Bottrop. Der Wahl-Bottroper Johann Hinger führt in seinem Bildband „Metropole Ruhr“ durch die Region. Einige Bildern sind jetzt in Gelsenkirchen zu sehen.
Als Visitenkarten des Reviers bezeichnen manche die Bilder von Johann Hinger. 40 Ölbilder und 30 Aquarelle hat der gebürtige Österreicher - übrigens seit 40 Jahren Wahl-Bottroper - jetzt im Bildband „Metropole Ruhr“ zu einem vielgestaltigen Porträt der Region zwischen Ruhr und Emscher zusammengestellt. Erschienen ist der repräsentative Band im Düsseldorfer Droste Verlag.
Stadt, Landschaft und Fluss
Einige der Arbeiten sind derzeit auch in einer Ausstellung im Industrieclub Friedrich Grillo in Gelsenkirchen zu sehen.
Hinger zeigt dabei nicht nur ein breites Spektrum an Motiven. Die reichen von Idylle an Ruhr und Rhein, Stadtansichten, Landschaften oder dem Blick auf die nach dem Strukturwandel verbliebene Schwerindustrie. Er ist dabei immer auch mit verschiedenen Techniken auf der Spur von Stadt, Landschaft und Fluss.
Alle Szenen sind menschenleer
Sind seine Ölbilder nicht von farbgesättigter abstrakter Kraft, wie beispielsweise die Großformate „Industrie I -III“, kommen sie - zumindest auf den ersten Blick - fast fotorealistisch daher. Die Arbeit „Industrie in Bottrop“ oder die Skyline von Essen könnten beinahe mit dem Weichzeichner fotografierte Abbilder bekannter Motive sein.
Andere, wie beispielsweise das evo-Werksgelände in Oberhausen, lassen in ihrer Klarheit und mit dem unschuldig-blauen Himmel beinahe an den Realismus eines Edward Hopper denken. Nur: Bei Johann Hinger sind, zumindest in diesem Bildband, alle Orte menschenleer.
Seine Aquarelle leben von Hell-Dunkel-Kontrasten, ineinander übergehenden Farbflächen und dann wieder äußerst zarten Linien, die beispielsweise eine Ruhrlandschaft mit kahlen Bäumen wie ein verwunschenes Märchenreich erscheinen lassen, ganz im Geiste der alten Romantiker.
Bei einer „Dächerlandschaft“ verlässt der Maler die Realität, die - wie er einmal sagte - bei ihm Atelier, nicht im Freien, entsteht. Dann verschwimmen die Häuserlinien mit nebelartigen Himmelsformationen und scheinen am unteren Bildrand wie aus unheimlicher Tiefe empor zu steigen.
Der Band mit seinen einsamen Haldenlandschaften, Stadtansichten und überraschend ruhig-friedlichen Industrieszenen scheint wie ein inszeniertes Panorama einer vielgestaltigen Region. Die Abwesenheit von Mensch und Tier verleiht diesen Arbeiten neben der inneren Spannung eine ungewöhnliche Ruhe und Konzentration.
Infos zum Buch
Johann Hinger, „Metropole Ruhr: Industrie, Kultur, Natur“: 70 Abbildungen in Farbe. Droste, 32 Euro. ISBN:978-3-7700-6031-3. Ausstellung: Industrieclub Gelsenkirchen, Zeppelinallee 51. Besuch nach Absprache: Tel.: 0209-945 04 40.