in der Lehrstellenbörse der IHK eintragen. Infos im Internet auf www.ihk-nw.de/passgenau; www.lehrstellenboerse.de

Wie die Lehre funktioniert, das lernt Bernadette Müting-Spickermann parallel mit Lara Becú: „Ich bin praktisch mit ihr in die Ausbildung eingestiegen.“ IHK-Ausbildungsberater Sebastian Lehmann habe sie gut unterstützt. Ihre bisherigen Erfahrungen sind so gut, dass sie weiter ausbilden möchte. „Spätestens im nächsten Jahr, wenn Lara fertig ist, wollen wir wieder starten. Sollte es dieses Jahr schon eine gute Gelegenheit geben, werde ich zugreifen.“ Wer Interesse hat, meldet sich mit Bewerbung und handgeschriebenem Lebenslauf.