Bottrop / Oberhausen. . Erstaunliche Planungen der 1970er Jahre: Ehrwürdiges Burggemäuer als Autobahnraststätte? Selbst das schien denkbar.
Die „Burgpost“ des Förderkreises der Burg Vondern ist stets für eine Überraschung gut. Im aktuellen Heft erinnert Förderkreis-Chef Walter Paßgang an erstaunliche Pläne aus den 1960er und ‘70er Jahren, als der Emscherschnellweg Stück für Stück in der Region als neue Ost-West-Achse entstand und als die Verkehrsplaner genau an der Burg Vondern einen gigantischen Autobahnkreis planten. Es sollte die A 42 (Emscherschnellweg) mit der künftig aus Norden kommenden A 31 („Ostfriesenspieß“) verbinden.
Keine kritische Distanz
Im Herbst 1973 gab es entsprechende Zeichnungen: ein Autobahnkreuz auf drei Etagen, mehrfach übereinander gelegte Brücken. Und direkt daneben: die gute alte Burg Vondern, das beliebte Ausflugsziel für Bottroper, kurz hinter der Stadtgrenze zu Oberhausen - fast erdrückt vom Straßenbau. Da ist von einer „reizvollen Verquickung eines modernen Straßenbauwerks mit einem historischen Gebäude“ die Rede. Kritische Distanz? Fehlanzeige. Walter Paßgang, der die Burg-Entwicklung über viele Jahrzehnte kennt: „Es war schon die Rede davon, Burg Vondern zur Autobahnraststätte zu machen!“
Burg komplett verlegen
Überlegt wurde seinerzeit aber auch, die Burg wegen ihres von Verkehrswegen eingekesselten Standorts kurzerhand komplett zu verlegen; in die Ruhraue nach Mülheim. „Es wäre empfehlenswert, die Wasserburg mit Stallgebäude abzubauen und in der Ruhraue neu aufzubauen“, heißt es in einem Bericht aus dem Jahr 1975. Und weiter: „Ein besserer Standort für unser architektonisches Schmuckstück konnte nach reiflicher Überlegung nicht gefunden werden.“
Walter Paßgang sieht solche – aus lokalpatriotischer Sicht – schier unglaublichen Sätze heute gelassen. Und er erinnert sich: „Damals, in den frühen 1970er Jahren, glaubten die meisten gar nicht, dass das neue Autobahnkreuz im Schatten der Burgtürme überhaupt entstehen würde. Zu groß waren im regionalen Umfeld die Widerstände gegen die Autobahn 31, die nach ursprünglichen Plänen von Emden bis Bonn führen sollte. Vor allem in Mülheim liefen die Menschen Sturm gegen die vorgesehene Trassenführung. Sie retteten so das dortige Hexbachtal vor Zerstörung.“
Als dann die A 31 viele Jahre später gebaut wurde, entschieden sich die Verkehrspolitiker, die neue Autobahn im nördlichen Bottrop in Höhe der A 2 enden zu lassen. Denn auch die Bottroper wollten keine neue Fernverkehrs-Trasse durch ihre Stadt. Bis zur A 42 und zur Burg Vondern ist der „Ostfriesenspieß“ nie durchgestochen worden, zweifellos ein großes Glück. Vor allem für die Vonderner Burgherrlichkeit.