Bottrop. . Heute vor 75 Jahren wurde der Bottroper geboren und erwarb sich in seinem kurzen Leben viele Sympathien. Olympiateilnehmer 1968 in Mexiko

Er ist einer der besten Bottroper Sportler aller Zeiten, doch lange nicht alle in der Stadt können mit seinem Namen etwas anfangen. Nach Dieter Renz ist zwar die größte Bottroper Sporthalle benannt, aber dass er Boxer war, wissen nicht viele. Was vermutlich daran liegt, dass er so früh verstorben ist. Renz, der am Samstag vor 75 Jahren geboren wurde, verunglückte 1969 tödlich – im Alter von nur 26 Jahren.

Foreman hatte keine Chance

Ein Jahr davor hatte er in Hannover den größten Triumph seiner Karriere gefeiert: In einem Länderkampf zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA besiegte er im August 1968 George Foreman, den späteren Olympiasieger und Weltmeister aller Klassen, durch Disqualifikation. „Dieter hätte den Kampf auch nach Punkten gewonnen“, glaubt Freddy Bonk, ein damaliger Klubkollege bei den Boxfreunden Bottrop. „Ein großartiger Kampf von Dieter“, erinnerte sich auch der 2012 verstorbene Peter Hussing, einst der größte Gegner des Bottropers in Deutschland.

Gerade der Sieg über Foreman begründete Dieter Renz’ große Bedeutung für Bottrop, lange war er der einzige Olympiateilnehmer der Stadt, 1968 in Mexiko-Stadt. Doch was noch mehr für ihn spricht als seine sportliche Klasse, ist seine freundliche Art, von der alle Zeitzeugen berichten. Dieter Wemhöner, der damalige Bundestrainer, meinte: „Dieter war ein freundlicher, ausgeglichener und hilfsbereiter Mensch.“ Konkurrent Hussing sagte: „Ich habe von ihm nie ein böses Wort gehört, nicht einmal einen leisen Fluch. Dieter war ein Mensch, den gibt es nur einmal!“ Auch Hans Mazurek, ein weiterer Vereinskollege von früher, fand ihn „ruhig und sachlich. Er war ja nicht verschlossen, nur war er ein wenig stiller. Wir anderen dagegen waren so richtige Rabauken.“

Der frühere Vorsitzende der Boxfreunde, Eduard Schwabe, hat eine besonders nette Geschichte parat. „Einmal hatten wir einen Kampf in Essen“, berichtet Schwabe. „Da ist der Dieter mit seinem Fahrrad nach Hause gefahren, um ein zweites Paar Boxschuhe für seinen Gegner zu holen, der keine eigenen hatte.“ Das war beim Wiegen aufgefallen und weil es ein Mannschaftskampf war, blieb dafür noch genug Zeit, denn die Schwergewichte mussten nach den übrigen Gewichtsklassen als letzte in den Ring. „Die richtige Ausrüstung war damals für die Amateure bei weitem noch nicht selbstverständlich und Renz hatte als Mitglied der Nationalstaffel mehrere Paar Stiefel“, erzählt Schwabe.

Fairer Gummimensch

162 Kämpfe absolvierte Renz in seiner Karriere (135 Siege, 14 Unentschieden, 13 Niederlagen), noch imponierender war seine Lebenseinstellung. Peter Hussing: „Er war gleich bleibend gut gelaunt und hat nie ein mieses Gesicht gemacht.“ Seine sympathische Art legte Renz nicht einmal in seinen Kämpfen ab. Hussing lobte: „Dieter war total fair, hat nie mit Haken und Ösen gekämpft.“ Dabei sei er kaum zu treffen gewesen, berichtete Hussing: „Ein Gummimensch, die Füße immer vorne und den Oberkörper dahinter.“

Eine Profikarriere zog Dieter Renz aber nie in Erwägung. Dazu war er mit 1,82 Metern und kaum mehr als 80 Kilogramm weder groß noch schwer genug. In den sechziger Jahren gab es noch nicht so viele Gewichtsklassen wie heute, und Renz war meist einen Kopf kleiner als seine Gegner. Freddy Bonk analysiert außerdem: „Dieter fehlte der Killerinstinkt. Er wollte die Widersacher technisch besiegen und nicht niederstrecken.“ Nicht einmal siegte Renz durch K.o.. Dabei war Renz nie zimperlich, gewann 1965 in der Frankfurter Jahrhunderthalle bei einen Kampf trotz Kieferbruchs.

Dieter Renz, Jahrgang 1943 und Schlosser von Beruf, stammte aus einer Arbeiterfamilie, die aber keine glückliche Geschichte hat, denn wie er verunglückte sein Bruder ebenfalls in den sechziger Jahren als Obersteiger auf einer Zeche tödlich.

Meister und Olympiateilnehmer

Renz’ erster Boxklub war der BSK 53. Dreimal wurde Renz für die Boxfreunde Bottrop 1965, 1967 und 1968 Deutscher Meister der Amateure im Schwergewicht. 1968 war das größte Jahr des braven Boxers, als er neben dem Kampf gegen Foreman noch die Teilnahme an den olympischen Kämpfen feierte. Dieter Renz unterlag in Mexiko allerdings schon im Achtelfinale dem Italiener Giorgio Bambini klar nach Punkten. Der wiederum scheiterte dann im Halbfinale an dem späteren Olympiasieger Foreman.

Genau ein Jahr später, am 16. August 1969, starb Dieter Renz. Bei einer Bergwanderung in den Schweizer Alpen wollte er neue Schuhe einlaufen und war mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Renz rutschte aus und rollte sich auf einer steilen Wiese noch ab, was den anderen gar nicht so gefährlich schien, denn die Schlucht hinter der Wiese war nicht zu sehen. So aber stürzte Dieter Renz in die Tiefe und erlitt tödliche Verletzungen. Die 1971 erbaute Sporthalle an der Hans-Böckler-Straße erinnert mit ihrem Namen an die Bottroper Box-Legende.