Bottrop. . Burkhard König führt seit 31 Jahren sein Reisebüro und denkt nicht ans Aufhören. Mit 46 Jahren wagte er den Wechsel vom Bau in die Reisebranche.

Das was andere Menschen mit Wonne in ihrer Freizeit tun, hat er zu seinem Beruf gemacht: Burkhard König stöbert tagtäglich in bunten Reisekatalogen, reist mit dem Finger rund um den Globus und plant die schönsten Reisen. Seit 31 Jahren führt der 77-Jährige das gleichnamige Reisebüro in der Boy und mag ans Aufhören überhaupt nicht denken: „Ich mach’ weiter, so lange es möglich ist und meine Kunden sagen: Sie sind der Beste!“

Zwar hatte Burkhard König immer schon einen Faible fürs Reisen, doch arbeitete er zunächst rund 20 Jahre als Bauingenieur in Süddeutschland. Dann zog es den gebürtigen Bottroper zurück ins Ruhrgebiet und nach Bottrop. Ehefrau Annegret eröffnete ein Damenmoden-Geschäft in der Boy „und ich machte mir Gedanken, wie es mit mir und der Baubranche weitergehen sollte“, erinnert sich König und erklärt: „Die Zukunft für Bauunternehmen sah nicht rosig aus, ich musste einfach was anderes machen und entdeckte das Reisegeschäft für mich.“

Bauingenieur in Süddeutschland

Burkhard König geht selber gerne auf Reisen. Auf dem Bild ist er mit Mitarbeiterin Heike Broszat zu sehen.
Burkhard König geht selber gerne auf Reisen. Auf dem Bild ist er mit Mitarbeiterin Heike Broszat zu sehen. © Oliver Mengedoht

Mit 46 Jahren wagte Burkhard König die berufliche Veränderung, besuchte Kurse und machte Praktika, um fit für die Reisebranche zu werden. „Wir integrierten das Reisebüro dann zunächst in das Damenmoden-Geschäft“, erzählt Burkhard König. „Angefangen hab’ ich mit nur drei Veranstaltern für Pauschalreisen. Und klar: Natürlich musste ich erst mal in das Geschäft hineinwachsen und Fortbildung muss auch heute noch sein.“ Bereut habe er den Entschluss, vom Bau in die Reisebranche zu wechseln, nie: „Ich würde es heute genauso wieder machen!“ Unterstützt wird Burkhard König im Reisebüro von Ehefrau Annegret und Heike Broszat, die vor vier Jahren von der treuen Stammkundin zur Mitarbeiterin wurde.

Natürlich hat sich das Reisegeschäft in drei Jahrzehnten gewandelt. „Früher flogen die Leute meist nach Mallorca oder buchten Wanderurlaube im Schwarzwald, Kegelclubs reisten an die Mosel. Heute sind die Leute weltweit unterwegs, wobei die meisten aber kürzere Reisen innerhalb Europas bevorzugen.“

Immer wieder kommen Kunden mit besonderen Wünschen ins Reisebüro: „Erst kürzlich haben wir eine individuelle Reise anlässlich einer Goldenen Hochzeit zusammengestellt: Erst sollte es nach Mauritius gehen, dann zu den Seychellen mit Rundreisen an beiden Zielen.“ Und kaum strahle das Fernsehen wieder eine Folge der Serie „Verrückt nach Meer“ aus, „kommen Kunden und wollen selbst mit der MS Amadea und Kapitän Morten Hansen auf Fahrt gehen“, erzählt König.

Fast alles wird möglich gemacht

Er stellt fest: „Fast alles ist machbar. Wir rufen bei der Reederei an und klären, ob Wünsche und Termine zueinander passen.“ Die unzähligen bunten Kataloge in den Regalen zeigen, Burkhard König und sein Team lassen alle Reiseträume wahr werden. - von Eintrittskarten für Veranstaltungen, dem Bahnticket oder Tagestrip nach Holland, über Städte- und Pauschalreisen bis hin zur individuell geplanten Fernreise.

„Im Keller und in zwei Garagen zu Hause stapeln sich weitere Kataloge“, meint König und fügt schmunzelnd hinzu: „Reisen für die Kunden zu planen, macht so viel Spaß, das machen wir durchaus auch mal zu Hause nach Feierabend.“

Die Zukunft der Reisebüros sieht Burkhard König optimistisch: „Eine Weile hieß es, Reisebüros sind tot. Davon ist aber nichts mehr zu spüren“, so König.

Es buchen wieder mehr Leute im Reisebüro

„Inzwischen kommen wieder mehr Leute, auch jüngere, und lassen sich von uns ihre Reise planen und buchen.“ Sogar viele Internetbucher kommen inzwischen wieder ins Reisebüro. „Sie erzählen von schlechten Erfahrungen, Hotelbuchung im falschen Ort oder umständlichen Reisewegen, und wollen das lieber wieder das Reisebüro machen lassen.“

Gemeinsam mit Ehefrau Annegret lebt Burkhard König das Reisen beruflich wie privat. Zu Hause auf dem Sofa liegen immer irgendwelche Reisekataloge. „Es kann schon mal sein, dass wir nachmittags aus dem Reisebüro nach Hause kommen, ein paar Sachen packen und um halb acht im Flieger nach Irgendwohin sitzen“, erzählt der 77-Jährige schmunzelnd. „Da sind wir beide gleichermaßen verrückt.“ Auch mal eben am Geburtstag an die Playa de Palma fliegen, dort abends feiern und morgens mit dem ersten Flieger zurück, um 9 Uhr das Reisebüro wieder aufzuschließen, komme immer wieder mal vor. Doch zwei Reiseträume gehen dem 77-Jährigen nicht aus dem Kopf: „Ich würde gern nach Florida und zu meiner Enkelin nach Neuseeland reisen.“