Bottrop. . Kirstin Hater ist dabei, sich als Seniorenassistentin selbstständig zu machen. Sie bietet Unterstützung im sozialen Bereich.
Wenn man sich entschließt, seinen schwer kranken Partner, ein Elternteil oder Kind als Angehöriger zu pflegen, muss das nicht bedeuten, jeden Handgriff alleine zu tun. Im Gegenteil, die Pflegenden brauchen auch Entlastung.
Für ganz praktische Unterstützung können ambulante Pflegedienste und hauswirtschaftliche Hilfen sorgen. In der Tagespflege ist der Kranke meist über Stunden gut versorgt. Für die soziale Betreuung zwischendurch daheim mögen mal andere Familienmitglieder, Freunde oder Ehrenamtliche einspringen. Dafür können aber auch Profis beschäftigt werden, wie Seniorenassistentin Kirstin Hater.
Ehemalige Vorstandssekretärin
Die 46-Jährige betreut bereits seit über einem Jahr nebenberuflich Senioren, macht für sie die Buchhaltung, steht für gemeinsame Spaziergänge bereit. Weil diese Tätigkeit die ehemalige Vorstandssekretärin in einer Bank so zufrieden macht, will sie sich zum 1. April komplett als Seniorenassistentin nach dem Plöner Modell schwerpunktmäßig im Bereich Kirchhellen selbstständig machen. Dazu hat die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau eine entsprechende anerkannte Ausbildung gemacht – über 160 Stunden. Plus 80 Stunden Praktikum in einem Seniorenheim.
„Die Seniorenassistenz unterstützt die Pflege“, sagt Kirstin Hater. Es geht ihr ums Soziale und teils Emotionale, um gemeinsames Singen, Spiele machen, aus der Zeitung vorlesen; um Begleitung zu Arztterminen, wichtigen Gesprächen oder Familienfeiern; ums Unterhalten oder Aktivieren von Gedächtnis und Bewegung. Immer je nachdem, was gewünscht wird. Gerade ist Kirstin Hater dabei, sich eine Kiste mit Utensilien zusammenzustellen, die sie bei künftigen Einsätzen mit dabei haben möchte. Ein Igelball ist schon darin, dazu ein Theraband und ein paar Texte zum Vorlesen und Trainieren der grauen Zellen.
Spiel mit extra großen Figuren
Anbieten möchte sie bei ihren Besuchen zum Beispiel auch ein Mensch Ärgere Dich nicht Spiel mit extra großen Figuren – „die sind für viele alte Menschen besser zu greifen“, ist ihre Erfahrung.
Abrechnung mit den Pflegekassen
Eine Erstattung durch die Kassen sei ab Pflegegrad 2 möglich über die Verhinderungspflege. „Ist etwa die Tochter die Pflegeperson und es steht ein Krankenhausaufenthalt oder Urlaub an, kann jemand wie ich bis zu sechs Wochen als Ersatz engagiert werden“, so Kirstin Hater. Eine solche Entlastung der Angehörigen über die Verhinderungspflege sei auch stundenweise möglich.
Perspektivisch möchte Hater sich um eine Anerkennung durch das Land durch eine Kooperation mit einer Fachkraft bemühen – denn dann könne ihre Unterstützung auch über den Entlastungsbetrag abgerechnet werden.
„Die Ausbildung war inhaltlich sehr umfangreich“, erzählt die 46-Jährige, nach deren Auskunft es aktuell zwei Seniorenassistentinnen nach dem Plöner Modell in Bottrop gibt. Psychologie habe auf dem Stundenplan gestanden, Pflege-Basiswissen, Rechtliches, Praktisches wie Gedächtnistraining oder Sitzgymnastik.
Derzeit betreut sie zum Beispiel eine 92-jährige Dame, deren Tochter im Ausland ist. „Sie ist geistig fit, aber nicht mehr so mobil, kann allein das Haus nicht verlassen.“ Sollten pflegende Angehörige eine Auszeit brauchen, steht sie bereit, um in der Regel stundenweise die soziale Betreuung der zu Pflegenden zu übernehmen.
25 Euro pro Stunde
Der Einsatz der Seniorenassistentin hat natürlich einen Preis. Und der liegt bei einem Höchstsatz von 25 Euro pro Stunde. „Teilweise wird das von den Kassen bezahlt“, berichtet Kirstin Hater (siehe Info-Box auf dieser Seite).
„Der Bedarf ist da“, ist die Bottroperin von ihrer neuen Tätigkeit überzeugt. Sie will sich nun noch der Bundesvereinigung der Seniorenassistenten Deutschland anschließen.