Bottrop. . Der 84-jährige Unternehmer führt das stadtbekannte Geschäft weiter. Bei der Kundschaft schrillten zuvor schon die Alarmglocken.
Das Ladenlokal der Fisch-Handlung Krichel wurde vor einigen Wochen zur Neuvermietung angeboten. Bei der Kundschaft läuteten da schon die Alarmglocken. Jetzt kam die Wende: Der 84-jährige Hans Krichel führt das Geschäft weiter.
Die Wünsche seiner Stammkunden hätten ihn bestärkt. „Geh’ bloß nicht auch noch weg, wir kommen, damit du bleibst!“ Das hat Hans Krichel in der letzten Zeit oft gehört - und am Ende auch erhört. Mit der Eigentümerin des Hauses an der Gladbecker Straße 7 - dort, wo früher das bekannte Tanzlokal Köster war - habe man sich geeinigt, so Hans Krichel.
Längst lebt er in Düsseldorf, und seine „Flagship-Stores“ (nicht nur Auto-Tuner aus Bottrop haben so etwas) in bester Lage an der „Kö“ und im Carsch-Haus bilden das Rückgrat des Unternehmens. Dennoch: „Ich bin froh, dass die Entscheidung für meine Heimatstadt gefallen ist, der ich mich immer verbunden fühlen werde“, sagt der Geschäftsmann, der auf 60 Jahre Selbstständigkeit mit festem Ladenlokal zurückblickt.
Immer wieder neue Ideen
Begonnen hat alles mit seiner Großmutter. Als Bergmannswitwe musste sie dazu verdienen. „Sie fing mit einem Fischkarren auf dem Markt an“, erinnert sich der Unternehmer. Sein Vater kam aus einer Metzgersfamilie. „Fisch? Das ging gar nicht!“ Folglich gab es auch keine Starthilfe. Geschafft hat Hans Krichel es trotzdem. Sein Bruder übernahm das Marktgeschäft, er machte sich vor 60 Jahren mit dem ersten Laden auf der Essener Straße, später auf der Hochstraße und im heutigen Haus auf der Gladbecker selbstständig.
Auch im Alter gehen Krichel keineswegs die Ideen aus. Demnächst will er seine bekannte Fischsuppe „Bourride“ als Dosenprodukt europaweit vermarkten. Bislang gab es die nur im so genannten „Genießernetz“. Das Frischeprodukt zum Selberkochen in fünf Minuten hatte er mit seiner Frau vor ein paar Jahren entwickelt.
Anekdoten gibt es viele
Sein Lokalpatriotismus spiegelt sich im Produkt wider: Der bekannte Brathering heißt auch im schicken Düsseldorf „BratBot“. Und den isst nicht nur der Sänger Karel Gott regelmäßig gern, wenn er in Düsseldorf weilt. Anekdoten und Geschäftsphilosophie: Krichel könnte stundenlang erzählen, nicht nur im Managerclub, wo er immer wieder auch über Unternehmenskultur spricht. In einem Alter, in dem andere sich längst zur Ruhe gesetzt haben, bleibt Hans Krichel aktiv. Ja, gesund sei er. Sein aktuelles Lebensalter sieht man ihm nicht an. Krank? „War ich nie, aber immer glücklich“, so der ehemalige Bottroper Karnevalsprinz.