Bottrop. . Aushang kurz vor Weihnachten macht den 220 Mitarbeitern in Bottrop Mut. Mutterkonzern will Komplettumzug nach Sachsen auf den Prüfstand stellen.

„Die Stimmung bei uns ist super“, sagt Suzann Dräther, Betriebsratsvorsitzende bei Nadler in Bottrop. Denn Feinkosthändler Homann, zu dem Nadler gehört, stellt seine Umzugspläne noch einmal auf den Prüfstand. Das könnte bedeuten, dass das Bottroper Werk doch noch erhalten bleibt. Mit einem Aushang informierte das Unternehmen seine Mitarbeiter in der Woche vor Weihnachten über den neuen Sachstand und hat ihnen damit quasi auch das Weihnachtsfest versüßt.

Homann Feinkost gehört zur Unternehmensgruppe Theo Müll er. Diese Muttergesellschaft hatte im April vergangenen Jahres angekündigt, vier Werke von Homann Feinkost in Dissen, Lintorf, Floh-Seligenthal und eben Bottrop aufzugeben und in Leppersdorf in Sachsen neu bündeln zu wollen. Das würde bedeuten, dass das Nadler-Werk an der Scharnhölzstraße bis 2020 schließt.

Unternehmensgruppe Müller

„Der 31. Mai 2020 steht als Schließungsdatum erst einmal“, sagt dazu die Betriebsratsvorsitzende. „Es ist aber positiv, dass die jetzt noch einmal alles prüfen wollen. Wir machen uns deshalb jetzt noch keinen Kopf. Wir wissen, was wir können und was wir leisten.“

Man werde jetzt erst einmal die nächsten drei Monate – die angekündigte Zeit der erneuten Prüfung – in Ruhe abwarten. Wahrscheinlich werde die Prüfung aber eher ein halbes Jahr dauern. „Es bringt nichts, die Leute jetzt schon verrückt zu machen“, meint die Betriebsrätin.

Wechsel in der Führungsspitze

Unter den knapp 220 Mitarbeitern habe es seit der Verkündung der Schließungspläne im Frühjahr nur eine „ganz normale Fluktuation“ gegeben, sagt Suzann Dräther. „In Dissen laufen ihnen die Leute weg.“ In dem Werk in Niedersachsen gibt es knapp 1000 Beschäftigte.

Am Freitag hatte das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt berichtet, dass Feinkost Homann seinen angekündigten und knapp 300 Millionen Euro teuren Komplettumzug noch einmal auf den Prüfstand stellen wolle. Hintergrund ist offenbar ein Wechsel in der Führungsspitze bei Homann. Geschäftsführer und Produktionschef haben Homann inzwischen den Rücken gekehrt. Beide hatten zuvor den Umzug nach Sachsen forciert. Die neue Führungsspitze um Geschäftsführer Sönke Renk stellt das Projekt nun auf den Prüfstand, berichtet das Westfalen-Blatt.

Sachsenmolkerei in Leppersdorf

Wie Suzann Dräther weiß, wurde ein externes Planungsbüro mit der erneuten Überprüfung des geplanten Projektes beauftragt. Offenbar seien zuvor nicht alle Daten ausreichend berücksichtigt worden. Schon im Sommer hatte der Gesamtbetriebsrat kritisiert, dass Leppersdorf in Sachsen als neuer Standort des Unternehmens immer festgestanden habe, weil die Unternehmensgruppe Theo Müller dort bereits die Sachsenmilch-Molkerei betreibt. Alternativen seien nicht wirklich geprüft worden.

Nadler in Bottrop ist im übrigen sturmerprobt. Schon 2006 gab es einen Sanierungstarifvertrag, 2009 wurde Nadler verkauft, 2011 die Verwaltung geschlossen.

>>> WAS BISHER GESCHAH

  • Im April kündigt Homann die Schließung der Bottroper Produktionsstätte an, die Verwaltung wurde bereits 2011 geschlossen.
  • Im Mai hat der Betriebsrat einen Wirtschaftsprüfer beauftragt, Einblick in die Zahlen zu nehmen. Der Betriebsrat sucht nach Alternativen zu den Umzugsplänen.
  • Im Juli bekräftigt das Unternehmen Pläne. Bei Nadler wird an einem Sozialplan gearbeitet.