Bottrop. . Verkehrswacht Bottrop plant Sicherheitstrainings für E-Bike-Nutzer. Es soll ein Simulator angeschafft werden. Verein sucht Partner und Sponsoren.
Die Verkehrswacht Bottrop wendet sich jetzt verstärkt den Pedelec-Fahrern zu. Für sie soll es in Zukunft ein Sicherheitstraining geben, um sie fit zu machen für die sichere Fahrt mit den schnellen, elektrisch verstärkten Zweirädern.
Es gab eine „Initialzündung“ für diesen Plan, erzählt Reinhard Lücke, zweiter Vorsitzender der Verkehrswacht Bottrop und Leiter der Jugendverkehrsschule. „Die Unfallzahlen mit Pedelec-Fahrern, die im Jahr 2016 sowieso schon auf Rekordniveau waren, sind im vergangenen Jahr noch einmal gestiegen.“ Dies hat er im November einer Mitteilung des Innenministeriums entnommen.
Mehr Unfalltote
2016 seien in Nordrhein-Westfalen insgesamt 1068 Pedelec-Fahrer verunglückt und damit über 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Unfällen wurden zwölf der Fahrer getötet, 2015 waren es neun. Schon Ende Oktober habe das Innenministerium dann gemeldet, dass diese Zahlen 2017 noch einmal übertroffen würde. Bis zu dem Zeitpunkt habe es bereits 19 tödliche Unfälle mit Pedelec-Fahrern gegeben, darunter 16 Senioren.
„Tendenz steigend“ bestätigt auch Ramona Hörst von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Recklinghausen für den Kreis Recklinghausen und die Stadt Bottrop. Man müsse aber auch berücksichtigen, sagt sie, dass ja auch mehr E-Bikes auf den Straßen unterwegs seien.
Auch beim Polizeipräsidium steigende Zahlen
2016 habe es im Bereich des Polizeipräsidiums insgesamt 33 Unfälle mit Pedelec-Fahrern gegeben, darunter seien 22 Senioren gewesen, erklärt die Pressesprecherin. Die genauen Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Die Unfallstatistik für 2017 wird erst im Februar veröffentlicht. Erst seit 2012 wird übrigens in der Statistik des Landes die Beteiligung von Pedelec gesondert aufgeführt.
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Die Verkehrswacht Bottrop will aus den Unfallzahlen nun Konsequenzen ziehen. „Wir werden einen Pedelec-Simulator anschaffen und ein Fahrsicherheitstraining anbieten“, berichtet Reinhard Lücke. Auf diesem Gerät können Teilnehmer quasi im Stand die Tour mit dem E-Bike fahren, die ihnen auf einem Bildschirm angezeigt wird. Dabei werden reale Verkehrszenen verwendet.
„Uns geht es um Unfallverhütung“, sagt Lücke. „Wir werden in unseren Seminaren neben den Fertigkeiten der Fahrer auch alle anderen Sicherheitsaspekte behandeln.“ Dazu gehöre natürlich auch das Tragen eines Helms. Bislang gibt es noch keine Helmpflicht für Pedelec-Fahrer. Reflektierende Kleidung sei auch ein Thema.
Üben auf dem Pedelec-Simulator
„Die allermeisten Senioren, die vom Fahrrad aufs E-Bike umsteigen, erhoffen sich davon neue Möglichkeiten der Lebensführung“, meint Lücke. „Aber Pedelec-Fahren ist dann doch etwas ganz anderes.“ Die Fahrer seien teilweise überfordert. So seien beispielsweise Stürze beim Anfahren gar nicht so selten. „Das Ding macht plötzlich einen Satz nach vorne, und der Fahrer ist noch gar nicht darauf eingestellt“, meint Lücke.
Gefahr drohe aber auch vor anderen Verkehrsteilnehmern. Autofahrer würden die Geschwindigkeit der Zweiradfahrer – bis zu 25 Stundenkilometer – oft völlig untereinschätzen. Viele Pedelecs seien ja auch nicht auf Anhieb von Fahrrädern zu unterscheiden.
Die Anschaffung eines Pedelec-Simulators kann die Verkehrswacht allerdings nicht von heute auf morgen stemmen. „Die sind richtig teuer“, stöhnt Lücke und rechnet mit Kosten von um die 13 000 Euro. Eine erste „Rate“ war dieses Jahr die 625-Euro-Spende der Sparkasse Bottrop aus dem Zweckertrag der Sparlotterie. Darüber hinaus wirbt die Verkehrswacht für eine Kooperation mit den Nachbarn, zum Beispiel der Verkehrswacht Gladbeck, die den Simulator ja auch einsetzen könnte. Außerdem werden auch Sponsoren gesucht.