Bottrop. . Theo Grütter, Leiter des Ruhrmuseums, gab Einschätzung für die Zeit nach der Zeche ab. Journalist David Schraven veranstaltete Diskussionsrunde.

Eine gehörige Portion Optimismus, gepaart mit einem Schuss Selbstbewusstsein, das hatte Professor Theo Grütter, Leiter des Ruhrmuseums, Mittwochabend im Gepäck.

„Was kommt nach der Zeche?“ Mit dieser Frage hatte der Bottroper Journalist David Schraven den Abend im Café Kram überschrieben. Neben Grütter war auch der ehemalige Bergmann Klaudius Kolossa auf dem Podium. 34 Jahre hat er auf Prosper-Haniel gearbeitet. Er fürchtet, dass der Bergbau in Vergessenheit gerät und das Wissen die Generationen nicht überdauert.

Vergangenheit prägend für die Zukunft

Grütter – der den Großteil der Veranstaltung bestritt – sieht das anders. Er glaubt, die Bergbauvergangenheit könne nach wie vor prägend für die Region sein, zieht gar Parallelen zu Bayern: „Bergbaukittel und Grubenlampe könnten folkloristisch werden wie die Lederhose in Bayern.“

Blick in die Vergangenheit und auf Subventionen

Die Frage nach der Zukunft ließ sich ohne Blick in die Vergangenheit nicht beantworten. Theo Grütter blickte noch einmal zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die geprägt war von „einem unglaublichen Hunger auf Kohle“.

Das präge das Ruhrgebiet und dessen Wahrnehmung. Auch zur Frage der Subventionen äußerte er sich. Hauptempfänger staatlicher Hilfen sei die Automobilindustrie, gefolgt von Landwirten, der Bergbau liege auf Platz 7.

Grütter ist sich „ziemlich sicher“, dass das Ruhrgebiet die Talsohle durchschritten hat. Der Stolz auf die Geschichte nehme zu. Er glaubt nicht, dass das Ende von Prosper-Haniel Bottrop weit zurück wirft. Die meisten Beschäftigten kämen ja gar nicht mehr aus Bottrop, sondern wohnten im Ruhrgebiet.

Zulieferer und Eckkneipen bekamen Probleme

Wohl aber hätten die Zechenschließungen in der Vergangenheit massive Auswirkungen auf die Region gehabt. Betroffen davon seien weniger die Bergleute gewesen. Die seien gut versorgt worden. „Das Versprechen, dass niemand ins Bergfreie falle, wurde eingehalten.“ Aber Zulieferer und andere Betriebe bis hin zur Eckkneipe, die vom Pütt profitierten, mussten leiden.

Angesichts des Projekts Innovation City sieht Grütter Bottrop gut aufgestellt. „Es ist doch hervorragend, dass die letzte Bergbaustadt gleichzeitig Innovation City ist.“

Behutsamer Umgang mit den Zechengebäuden

Aber ob mit dem Bergbau nicht die Klammer wegbreche, die das Revier zusammenhalte, wollte Schraven wissen. Hier fällt Grütter die Prognose schwer. Er plädiert für einen behutsamen, ehrfürchtigen Umgang mit den Zechengebäuden, wie er sich zuletzt durchgesetzt habe. „Aber du kriegst das Ruhrgebiet nicht gerettet, indem du überall Museen baust.“ Grütter ist sich zudem sicher, dass auch die Politik wisse, „dass sie sich nicht rausziehen kann, dass hier Geld in die Region gepumpt werden muss.“ Er plädiert für eine selbstbewusste Identität des Ruhrgebiets, auch nach dem Bergbauende. Die solle man auch gegenüber Düsseldorf und Münster entwickeln, spielt er auf Landes- und Bezirksregierungen an. „Wir sollten uns als Ruhrgebiet nicht selbst so verzwergen“, hieße sein Appell, der auch bei den Zuhörern gut ankam.

Es waren zwar nur wenige Gäste da, doch die teilten vor allem positive Ruhrgebietserfahrungen. Selbst Moderator David Schraven musste am Ende eingestehen, er sei ja auch nicht so pessimistisch, wie es „vielleicht rübergekommen“ sei.