Bottrop. . Unverständnis bei Ratspolitikern über Ikea-Strategiewechsel. SPD und andere Parteien wollen Gewerbepläne auf Kraneburger Feld weiter verfolgen.
Parteiübergreifend bedauern die Fraktionen und Gruppen im Rat die Ikea-Absage. Dass der Konzern seine Expansionsstrategie ändert, Filialen künftig lieber in den Zentren eröffnen möchte und dadurch auch die Pläne für einen Neubau im Kraneburger Feld zu den Akten legt, sorgt für Bedauern.
SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz wirbt nun angesichts knapper Gewerbeflächen dafür, aus der Not eine Tugend zu machen. Das Kraneburger Feld sei eine Gewerbefläche und es seien schon viele Planungsarbeiten und Gutachten dort hinein geflossen, darauf gelte es nun aufzubauen. Wichtig ist für Göddertz, dass es nicht an den Planungen vor Ort und an der Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung lag. „Wenn Ikea sich neu ausrichtet, können wir als Kommune nichts machen.“
SPD will Gewerbegebiet weiter forcieren
Das bereits laufende Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans möchte die SPD beschleunigen und die Entwicklung eines Gewerbegebiets forcieren. Einen entsprechenden Antrag kündigt die SPD bereits für die Sitzung des Planungsausschusses am 12. April an.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende und Vorsitzendes des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Hermann Hirschfelder, beurteilt die Situation ähnlich wie Göddertz. „Es ist bedauerlich, aber letztlich ist es eine Unternehmensentscheidung, die wir so akzeptieren müssen.“ Inwieweit Planungen und Gutachten, die für Ikea geleistet wurden nun weiter verwendet werden könnte, werde sich zeigen. Er verweist darauf, dass ja nicht nur Ikea investiert habe, auch auf Seiten der Stadt seien Kosten angefallen.
Viel Arbeit in das Projekt investiert
Oliver Mies (FDP) findet es „schade“, das Ikea die vielen Stunden Arbeit von Verwaltung und ehrenamtlichen Politikern aus drei Jahren mit einem Handstreich überflüssig macht. „Das ist ein Schlag ins Kontor.“ Gleichzeitig warnt die FDP, die Entwicklung auf dem Kraneburger Feld nun übers Knie zu brechen. Dem Mangel an Gewerbeflächen könne man möglicherweise auch durch die Umwidmung von Flächen begegnen.
Aus Sicht der Stadt sei die Ikea-Entscheidung bedauerlich, sagt Johannes Bombeck. Denn bei aller Kritik an Steuersparmodellen, die Gewerbesteuer zahle Ikea und biete außerdem im Gegensatz zu vielen anderen Einzelhändlern überwiegend Vollzeitarbeitsplätze.
Linke fordert produzierendes Gewerbe auf Areal
Bedauern herrscht auch bei der Linkspartei, die ebenfalls von „tarifgebundenen Arbeitsplätzen“ bei Ikea spricht. Darauf müsse nun bei allen Neuansiedlungen auf dem Areal geachtet werden, fordert Ratsherr Niels Holger Schmidt. Die Linke hofft auf Pläne, die möglichst viele Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe in die Stadt holen. Bestätigt sieht sich die Linke auch in der Gefahr einer Endlosdiskussion um den Autobahnbau.
Die DKP nimmt das Ikea-Aus zum Anlass, einen Stopp der Autobahnpläne und ein Ende der Gewerbepläne für das Kraneburger Feld zu fordern. Es habe eine wichtige ökologische Funktion. „Stattdessen sollten die nicht mehr benötigten Flotationsbecken der RAG, östlich der B 224, für eine gewerbliche Ansiedelung genutzt werden“, so Ratsherr Michael Gerber.
Grünen wollen städteübergreifende Planung
Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda sagt, dass die Partei schon bei der Ansiedlung zwiegespalten gewesen sei. So sei es nun auch. Die Enttäuschung über die Entscheidung sei nachvollziehbar, es sei aber auch eine Chance. Die Grünen wollen nun in der Boy nichts überstürzen. „Wir wissen um die Knappheit bei Gewerbeflächen aber wir halten die Zusammenarbeit mit anderen Städten – wie jetzt im Bottroper Süden mit Essen – für sinnvoller.“ Langfristig, so Andrea Swoboda, sollte das Ruhrgebiet seine Flächenpolitik nur noch gemeinsam machen.