Bottrop. Der Auftritt von Uli Masuth im Josef-Albers-Gymnasium kommt nicht bei allen Zuschauern an. Ein Fünftel der Gäste verlässt zur Pause den Saal. Der Rest lacht über die subtil vorgetragenen Gags

  • Der Auftritt von Uli Masuth im Josef-Albers-Gymnasium kommt nicht bei allen Zuschauern an
  • Ein Fünftel der Gäste verlässt bereits zur Pause den Saal
  • Der Rest lacht über die subtil vorgetragenen Gags

Der Kabarettist und Komponist Uli Masuth versuchte am Donnerstagabend thematisch einen Spagat zwischen seiner Empfindungswelt und der Welt der Politik hinzulegen. Er probierte mit seinem aktuellen Programm „Mein Leben als Ich“ die Verbindung zwischen seichten Comedyeinlagen und bitterbösem Kabarett zu schlagen – und damit das Bottroper Publikum für sich zu gewinnen. Das gelang ihm in der Aula des Josef-Albers-Gymnasiums nur teilweise.

Alltägliches und Weltbewegendes

Der Weimarer ließ sich Zeit mit seine Pointen, die er erst nach längeren Erzählstücken auf den Punkt brachte. Er ging auf Alltägliches wie Weltbewegendes ein. Mal war die Scheidungsquote in Deutschland Gegenstand seiner Gags, mal ging es um die Bundestagswahl, die schlechte Rentenpolitik oder die gescheiterten Koalitionsverhandlungen. Der Kabarettist griff in die Tasten des Flügels, um seine Ausführungen mit Tönen zu untermalen und Akzente zu setzen. Er spiegelte Stimmungen über heitere oder traurige Melodien wieder.

Manchmal sprang der Künstler von einen Themenpunkt zum anderen, er schweifte ab und setzte nach. Das gehörte bei Uli Masuth bewusst zum Programm, funktionierte aber nur ab und an. Seine Witze präsentierte der Kabarettist, der in einem schwarzen Anzug die Bühne betrat, eher subtil, er ging dabei zuweilen dennoch unter die Gürtellinie. Die Zuschauer, die genug Durchhaltevermögen für die Ausführungen mitbrachten, hörten dem selbsternannten „Meister des rabenschwarzen Humors“ gespannt zu und spendeten mehrfach Zwischenapplaus. Rund ein Fünftel der Gäste verließ hingegen zur Pause die Veranstaltung. „Er kopiert Hagen Rether, das kommt bei mir gar nicht an. Das können andere Zuschauer natürlich anders sehen“, sagte ein Besucher enttäuscht, der zur Halbzeit den Saal verließ.

Eindeutiger Höhepunkt der rund zweistündigen Kabarett-Show war die Auseinandersetzung des Künstlers mit der „neuen, digitalisierten Welt“, die er in vielen Punkten thematisierte. Zur E-Zigarette sagte er: „Was uns allen von den Krankenkassen als Gewinn verkauft wird, ist ein eindeutiger Verlust an Sinnlichkeit und Echtheit.“

Zum Thema virtuelle Realität traf er in der zweiten Hälfte des Abends folgende Aussage: „Sie können jetzt ihren neuen Körper komplett am Bildschirm designen. Und das nach den persönlichen Wünschen und Vorstellungen. Ein Scheinleben kann ich auch in der Wirklichkeit führen.“

Das Fazit des mehrfach ausgezeichneten Künstlers lautete: „Das Leben war noch lebenswerter, als es analog war. Alles wird wegdigitalisiert.“