Essen/Bottrop. . Das Ruhrbistum wurde vor 60 Jahren gegründet. Tausende Gläubige harrten am Neujahrstag 1958 im strömenden Regen vor dem Essener Münster aus.

Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Essener Münsterkirche wurde vor 60 Jahren das Bistum Essen gegründet. Erster Ruhrbischof wurde Franz Hengsbach. Er sollte zu einer Integrationsfigur im Ruhrgebiet werden. Als Hengsbach am Neujahrsnachmittag 1958 feierlich in sein Amt eingeführt wurde, wurden viele Gaben von Bergleuten, Bauern, Lehrern, Schiffern und anderen Vertretern des Ruhrgebiets zum Altar getragen – als Zeichen für die Vielfalt, die das Ruhrbistum schon damals ausgezeichnet hat.

Während in der mehr als 1000 Jahre alten Stiftskirche, die für eine solche Feier eigentlich viel zu klein war, ausgesuchte Pfarrer, Laien, Bischöfe und Ordensleute mit dem neuen Bischof die Messe feierten, harrten draußen auf dem Burgplatz tausende Gläubige im strömenden Regen aus. Sie waren sich der historischen Dimension dieser Feier wohl bewusst, setzte der Tag doch den Schlusspunkt hinter lange Verhandlungen zur Gründung des neuen Bistums Essen.

Historiker beschreibt langwierige Gründungszeit

Den Weg zur Gründung des Ruhrbistums aus Teilen der Erzbistümer Münster, Köln und Paderbor beschreibt der Kirchenhistoriker Franziskus Siepmann in seinem gerade erschienenen Buch „Mythos Ruhrbistum“. Die Idee für das Ruhrbistum gab es demnach schon Ende der 1920er Jahre. Erst Anfang der 1950er Jahre trieb der damalige Münsteraner Bischof Michael Keller diesen Plan intensiv voran. Der Bischof von Münster hätte sich gern von den Ruhrgebietsstädten seiner vom Niederrhein bis zur Nordsee reichenden Diözese getrennt. Keller sah Vorteile in einer Seelsorge, die sich auf industriell geprägte Stadt-Regionen konzentrieren könne. Die Erzbischöfe Joseph Frings in Köln und Lorenz Jaeger in Paderborn standen dem Ruhrbistum abwartend bis ablehnend gegenüber.

Dass sich das Erzbistum Paderborn nicht von seiner größten Stadt Dortmund trennen würde, war schon früh klar. Dass aber zumindest der Kern des Ruhrgebietes von Duisburg bis Bochum auch Kern des neuen Ruhrbistums würde, sei vor allem einer Intervention des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Karl Arnold (CDU) zu verdanken, so Siepmann. Auf dessen Druck hin habe der Paderborner Erzbischof Jaeger zwar Bochum ins Ruhrbistum eingebracht, dafür blieben Witten, Recklinghausen, Wanne-Eickel, Herne und Castrop-Rauxel Teil seiner Diözese.

Zur Seelsorge für Arbeiter kam Solidarität hinzu

Der aus dem sauerländischen Velmede stammende Ruhrbischof Franz Hengsbach wurde schnell zu einer Integrationsfigur, die nicht nur der Kirche, sondern auch dem Region ein bis dahin nicht gekanntes Wir-Gefühl brachte. Nach der Neujahrsmesse trat Hengsbach vor die im Regen wartenden Gläubigen und sprach die Worte, die zum Programm seiner Amtszeit wurden: „So lasst uns denn in Gottes Namen die erste Schicht verfahren. Glück Auf!“. Im Bischofsring trug Hengsbach ein Stück Kohle.

Bischof Hengsbach musste sich schon bald mit den Krisen bei Kohle und Stahl befassen. Zur besonderen Seelsorge für Arbeiter kam somit Solidarität hinzu – Solidarität mit allen, deren Arbeitsplatz bedroht oder schon verloren war. Ein Gedanke, der im Ruhrbistum bis heute aktuell ist, wenn es etwa um den drohenden Stellenabbau bei Siemens oder ThyssenKrupp geht.

Eine Krise hat längst auch das Bistum erfasst

>>> Eine Krise hat längst auch das Ruhrbistum erfasst. So müssen die beiden Gemeinden St. Cyriakus und St. Joseph Kirchen schließen. In der Pfarrei von St. Cyriakus stehen die Kirchen Herz-Jesu, St. Elisabeth und St. Bonifatius auf der Schließungsliste. In St. Joseph sind es die Kirchen St. Matthias, St. Franziskus, Liebfrauen und St. Joseph. Auch bei der Gründung der beiden Bottroper Großpfarreien vor zehn Jahren waren schon Kirchen geschlossen worden.