Bottrop. . Zum Zählen und Vermessen werden die Fische ganz leicht betäubt. Nach der Aktion geht’s natürlich sofort wieder zurück ins Wasser.

Ein ungewöhnliches Schauspiel bot sich am Freitag auf den beiden Teichen des Revierparks Vonderort. Der Landesfischereiverband wollte wissen, was sich unter der Wasseroberfläche alles tummelt. Dabei setzte er ein ausprobiertes Verfahren ein, das schonend mit den Tieren umgeht.

Das Boot mit dem Elektromotor fährt langsam um den Teich im Revierpark Vonderort herum. Eine verkabelte, lange Stange mit Keschernetz taucht kurz ins Wasser ein - und wird voller Fische wieder herausgezogen. Der Inhalt kommt in ein Wasserfass. Als das Boot zum Ufer zurückkehrt, wird gezählt und gemessen: „Zweimal Rotfeder bis zehn Zentimeter, achtmal Bitterling bis fünf, Rotauge bis 20 . . .“ Das Ganze nennt sich Elektrofischen.

Es geht um Menge, Größe und Arten

Über eine Kathode (Minuspol) wird Strom mit 600 Volt zur Anode (Pluspol) geleitet. Das lockt die Fische an. Sie schwimmen zu ihrer Entlastung in den Kescher. Leicht betäubt werden sie identifiziert, gemessen, gezählt und wieder freigelassen.

Till Seume (re.) darf als Fachmann das Elektrofischen anwenden. Mit im Boot: Dirk Kuczera vom  Angelverein.
Till Seume (re.) darf als Fachmann das Elektrofischen anwenden. Mit im Boot: Dirk Kuczera vom Angelverein. © Thomas Gödde

Angeregt hatte diese Bestandserfassung und auch die Methode der Vonderorter Angelverein „Hecht am Band“. Er übernahm im vergangenen Jahr die Fischereipacht und die Bewirtschaftung der Teiche mit der Kernfrage: Gibt es genug Fische und sind sie gesund? Der Verein setzte sich mit dem Landesfischereiverband in Münster in Verbindung. Gestern kam Fischfachwirt Till Seume zum Revierpark, um den Bestand amtlich zu erfassen. Man wollte es genau wissen: Menge, Größen und Arten.

Schnell und schonend wird gezählt

Die Elektrofischerei ermöglicht es, schnell und schonend zu dokumentieren, wieviel Fische sich im Teich befinden und in welchem Gesundheitszustand sie sind.

Till Seume vom Landesfischereiverband Westfalen.
Till Seume vom Landesfischereiverband Westfalen. © Thomas Gödde

Nur speziell ausgebildeten Fachleuten ist die Anwendung dieser Methode erlaubt. „Wenn man es richtig und sachgemäß macht, schadet es weder den Fischen noch den Amphibien oder den Wasservögeln“, sagt Till Seume.

Am Ende zieht er eine erfreuliche Bilanz. Es sei ein gesunder, artenreicher Fischbestand in verschiedenen Größen vorhanden.

Das Handlungskonzept

Die soeben gewonnenen Erkenntnisse über den Besatz und den Zustand der Fische in den Teichen des Revierparks Vonderort sind nicht allein für den Vonderorter Angelverein „Hecht am Band“ interessant.

Die Ergebnisse fließen auch in das so genannte integrierte Handlungskonzept für die Revierparks des Regionalverbands Ruhr ein. Das sieht allein für den Revierpark Vonderort 5.5 Millionen Euro vor.

Die Fische pflanzten sich also in ausreichendem Maße fort. Ebenfalls wichtig: Im Teich befinden sich nur heimische Fische wie Hechte, Karpfen, Karauschen, Rotfedern, Rotaugen, Zander und verschiedene Kleinfischarten wie der Bitterling.

Boot überlassen

Dirk Kuczera, Vorsitzender des Angelvereins „Hecht am Band“, zeigte sich mit diesem Befund vollauf zufrieden. „Wir haben ein reichhaltiges Angebot und Indikatoren für ein gesundes Gewässer vorgefunden.“

Für Michael Pricking vom Angelverein weist das Ergebnis zudem auf eine intakte Uferbepflanzung hin. Die Gewässerpflege kann der Verein übrigens künftig auch vom Wasser aus leisten. Denn der Landesfischereiverband überlässt den Vonderorter Anglern das Elektroboot. Damit können jetzt die unzugänglicheren Bereiche des Teiches angesteuert werden. Pricking jedenfalls freut sich auf weiteres, entspanntes Angeln bei kurzen Wegen vor Ort.