Bottrop. . Patienteninitiative „Impuls“ kümmert sich am Brustzentrum des MHB um Erkrankte. Es gibt Kurse, Workshops, ein Onko-Café und viel Miteinander.
Es ist eine fröhliche Frauenrunde da im „Onko-Café“, auch wenn sie ein schlimmes Ereignis zusammen gebracht hat. Sie alle haben eine Krebsdiagnose bekommen. Bei einigen ist es schon drei, vier Jahre her, bei anderen erst wenige Monate. Sie treffen sich im Verwaltungsgebäude neben dem Marienhospital (MHB) bei der Patienteninitiative „Impuls“ zu Yoga und mehr. Initiiert hat dies Annette Gertdenken gemeinsam mit Dr. Kolberg, dem Chef des Brustzentrums am MHB.
Die gelernte Erzieherin, Heilpädagogin und Yoga-Lehrtrainerin ist selber Betroffene. 2012 hat sie die Diagnose Brustkrebs bekommen und während der gesamten Chemotherapien mehrmals die Woche Yoga unterrichtet. Dabei hat sie festgestellt, wie gut ihr das tat. Sie hatte mehr Energie, litt weniger unter Übelkeit und konnte positiver in die Zukunft blicken.
50 Frauen kommen regelmäßig
Vier Mitpatientinnen waren dabei, als sie 2013 die erste Yogagruppe für krebskranke Frauen angeboten hat – Geburtsstunde für die Patienteninitiative. Heute gibt es fünf Yogakurse mit jeweils acht bis zehn Teilnehmerinnen, dazu jetzt auch Tanzkurs, Lauftreff, Singgruppe, Leseraum mit Leihbibliothek und das Onko-Café – alles Angebote aus dem Kreis früherer Teilnehmerinnen. Rund 50 Frauen kommen regelmäßig her. Warum?
„Wir sitzen alle in einem Boot“, sagt eine von ihnen. Sie müssen mit ihrer Erkrankung und den Folgen der langwierigen Behandlung fertig werden. Yoga und Entspannungstechniken helfen ihnen dabei. Jede macht soviel wie sie kann.
Kurse für krebskranke Frauen
Zum Lauftreff für Frauen nach Krebs kommen die Teilnehmerinnen immer freitags um 12 Uhr zum Parkplatz Quadrat. Die Tanzgruppe für krebskranke Frauen findet samstags ab 10 Uhr statt.
Das Onko-Café im Verwaltungsgebäude am Marienhospital lädt jeden Freitag von 10 bis 12 Uhr und jeden 3. Mittwoch im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr ein.
Yoga- und Entspannung können krebskranke Frauen in verschiedenen Kursen praktizieren. Für Patientinnen des Brustzentrums ist die Teilnahme 15 Monate lang kostenlos. Es werden auch Spenden gesammelt. Frauen, die sich für die Kurse oder die Patientenintiative „Impuls“ interessieren, können sich an Annette Gertdenken wenden: 0176-64844996, gertdenken@gmail. com. Es gibt auch Flyer.
„Der Leistungsgedanken spielt bei uns keine Rolle“, betont Annette Gertdenken. Dafür aber Achtsamkeit und Wahrnehmung dem eigenen Körper gegenüber, der gerade so krank und so fremd geworden ist, sagt etwa Gertrudis Huvers.
Aber es gibt eben auch Austausch und Gespräche, gemeinsame Wochenenden und Workshops, ein Miteinander und viel Verständnis für einander. „Nach der Therapie steht man plötzlich ganz alleine da“, so hat es Christa John empfunden und sich dann in einem tiefen Loch wiedergefunden, mit all ihren Ängsten. „Wenn man durch die Zeit durch ist, kommt man gerne her“, sagt Heidrun Schulte-Kellighaus. Sie hat hier auch einen neunen Lebenssinn gefunden, als sie durch die Krankheit erwerbsunfähig wurde.
Manchmal sind auch Männer dabei
Gelegentlich sind auch Männer in der Runde, wie Norbert Guske, dessen Frau vor zwei Monaten an Krebs gestorben ist. Sie sei bis zuletzt gerne in die Gruppe gegangen, habe hier noch ein Stück „normales Leben“ gefunden, erzählt er. Wenn er herkommt, fühle er sich ihr noch ein wenig nahe, sagt er.
Der Tod gehört in der Gruppe dazu. Gleich drei von ihnen haben im vergangenen Jahr ihren Kampf gegen den Krebs verloren. Es sei nicht leicht damit umzugehen, sagt Annette Gertdenken auch für alle anderen.