Grafenwald. . Biologe bringt Spinnen aus dem Zoo in den Unterricht der Grundschule mit. Ganz Mutige in den Klassen lassen sie über ihren Kopf krabbeln.
„Ich heiße Dr. Stephan Loksa, aber man nennt mich nur den Spinnenmann.“ Mir dieser prägnanten Vorstellung hat der Arachnologe jetzt die Jungen und Mädchen an der Grundschule Grafenwald begrüßt. Der Förderverein der Schule hatte den Besuch des Diplom-Biologen, der am Aquazoo Düsseldorf arbeitet, finanziell ermöglicht.
„Vogelspinnen bauen keine Netze“, stellte der Fachmann klar. Ein großes Exemplar dieser Art hatte Loksa dabei, Clara nämlich. Die zwölfjährige Vogelspinne war neben Loksa der Star bei den Besuchen. Die große Spinne bedeckte gleich beide zu einem Teller geformte Kinderhände und ließ sich geduldig streicheln und auf ihre Köpfe setzen. „Dann kann man es besser fühlen, das Gewicht und die Bewegungen“, erklärte der Biologe. Wenn man sie auf die Hand setze, werde man durch das Sehen zu sehr abgelenkt.
Die Motivation der Kinder nimmt zu
„Das ist eine ganz andere Motivation“, sagte Schulleiterin Marie-Luise Schrader über den externen Besuch des Biologen. Vor vier Jahren war der Arachnologe zuletzt an der Schule. „Das ist jetzt eine neue Schülergeneration“, ergänzte sie, und so war der im wahrsten Wortsinn lebendige Biologie-Unterricht für die Erst- bis Viertklässler etwas Besonderes. Begonnen hat Loksa mit kleinen Tieren, um dann deren Nachkommen in Eiern zu zeigen. Zum Schluss waren die Vogelspinnen, eine jüngere und Clara als ausgewachsenes Exemplar, der krönende Abschluss.
„Die Kinder werden immer mutiger“, stellten Loksa und Lisa Weisflog übereinstimmend fest. Sie hatte stellvertretend eine Klassenleitung übernommen. Und Extra-Applaus gab‘s für ihre Entscheidung, sich Clara selbst kurz auf den Kopf setzen zu lassen.
Zu viel Stress tut Clara auch nicht gut
„Die Tiere sind sehr behaart“, erklärte der Spinnenmann und appellierte, die Spinne zumindest zu streicheln. „Sie sind weicher als heimische Tiere.“ Diese Einschätzung haben die Kinder geteilt, denn keines wollte es sich schließlich entgehen lassen, den achtbeinigen Gast zu berühren. „Das kann man nicht mit jeder Spinne machen“, sagte Marie-Luise Schrader. Loksa habe erklärt, dass es auch bei den Spinnen aggressivere und friedfertigere Exemplare gebe. Aber Clara gehörte sicher zur zweiten Art, wobei der Biologe darauf achtete, dem Tier nicht zuviel Stress zuzumuten.
„Vögel essen sie am Wenigsten“, erklärte der Fachmann. Insekten, Frösche und gelegentlich eine kleine Maus stünden auf ihrem Speiseplan dieser Art. Und: „Vogelspinnen bauen keine Netze. Sie leben auf dem Boden, und sie können auch rennen.“ Insofern sei ihr Name falsch. Bis zu 20 Jahre können Vogelspinnen alt werden, erklärte er.
Manche Spinnen werden bis zu 20 Jahre alt
„Die Faszination ist bei allen Klassen gleich“, beschrieb die Schulleiterin die Resonanz des Besuchs. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder damit umgehen.“ Wenn Loksa etwas erklärte, hörten die Schüler sehr aufmerksam zu, und der gesteckte Zeitplan war angesichts des interessanten Unterrichts und der Fragen der Kinder etwas knapp bemessen.
„Spinnen sind schöne und wichtige Tiere“, gab der Diplom-Biologe den Kindern mit auf den Weg. Sie verhinderten, dass Insekten die Überhand nehmen. „Das wäre für uns ziemlich unangenehm.“ Loksa appellierte, Spinnen nicht zu töten und zum Beispiel durch eine weggeworfene Flasche keine tödliche Falle zu stellen, da die Spinnen hinein, aber nicht mehr herauskomme.
Keine Angst vor kleinen Tieren
Angst vor dem hiesigen Arten sei unbegründet. Sein Urteil: „Unsere Spinnen hier sind vollkommen harmlos. Spinnen sind unsere kleinen Freunde.“ Wer sollte es besser wissen als der Spinnenmann?
>>> 50 Mitglieder hat der Förderverein der Grundschule Grafenwald. Vorsitzende ist Cherima Kus. Soweit es möglich ist, finanziert der Verein Besuche von externen Fachleuten. Schulleiterin Marie-Luise Schrader lobte den Verein als „sehr rührig“. Sie wünscht sich einen erneuten Besuch des Spinnenmanns.