Bottrop. . Davon hängt die Restaurierung des Gedenksteins auf dem Westfriedhof ab. Bottrop gedenkt linker Arbeiter. Kirchhellen erinnert an rechte Brigade

Die Stadt wird das Denkmal für die Opfer des Ruhrkampfes auf dem Westfriedhof erst nach einer geschichtlichen Aufarbeitung restaurieren. In Bottrop war es in der Weimarer Republik im März 1920 zu den letzten Kämpfen zwischen bewaffneten Arbeitern der Roten Ruhrarmee und rechten Freikorps ehemaliger Reichswehrsoldaten gekommen.

Das Ehrengrab auf dem Westfriedhof erinnert namentlich an 55 Tote unter den Arbeiterinnen und Arbeitern, die bei diesen Kämpfen ums Leben kamen und die Erschießungskommandos ermordet hatten. Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski (SPD) besteht vor einer Restaurierung dieses Denkmals darauf zu klären, wie restaurierungswürdig der Gedenkstein auf dem Westfriedhof sei.

Zum 100. Jahrestag solle es wieder fertig sein

Dazu müsse festgestellt werden, wie der Arbeiteraufstand zu Beginn der Weimarer Republik in Bottrop verlaufen war. Kucharski merkt an, dass die historischen Ereignisse heute je nach politischer Haltung der Betrachter unterschiedlich ausgelegt werden. „Wir haben uns deshalb darauf verständigt, dass Stadtarchivarin Heike Biskup zunächst eine geschichtliche Aufarbeitung vornimmt. Mit ihr haben wir eine neutrale Person, die die historischen Ereignisse auf örtlicher Ebene genau darlegen kann“, sagte der Bezirksbürgermeister zur WAZ.

Linkspartei und DKP hatten zuvor ihren Wunsch nach einer Restaurierung des Ehrengrabes auf dem Westfriedhof an den Bezirksbürgermeister und auch an Oberbürgermeister Bernd Tischler herangetragen. Vertreter beider Ratsparteien gedenken regelmäßig zu Jahrestagen der Opfer des Ruhrkampfes unter den Arbeitern. Linke-Sprecher Günter Blocks hofft, dass der Gedenkstein spätestens im Jahr 2020 zum 100. Jahrestag des Ruhraufstandes wieder hergestellt wird.

Um Loewenfeldstraße herrschte heftiger Streit

Umstrittenes Straßenschild: die Loewenfeldstraße in Kirchhellen.
Umstrittenes Straßenschild: die Loewenfeldstraße in Kirchhellen. © Franz Naskrent

Blocks erklärte beim letzten Gedenken der Linken auf dem Westfriedhof, dass Nationalsozialisten den Gedenkstein stark beschädigt und die Jakobinermütze als Freiheitssymbol von dem Denkmal abgeschlagen hätten. Bei einer Restaurierung des Ehrenmals Ende der 1980er Jahre sei es nur unvollständig wiederhergestellt worden. So fehle auch die Originalinschrift des Denkmals von 1920.

Während in Alt-Bottrop an die Opfer des Ruhrkampfes unter den Arbeiterinnen und Arbeitern erinnert wird, gibt es in Kirchhellen auf dem Friedhof ein Ehrengrab für die Opfer unter den Soldaten der Marinebrigade von Loewenfeld, die in Bottrop gegen den Ruhraufstand kämpften. Auch die Loewenfeldstraße erinnert an die mindestens 21 Toten der Brigade bei diesen Kämpfen. Um den Straßennamen herrschte Jahre nach dem Zusammenschluss Bottrops und Kirchhellens ein heftiger Streit.