Bottrop. . Die Nachbarn fragen sich warum. Denn das Ehepaar aus dem Kosovo habe freiwillig ausreisen wollen. Stadt sagt wegen des Datenschutzes nichts.
Die Nikolaustüte mit den warmen Kinderschuhen und anderen Wintersachen haben die Empfänger nicht mehr erreicht. Bestimmt waren sie für die Kinder einer Familie aus dem Kosovo, die bis vor kurzem noch Nachbarn von Raimund Grimpe waren: „Sie sind abgeschoben worden und keiner hat was mitbekommen.“
Festgestellt worden sei dies nur rein zufällig anhand von Videoaufzeichnungen von einem überwachten Nachbargrundstück. Bei Raimund Grimpe stößt dies auf völliges Unverständnis: „Die Familie wollte freiwillig ausreisen“, es habe aber Probleme mit fehlenden Papieren gegeben. Das weiß er, weil er sich gelegentlich um die Belange der Eltern und ihrer zwei Kinder gekümmert hat, beispielsweise wenn die mit Schriftstücken der Behörde nicht klar kamen. Dem Staat seien sie nicht zur Last gefallen, weil der Vater Arbeit hatte.
Entschlossen zur Rückkehr in ihre Heimat habe sich die Familie, weil sie keine Aussicht auf ein Bleiberecht in Deutschland gesehen habe. „Warum muss man sie dann ausweisen?“, fragt sich Grimpe. „Jetzt haben sie Schulden beim Staat.“ Frühmorgens seien sie abgeholt worden: „Die Kinder konnten sich nicht einmal von ihrem Freunden verabschieden. Und draußen hängt noch die Wäsche.“
„Wir können aus Gründen des Datenschutzes keine Stellung zu diesem Fall nehmen“, erklärt der städtische Pressesprecher Andreas Pläsken. Grundsätzlich gebe es zwei Möglichkeiten sagt Bernhard Windmöller, Leiter der Ausländerbehörde im Rathaus: Wenn nämlich bereits die Flüge für die betroffenen Personen gebucht worden seien: „Sonst bleiben wir auf den Kosten sitzen.“ Die andere sei, dass die Leute „Spielchen mit uns spielen“. Soll heißen: Manchmal würden sich Asylbewerber zur freiwilligen Ausreise bereit erklären, um unmittelbar vorher wieder einen Rückzieher zu machen. Bei einer freiwillige Ausreise gibt es finanzielle Anreize für Flüchtlinge.
60 freiwillige Ausreisen
Im übrigen weist Windmöller den oft gehörten Vorwurf zurück, abgelehnte Asylbewerber würden in „Nacht- und Nebelaktionen“ abgeholt. Tatsächlich dürfe die Behörde ihnen die bevorstehende Abschiebung vorher gar nicht mitteilen, damit sie nicht flüchten können. Im übrigen sei eine frühe Abreise notwendig, wenn beispielsweise frühe Flüge in Frankfurt erreicht werden müssten.
Zwischen 600 und 800 abgelehnte Asylbewerber gibt es in Bottrop, schätzt Stadtsprecher Pläsken. Bisher habe es insgesamt 60 freiwillige Ausreisen gegeben.
>>> KOSTEN FÜR DIE ABSCHIEBUNG
Finanzielle Anreize von Bund und der EU erhalten Asylbewerber, die freiwillig ausreisen.
Bei einer Abschiebung werden den Betroffenen dagegen die Kosten in Rechnung gestellt – aber so gut wie nie bezahlt. Die Schulden könnten aber abschreckende Wirkung haben für den Fall einer erneuten Einreise nach Deutschland.