Bottrop. . Christine Wittgenstein und Klaus Albert sind als ehrenamtliche Seelsorger im Kirchenkreis im Einsatz. Sie empfinden ihre Arbeit als Bereicherung.

„Bei mir hat es gleich an diesem ersten Abend gefunkt“, erinnert sich Christine Wittgenstein lächelnd. Über zwei Jahre liegen zwischen diesem ersten Abend und dem letzten Sonntag, als der Aussendungsgottesdienst für die ersten Rose-Seelsorger im Kirchenkreis Gladbeck/Bottrop/Dorsten in St. Stephani in Gladbeck stattgefunden hat. Rose – das steht für Regional Organisierte Seelsorge Ehrenamtlicher.

Verantwortlich für die Rose-Kirche zeichnet die Bottroper Pfarrerin Ulrike Mummenhoff. Christine Wittgenstein und Klaus Albert gehörten zum Kreis der 15, die in Gladbeck ihr Zertifikat erhalten haben. Sie haben der WAZ von ihrer Ausbildung und ihrer Tätigkeit erzählt.

Christine Wittgensteins Einsatzort ist das Käthe-Braus-Haus, der Gladbecker Klaus Albert geht alle zwei Wochen auf die Innere Station im Knappschaftskrankenhaus Bottrop und ins Marthaheim in Gladbeck. Beide schenken den Menschen dort Zeit und ein offenes Ohr, sprechen mit ihnen über Lebensfragen und alles, was ihnen auf der Seele liegt. Keine Selbstverständlichkeit mehr in einer Zeit, in der viele Kontakte nur noch über soziale Medien laufen.

Vertrauen und Offenheit

In St. Stephani
In St. Stephani © Lutz von Staegmann

Christine Wittgenstein – ehemalige Schulamtsdirektorin in Bottrop und dem Kreis Recklinghausen, seit 23 Tagen in Pension – war schon vor zwei Jahren auf der Suche nach einer Betätigung für die Zeit „danach“. Sie hat evangelische Theologie fürs Lehramt studiert und sich Rose-Seelsorge gut vorstellen können. Klaus Albert, seit sieben Jahren in Rente, sagt von sich selber: „Ich habe immer viel mit Menschen zu tun gehabt.“ Er hat fürs Jugendamt gearbeitet und ist im Sportverein aktiv.

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„Seelsorge ist jede Begebenheit“, sagt er. „Allein die Anwesenheit ist schon Seelsorge.“ Einmal die Woche besuchen sie für zwei, drei Stunden Menschen im Krankenhaus oder im Altenheim, auch Arbeit in den Gemeinden ist möglich. Viele Ältere würden sich im Gespräch mit ihnen an lange zurückliegende Dinge erinnern oder Konflikte offenbaren, die sonst nie Thema würden.

„Dieses Vertrauen und diese Offenheit, die einem da entgegen gebracht werden, sind ein Geschenk“, findet Christine Wittgenstein. Alles, was ihre Gesprächspartner ihnen anvertrauen, bleibt unter ihnen. Die Rose-Seelsorger unterliegen natürlich der Schweigepflicht.

Ausbildung dauert knapp zwei Jahre

Knapp zwei Jahre wurden sie in drei Basismodulen und Praxisphasen auf ihre Aufgabe vorbereitet. Dabei gab es Themen wie Kommunikation und Psychologie, Lebenskrisen oder Lebens- und Glaubensfragen. Sie haben über Biografiearbeit, Krisenintervention, Demenz oder theologische Themen gesprochen. Da ging es auch für sie selber gelegentlich ans „Eingemachte“. Supervisionen halfen ihnen, sich immer wieder selber zu überprüfen.

„Es ist ein absoluter Gewinn für mein Leben“, sagt Christine Wittgenstein und Klaus Albert empfindet ähnlich. Dabei genießen sie auch die Kontakte und neuen Freundschaften zu den anderen „Rosen“, gemeinsame Wochenenden und regelmäßigen Treffen.