Essen/Bottrop. . Im Bottroper Apothekerprozess sagt die Amtsapothekerin aus. Das Gericht sieht keinen Anlass, dass sie sich selbst strafbar gemacht hätte.
Der Apothekerprozess vor dem Landgericht Essen bietet ungewöhnliche Bilder. Ausgerechnet die Amtsapothekerin der Kreisverwaltung Recklinghausen, zuständig für Bottrop, kommt mit Rechtsanwalt Ingo Minoggio als Zeugenbeistand zu ihrer Vernehmung. Sie fürchtet, sich selbst in den Verdacht einer Straftat zu bringen.
Hintergrund sind offenbar drohende Fragen der Nebenklage, also der Rechtsanwälte, die die von mutmaßlich gepanschten Krebsmedikamenten betroffenen Patienten vertreten. Sie kritisieren schon länger, dass mangelnde Kontrollen der Apotheken es ermöglich hätten, dass Peter Stadtmann laut Anklage „aus Geldgier“ ihnen bei der Zubereitung von Chemotherapien die teuren Wirkstoffe vorenthielt. Aktuell ging es um einen Fragenkatalog eines Nebenklageanwaltes an den Kreis, dessen Formulierung die Kreisverwaltung offenbar Schlimmes befürchten ließ.
Amtsapothekerin muss vor Gericht aussagen
Aber die XXI. Essener Strafkammer sieht keinen Anlass, dass die 54 Jahre alte Amtsapothekerin sich selbst belasten könne. Sie darf deshalb nicht schweigen, sondern muss reden. Zügig geht das nicht voran. Das Gericht und auch die Verteidiger kritisieren immer wieder Fragen der Nebenklage als unzulässig, nicht zur Sache gehörend oder suggestiv.
Wie die 54-Jährige die Apotheken kontrolliert hat? Sie weist darauf hin, dass die Rechtslage für Apotheken unsicher gewesen sei. Es habe später Erlasse aus dem Ministerium gegeben, an denen sie sich orientiert habe. Vorgegeben sei, dass sie sich anmelden musste, bevor sie die Apotheke nach der Betriebsstättenverordnung untersucht habe. Nur bei konkretem Verdacht habe man auf die Anmeldung verzichten können.
Nebenklageanwalt verdächtigt Mutter des Apothekers
Rechtsanwalt Andreas Schulz deutet einmal die Strategie der Nebenklage an. Sie wolle den Nachweis erbringen, dass es sich bei der Tat um einen „banden- und gewerbsmäßigen Betrug“ handele, an dem neben Stadtmann auch dessen Mutter und ein Mitarbeiter der Alten Apotheke beteiligt seien. Beweise dafür legt er nicht vor.