Bottrop. . Reimbern von Wedel-Parlow will sich künftig verstärkt um das Kulturprogramm im Passmanns kümmern. Die Gastronomie legt er in jüngere Hände.

Er ist das Gesicht der Kulturkneipe Passmanns an der Kirchhellener Straße. Seit über 14 Jahren füllt Reimbern von Wedel-Parlow mit Konzerten, Ausstellungen und Lesungen den Schankraum und die Theke. Nun gibt der Kultwirt und Kneipennacht-Organisator die Geschäftsführung der Gastronomie an die nächste Generation weiter. Er kümmert sich in Zukunft hauptsächlich um das Kulturprogramm. Szene-Newcomer Michael Mrosek aus Gladbeck wird Zug um Zug übernehmen. Das Konzept will der 28-Jährige aber beibehalten.

2004 übernahm Reimbern von Wedel-Parlow das Passmanns, „das damals so vor sich hin dümpelte“, wie er sagt.
2004 übernahm Reimbern von Wedel-Parlow das Passmanns, „das damals so vor sich hin dümpelte“, wie er sagt.

„Der Ansatz ist bei ihm ein etwas anderer. Ich habe am Ende meiner beruflichen Laufbahn damit angefangen, als Kneipier zu arbeiten. Er beginnt damit am Anfang seiner Karriere. Er hat in jedem Fall das Potential dazu“, sagt Wedel-Parlow. Für den Wirt ist der Rückzug kein Abschied. „Ich gebe nur Arbeit ab. Es ist ein sanfter Ausstieg, der noch bis zu drei Jahre andauern kann. Das Ende ist immer der Anfang von etwas Neuem. Was in Zukunft passiert, das kann ich nicht sagen.“

Mit Höhen und Tiefen

Die Geschichte Wedel-Parlows ist eine lange, eine mit Höhen und Tiefen: Geboren wurde der 64-Jährige in Ludwigsburg, er wuchs jedoch in Bottrop auf und ging hier zur Schule. Nach dem Fachabitur in Elektrotechnik begann er sein Ingenieurstudium im Rhein-Main-Gebiet. Zu dieser Zeit lebte er in Frankfurt und Darmstadt, den Studenten zog es in seiner Freizeit aber immer zurück in die Heimat. Hier arbeitete er im damaligen Bistro-Piccadilly hinter der Theke und sammelte erste Erfahrungen in der Gastronomie.

Als seine Tochter auf das Gymnasium musste, beschloss er, ganz nach Bottrop zurückzukehren. Das war im Jahr 2000. „Zu dieser Zeit war die Gastro-Szene hier langweilig. Alle trauerten den 80er und 90er Jahren nach, als es noch das Porque no, den Uhlenspiegel und das Em Pom Pie gab, das Mitte der 90er schließen musste.“

Laden erhielt neuen Glanz

Der Wirt beschloss aus einer Bierlaune heraus: Eine Alternative muss her, die an die alten Zeiten anknüpft. 2004 übernahm er das Passmanns, „das damals so vor sich hin dümpelte“, wie Wedel-Parlow sagt. Er baute auf dem alten Kulturkonzept des „Em Pom Pie“ auf und verlieh dem Laden neuen Glanz. Aus dem zweiten Standbein wurde schnell ein neuer Vollzeitjob.

Musikergrößen, die unter anderem in Woodstock spielten, gastierten in dem Lokal. Der Bottroper Jazz-Club stellte regelmäßig Nachwuchstalente vor. Autoren gaben Lesungen, überregionale und regionale Künstler stellten ihre Bilder und Fotografien aus. Erst vergangenen Sonntag feierte die neue Klassik-Musikreihe Premiere.

Weitere Vorstöße

Reimbern von Wedel-Parlow versuchte sich 2007 an einem zweiten Passmanns in Dorsten, das 2008 wieder schloss. Das Stadtcafé in Bottrop schob er 2011 mit Georg Louven-Schuhmacher an, an den er das Lokal 2013 verkaufte. Im vergangenen Jahr stieg er in den Gastronomiebetrieb des Tennisclubs Blau-Gelb-Eigen ein, verließ es aber noch im selben Jahr.