Bottrop. . Mitarbeiter können mit Zuschuss des Arbeitgebers hochwertige Fahrräder oder E-Bikes erhalten. Unternehmen machen sich attraktiv als Arbeitgeber.

Dienstfahrräder zu nutzen wird offenbar immer beliebter. Jedes fünfte Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet bietet schon das Leasing von Zweirädern mit und ohne Elektro-Antrieb an. Das jedenfalls hat jetzt eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen ergeben. Auch in Bottrop strampeln schon so einige Mitarbeiter auf dem Dienstrad zum Job oder nutzen es für kurze Arbeitswege zwischendurch.

Vertrag mit Leasinganbieter

Arbeitgeberverband sieht Trend zum Dienstrad

Nach Angaben von Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, nutzen bis zu 30 Prozent der Beschäftigten die Programme in den befragten Unternehmen. Erlhöfer: „Wir glauben, der Trend wird sich verstetigen, gerade mit Blick auf die immer ausgereiftere Technik bei E-Bikes. Die Wege im Ruhrgebiet sind kürzer als auf dem Land und der Ausbau des Ruhr-Radschnellweges wird sein Übriges tun.“

Seit 2012 ist das Dienstrad mit dem Dienstwagen steuerlich gleichgestellt. Bei Leasingpartnern wie www.mein-dienstrad.de oder www.jobrad.org gibt es weitere Informationen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

36 Beschäftigte sind es zum Beispiel beim hiesigen Caritas-Verband; sie können ihre Dienstfahrräder auch privat einsetzen. Formal läuft das Ganze so, erklärt Caritas-Sprecherin Sigrid Hovestadt: „Der Vertrag wird geschlossen zwischen dem Caritas-Verband und dem Anbieter Jobrad. Wir machen dann einen Überlassungsvertrag mit dem Mitarbeiter.“ Dieser laufe in der Regel über 36 Monate. Die Leasingrate fürs Rad wird dem Mitarbeiter im Rahmen der Entgeltumwandlung vom Gehalt abgezogen und entsprechend versteuert.

„Wir hören von den Mitarbeitern, dass das Angebot attraktiv ist“, berichtet Hovestadt. Durch dieses, das es seit ziemlich genau einem Jahr bei der Caritas gibt, möchte der Verband sich zum einen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. „Im Hintergrund steht aber auch die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter. Und natürlich die Klimabilanz: Jeder eingesparte Autokilometer ist dafür gut.“ Manche würden es genießen, dank Drahtesel staufreier und entspannter unterwegs zu sein. Vornehmlich, aber nicht nur, würden E-Bikes genutzt. „Wir haben Kollegen, die pendeln aus Kirchhellen nach Bottrop-Mitte. Einer kommt sogar aus Essen.“

20 von 200 Mitarbeitern nutzen das Angebot bisher

Beim Laden- und Innenausbauer Seibel und Weyer sind aktuell knapp 20 der 200 Mitarbeiter gerne auf Diensträdern unterwegs, ebenfalls auch privat. „Wir sind damit Ende des vergangenen Jahres gestartet“, berichtet Personalleiter Christian Conradi. Kollegen würden die Räder zum Beispiel auch mit auf Montage in eine andere Stadt nehmen. Das Leasing-Modell entspricht dem der Caritas. „Wir als Arbeitgeber geben zu jedem Rad eine Service- und Versicherungsgebühr dazu, das sind fünf Euro monatlich“, ergänzt Conradi. Gewisse Ersparnisse, aber vor allem die Mitarbeiterbindung sieht er als Vorteile dieses Angebots.

Am Knappschaftskrankenhaus schwangen sich die ersten 30 Mitarbeiter bereits 2016 aufs geleaste Dienstrad. „Rund 90 Mitarbeiter haben sich mittlerweile dafür entschieden“, berichtet Krankenhaussprecher Marcel Badura. „Die Räder sind wie ein typischer Dienstwagen zu betrachten und werden von den Mitarbeitern zum Pendeln und für private Zwecke genutzt.“ Ein Kollege komme sogar gelegentlich aus Mettmann mit seinem Rad zur Arbeit.

Motivation der Arbeitnehmer steigt

Badura nennt Vorteile, die KKH-Mitarbeiter in der Sache sehen: „Die Mitarbeiter pendeln und der Arbeitgeber sponsert dazu einen Teil mit. Mitarbeiter erwerben über diesen Weg ein Rad, welches sie sich auf normalem Weg nicht kaufen würden.“ Auf Arbeitgeberseite werde unter anderem geschätzt, dass die Mitarbeiter durch dieses Angebot aktiv bleiben – und dass ihre Motivation steige, da sie hochwertige Räder über ihr Unternehmen beziehen können.

Beim Automobiltuner Brabus ist diese Zweirad-Euphorie – vielleicht naturgemäß – bislang noch nicht angekommen. Allerdings: „Es gibt bei uns ein Fahrrad, das steht in der Klassikabteilung und wird für Fahrten zwischen unseren Werken benutzt“, berichtet Sprecher Sven Gramm.

Stadtverwaltung erarbeitet Modell für Mitarbeiter

Räder, die Bedienstete sich für ihre Jobwege ausleihen können, stehen auch im städtischen Fuhrpark. Was Diensträder angeht, die zum Pendeln und privat genutzt werden können: Da ist nach Auskunft von Mobilitätsmanager Gerwin Conrad ein Modell für die städtischen Bediensteten erarbeitet worden, das beim Verwaltungsvorstand zur Entscheidung vorliegt.