Ich gestehe: Ich bin ein ziemlicher Karnevalsmuffel. – Alaaf, Helau und humbahumbahumba tätärää sind einfach nicht meins. Allerdings ist das eher eine Geschmackssache und durchaus nicht so, dass ich das Ding an sich ablehne; im Gegenteil: aus religiösen Gründen befürworte ich die Institution Karneval nachdrücklich!

Ich gestehe: Ich bin ein ziemlicher Karnevalsmuffel. – Alaaf, Helau und humbahumbahumba tätärää sind einfach nicht meins. Allerdings ist das eher eine Geschmackssache und durchaus nicht so, dass ich das Ding an sich ablehne; im Gegenteil: aus religiösen Gründen befürworte ich die Institution Karneval nachdrücklich!

Auf seine Weise transportiert der Karneval einen wichtigen Teil der Frohen Botschaft Jesu: Unser Leben ist uns von Gott geschenkt und wir sollen es genießen! Damit das nicht vergessen wird, stehen vor dem Aschermittwoch und Beginn der Fastenzeit die „tollen Tage“. Bevor wir eingeladen werden, uns auf das einfache Leben zu konzentrieren und durch Verzicht und Augenmerk auf das Wesentliche zur Ruhe zu kommen, „drehen wir richtig auf“ und lassen es „ordentlich krachen“. Während im Karneval die alltägliche Ordnung auf dem Kopf steht, genießen wir das Leben in Fülle!

All das ist wichtig, damit man die anschließende Fasten- oder Passionszeit nicht missversteht: Einkehr und Verzicht sollen nämlich kein Dauerzustand sein. Erst im Wechsel von Ausgelassenheit und Einkehr können wir die ganze Bandbreite erfahren, die das Leben für uns bereit hält. Dabei ist das eine nicht „besser“ als das andere: Wer meint, Gott sähe es lieber, wenn wir fasten als wenn wir feiern, ist „auf dem falschen Dampfer“. –

Dass es eher auf den Wechsel und das Maß ankommt, kann man gut an Jesus selber sehen. In der Bibel lässt sich lesen, dass er von manchen Zeitgenossen als „Fresser und Säufer“ wahrgenommen wird oder dafür sorgt, dass bei einer Hochzeit der Wein nicht ausgeht, damit die Gäste ordentlich weiter feiern können. Ein andres Mal geht er in die Wüste, um dort einfach zu leben, sich auf Gott zu besinnen und streng zu fasten.

Nebenbei bemerkt: Auch das Judentum kennt eine dem Karneval ähnliche, „exzessive Feierei“. Zum jüdischen Purimfest verkleiden sich die Kinder, es gibt fettiges Gebäck und sogar das rabbinische Gebot, sich ordentlich zu betrinken, um den Aspekt des ausgelassenen Genusses zu erfahren. – Auch dieser kommt von Gott und will (dankbar) erlebt werden.