Essen/Bottrop. . Vor dem Landgericht Essen geht es im Prozess gegen einen Bottroper Apotheker um das Vorleben des Belastungszeugen.

Am Donnerstag soll Whistle-Blower Martin Porwoll vor dem Landgericht Essen aussagen. Er hatte Material gegen seinen Chef Peter Stadtmann (47) gesammelt und den Bottroper Apotheker angezeigt. Ihm ist es zu verdanken, dass Stadtmann sich wegen gepanschter Krebsmedikamente vor Gericht verantworten muss.

Jetzt interessiert sich die Verteidigung für Porwells Vorleben. Denn 2004 hatte sich der Jugendfreund Stadtmanns selbst einmal vor Gericht zu verantworten. Er hatte sich damals mit einer Computerfirma selbstständig gemacht. Kunden hatten ihn angezeigt, weil sie die bestellte Ware nicht bekommen hatten. 2004 wurde Porwoll wegen Betruges zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, der Schaden für seine Kunden betrug rund 100 000 Euro.

Schulden bis zur Rente abstottern

Im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ hatte er dazu gesagt, dass sein ehemaliger Geschäftspartner und bester Freund der eigentlich Schuldige gewesen sei. Er, Porwoll, habe aber eben auch einen Fehler gemacht und dafür Verantwortung getragen. „Die Schulden werde ich bis zur Rente abstottern“, wurde er zitiert.

Die Verteidigung will mit dieser Vorstrafe offenbar die Glaubwürdigkeit Porwolls angreifen. Auf sie kommt es aber nicht mehr so an, weil die Staatsanwaltschaft nach der Anzeige umfangreiches Beweismaterial sicherstellte. Darum wird es in einem möglichen Urteil gehen.

Mitarbeiterin ist Schwester von Porwoll

Am Montag vernahm das Gericht eine langjährige Mitarbeiterin der Alten Apotheke, 63 Jahre alt. Sie hatte dort den Beruf der Apothekenhelferin erlernt und blickt auf 40 Jahre Betriebszugehörigkeit zurück. Sie ist übrigens die Schwester des Whistle-Blowers Martin Porwoll. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe verließ sie die Apotheke.

Vor Gericht spricht sie auch Hygieneverstöße ihres Chefs an. Sie habe mehrfach beobachtet, dass Peter Stadtmann nicht in der vorgeschriebenen Schutzkleidung das Reinlabor betreten habe, wo er die Chemotherapien herstellte. Darauf habe sie ihn auch angesprochen.