Bottrop. . 700 bedürftige Familien wollen die Mitarbeiter der Tafel beschenken. Ab 5 Uhr morgens stehen die Ersten an.
„So eine Situation hatten wir noch nie. Die Familien hatten Panik, kein Päckchen mehr zu bekommen. Um 5 Uhr standen schon die ersten vor der Tür, sie haben auf die Ausgabe gewartet“, sagt Tafelchef Dieter Kruse fassungslos. 200 Leute wollten gleichzeitig durch die Tür. Dahinter wartet das Tafel-Team mit schönen bunt eingepackten Päckchen auf die Empfänger. Die stehen im Pulk und drängeln. „Wir waren nicht mehr in der Lage, die Leute zur Ordnung zu bringen. Deswegen mussten wir die Polizei rufen“, ergänzt er, während er durch das Fenster auf die Schlange blickt, die sich bis zur anderen Straßenseite zieht.
20 Mitarbeiter im Einsatz
„Wir haben genug Pakete für alle. Niemand muss hier ohne ein Päckchen weggehen“, betont Dieter Kruse. Er reicht die vorbereiteten und vorsortierten Geschenke am Tresen weiter. Ein Helfer gibt ihm die gespendeten Gaben durch ein Fenster an. Daneben hat ein verkleideter Nikolaus einen Jungen auf dem Arm, der vor Freude strahlt. Er ist mit seinem Vater gekommen und hält eine Süßigkeitentüte in der Hand.
20 Mitarbeiter der Tafel – hauptsächlich Ehrenamtler – sind am Sonntag in den Räumlichkeiten an der Gladbecker Straße 108 im Einsatz. Einige sorgen für Ordnung am Ein- und Ausgang, andere schieben große Ladungen durch den Raum. Auf einem vorbereiteten Tisch türmen sich die bunten, mit Schleifen und Dekoration versehenen Pakete. Das Team behält trotz des großen Andrangs den Überblick, während draußen seit 10.50 Uhr zwei Einsatzwagen der Polizei stehen. Beamte laufen dort auf und ab. Sie versuchen die Wartenden zu beruhigen. Eltern mit kleinen Kindern blicken gespannt nach vorne. Sie warten darauf, dass sich etwas vor ihnen tut – dass sie einige Meter hinter sich bringen können. Vor ihnen ist kaum ein Durchkommen möglich. Die Hilfsbedürftigen befürchten, dass sie kein Geschenk mehr bekommen, wenn sie zu spät an der Ausgabe sind.
Durch die Hintertür
„Zwei Erwachsene und ein Kind“, ruft einer der Helfer seiner Kollegin zu, die sich das Gesagte schnell auf einem Zettel notiert. Es bleibt kaum Zeit zum durchzuatmen. Der Mitarbeiter kontrolliert, wer berechtigt ist, ein Geschenk zu erhalten. Er nimmt die Karte der Wartenden entgegen und bekommt auf dem Bildschirm angezeigt, für wie viele Personen die Präsente ausgegeben werden müssen.
Menschen, die schon ein Paket erhalten haben, können nicht mehr durch die Eingangstür zurück. Sie werden durch den Hintereingang der Tafel aus der Menschenmenge geschleust. Dort packen die ersten Beschenkten ihre Präsente aus, obwohl längst nicht Weihnachten ist.