Bottrop. . Vor zehn Jahren wurde die Bottroper Bürgerstiftung gegründet. Vorsitzender Helmut Julius über die Arbeit und Zukunftsvorstellungen der Akteure.
Vor zehn Jahren wurde die Bottroper Bürgerstiftung ins Leben gerufen. Ihr Ziel: das bürgerschaftliches Engagement voranbringen. „Sie soll helfen, die Mitverantwortung der Bürger in unserer Stadt und in der Region zu fördern und zu stärken“, heißt es in der Broschüre der Stiftung. Über deren Arbeit sprach WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung, Helmut Julius (73).
Wie kann denn die Bürgerstiftung helfen?
Wir haben unser Stiftungskapital, das ja nicht angetastet werden darf. Stiftungen sollen die Erträge aus dem Kapital ausgeben. Außerdem haben wir die Möglichkeit, Spenden zu sammeln und so Projekte zu unterstützen oder eigene Vorhaben anzustoßen.
Aber es ist doch derzeit fast unmöglich, Zinsen zu erwirtschaften?
Das spüren wir als Stiftung selbstverständlich auch. Wir sind gestartet mit einem Kapital von 65 000 Euro. Das ist durch Zustiftungen inzwischen auf rund 175 000 Euro angewachsen. Die größte Zustiftung, die wir erhalten haben, lag übrigens bei 30 000 Euro. Doch wie jeder normale Sparer erhalten auch wir kaum noch Zinsen. Bis zur zweiten Finanzmarktkrise konnten wir rund vier Prozent erwirtschaften. Das ist vorbei. Nun hat sich aber auch bei der Stiftungsaufsicht etwas getan. Bisher hat man dort einen Aktienanteil von gut 15 Prozent toleriert.Heute ist die Aufsicht flexibler, man dürfte den Anteil wohl steigern. Bisher haben wir das nicht getan, werden uns aber sicher auch damit beschäftigen müssen.
Welche Ziele verfolgt die Bürgerstiftung, was fördern Sie?
Wir sind breit aufgestellt und können Unterstützung leisten in den Feldern Bildung und Erziehung, Kunst, Kultur, Denkmalschutz und Brauchtum, aber auch Sport, um nur einige der Felder zu nennen, in denen wir aktiv sind. So haben wir vor einiger Zeit einen Beitrag geleistet zur Restaurierung des vierten Barockgemäldes aus der Kommende Welheim. Wir haben aber auch geholfen, eine Kletterwand für MS-Kranke im Malakoffturm zu schaffen und haben ein Konzert der westfälischen Symphoniker organisiert. Das zeigt vielleicht auch die breite Palette, die wir abdecken.
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Wie viele Anfragen und Bitten um Unterstützung erhält die Bürgerstiftung?
Im Jahr sind es 15 bis 20 Anfragen, die uns erreichen. Und das sind nur die, die aus Bottrop kommen. Andere bearbeiten wir ja gar nicht, weil wir als Bottroper Bürgerstiftung auf die Stadt beschränkt sind. Am Ende beschäftigen sich das fünfköpfige Kuratorium und der dreiköpfige Vorstand mit den Bitten. Außerdem haben wir die Möglichkeit, eigene Projekte anzustoßen.
Angesichts des Stiftungskapitals und der schwierigen Zinslage - in welche Richtung will sich die Bürgerstiftung entwickeln?
Ich ziehe da immer einen Vergleich aus dem Sport heran. Eine Stiftung ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf. Und unser Ziel ist es, unter die Top 100 der Bürgerstiftungen zu kommen. Deutschlandweit gibt es 405 Stiftungen dieser Art, 79 davon haben ein Stiftungskapital von mehr als einer Million Euro. Es gibt aber auch 85 Stiftungen, die ein Kapital von weniger als 100 000 Euro besitzen. Klar ist aber auch, dass wir mit unserer Arbeit nicht in den Wettbewerb treten wollen zu anderen Aktivitäten und Akteuren in der Stadt.
Gibt es einen zeitlichen Rahmen für Ihre Zielsetzung?
Nein, das ist schwer zu beziffern. Allerdings haben wir schon eine Vielzahl von zu erwartenden Zustiftungen. Es gibt testamentarische Verfügungen, so dass unser Ziel nicht unrealistisch ist. Aber es bleibt Zukunftsmusik. Gleichwohl machen wir uns Gedanken, welche Themenfelder Priorität haben. Klar ist aber auch, dass wir weiterhin für die Menschen in Bottrop da sein werden.