Seit nun 48 Jahren lädt die evangelische Kirchengemeinde an Heiligabend viele alleinstehende und mittellose Menschen zu einer Feier ein

Der Weihnachtsbraten steht auf dem Tisch. Genauso selbstverständlich nimmt die Familie daran Platz. Gleich wird sie sich das Festmahl schmecken lassen. Doch nicht jeder kann das von sich behaupten. Denn die Weihnachtstage können auch zu den drei traurigen Tagen des Jahres werden. Im Martinszentrum aber ist an Heiligabend niemand allein.

Die Arbeitsgemeinschaft Kontakte bringt im Gemeindezentrum neben der Martinskirche die Menschen zusammen. Seit 48 Jahren organisiert die evangelische Kirchengemeinde an Heiligabend einen Anlaufpunkt für alleinstehende und mittellose Menschen.

Rund 200 Gäste sind zur Feier in den Saal gekommen

Der Chor singt während des Festes  im Martinszentrum Weihnachtslieder.
Der Chor singt während des Festes im Martinszentrum Weihnachtslieder. © Heinrich Jung

In dem Saal ist jeder Platz besetzt. Während die Glocken der Martinskirche nebenan den Gottesdienst einläuten, startet der Mittag mit einer Andacht im Martinszentrum. Danach treffen noch einige Besucher ein, so dass wie jedes Jahr um die 200 Bottroper die Gelegenheit nutzen, dem leeren Zuhause zu entfliehen. Bei Kaffee und Kuchen kommen sie ins Gespräch und erzählen von sich. Später werden Helfer Rindergeschnetzeltes mit Reis und Gemüse an die Tische der Gäste bringen. Jetzt singt ein Chor Weihnachtslieder. Für die einen ist die Feier ein Weg zu vergessen, dass sie keine Familie, Partner oder Freunde haben; und für andere wiederum die einzige Möglichkeit, überhaupt eine warme Mahlzeit essen zu können.

Presbyter Christopher Wittmers organisiert den Tag mit freiwilligen Helfern mittlerweile seit 20 Jahren. Bereits 1969 hatte sich die evangelische Jugend in Bottrop die Veranstaltung einfallen lassen. Im nächsten Jahr lässt Wittmers der Jugend wieder den Vortritt. Für ihn ist es ein emotionaler Abschied. Seine eigene Familie freut sich zwar, dass sie ihn an Weihnachten bald ganz für sich haben, auch wenn es die beiden Kinder nicht anders kennen. „Ich denke wenn man selber Glück hat, kann man auch etwas davon abgeben und anderen helfen“, meint Wittmers.

Für viele ist es selbstverständlich zu helfen

Jedes Ehrenamt erfordert Zeit und verdient Anerkennung. An Heiligabend seine eigene Familie warten zu lassen, um anderen zu helfen, verdient allerdings einen besonderen Dank. Das Ehepaar Kowert hilft seit fünf Jahren mit, Elfi Korn seit neun Jahren und Enver Pranipi seit sechs Jahren. Alle helfen sie gerne und in einem sind sie sich einig: Wir wollen nicht geehrt werden, für uns ist es selbstverständlich zu helfen.

Mit einer Geschenktüte gefüllt mit Schokolade und anderen Leckereien verabschieden die Helfer schließlich die Menschen, denen sie zum Weihnachtsfest „Gemeinsamkeit statt Einsamkeit“ geschenkt haben.