Essen/Bottrop. . Es geht um Medikamentenpanscherei. Aber vor Gericht ist jetzt auch das Sexleben des angeklagten Bottroper Apothekers Peter Stadtmann ein Thema.
Es geht um Krebsmedikamente, die der Bottroper Apotheker Peter Stadtmann im Reinlabor seiner Apotheke nach Rezept hergestellt und aus Geldgier unterdosiert haben soll. Ein klarer Vorwurf. Doch am Donnerstag geht es vor dem Landgericht Essen plötzlich auch um das Sexualleben des 47-Jährigen.
Die Öffentlichkeit wird bei diesen Fragen von der XXI. Strafkammer ausgeschlossen. Das ist kein Problem, denn wirklich beweiserheblich für die Frage der Medikamentenpanscherei sind die Antworten wohl kaum. Psychiater Boris Schiffer interessiert sich dafür, weil er Verhaltensänderungen des Angeklagten beurteilen soll. Dessen Verteidiger hatten nämlich behauptet, nach einer schweren Kopfverletzung im Jahre 2008 wisse ihr Mandant gerade unter Stress gar nicht mehr, was er kurz zuvor getan habe.
Zeugen aus dem privaten und beruflichen Umfeld
Deshalb vernimmt das Gericht Zeugen aus dem privaten und beruflichen Umfeld von Stadtmann. Etwa eine 46 Jahre alte Apothekerin, die von 2006 bis 2008 mit ihm zusammengelebt hatte. Sie schildert Stadtmann als „extrem zuverlässigen Mann, der zu seinem Wort stand und mit Hingabe in seinem Beruf gearbeitet hat“. Die Kopfverletzung habe er als Einschnitt empfunden, über Kopfschmerzen geklagt und sich als nicht mehr so belastbar gesehen.
Ob er sich geändert hat nach der Verletzung? Dazu könne sie nichts sagen, weil sie danach eigentlich nur noch wenig Kontakt gehabt hätte. Dass er ein so großes Haus gebaut hat: „Ich dachte, wer putzt das?“
Der gute Freund antwortet recht wortkarg
Ein guter Freund, der ihn aus Kindertagen kennt, aus den Augen verlor und erst nach der Kopfverletzung wieder Kontakt bekam, spricht freundlich über ihn, ist allerdings sehr wortkarg – wie die Karikatur eines Westfalen. Auf Fragen zu einer Geschäftsbeziehung mit dem Angeklagten antwortet er mit Nein.
Allerdings präsentiert sich der 48-Jährige in einer Internet-Broschüre als Projektverantwortlicher des Baustoffe-Lieferanten für die Medicity von Peter Stadtmann. Aber danach wird er nicht gefragt.
Nebenklage verzichtet auf Befangenheitsantrag
Eine 30-jährige Mitarbeiterin der Apotheke, die als eine der wenigen gut über die Mutter des Angeklagten spricht, wird von der Nebenklage beschuldigt, ein anonymes Schreiben verfasst und nachts anonym bei einer der Patientinnen angerufen zu haben. Sie verneint.
Schließlich noch der angekündigte Befangenheitsantrag gegen die Protokollführerin. Nebenklage-Anwalt Khubaib-Ali Mohammed zieht ihn zurück. Im Kern ging es wohl auch nur darum, dass sie jeweils morgens ein paar freundliche Worte mit dem Angeklagten wechselte.