Bottrop. . Die „Technical High School“ steht nun allein unter staatlicher Leitung. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, sagen die Förderer: „Wir übergeben eine intakte Einrichtung“
- Verein „Kinderdorf Bottrop in Gambia“ überlässt die Berufsschule jetzt dem Staat
- Aufbauarbeit ist getan, die Schule genießt einen hervorragenden Ruf
- Bottroper Verein konzentriert sich auf die Förderung von Vorschulkindern
29 Jahre nach ihrer Grundsteinlegung hat der Verein „Kinderdorf Bottrop in Gambia“ die Technical High School komplett dem Staat überlassen. Für den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Gerrits kommt die Übergabe zum richtigen Zeitpunkt. „Unser Investment ist abgeschlossen. Alle Gebäude wurden mit den Geldern unserer Paten und Sponsoren errichtet. Wir übergeben eine intakte Einrichtung.“ Nun will der Verein seine Arbeit im Vorschulsektor konzentrieren.
Absolventen gefragt auf dem Arbeitsmarkt
Die „Technical High School Bottrop“ genießt einen hervorragenden Ruf. Ihre Absolventen sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt. Die jungen Leute, die die Anlage besuchten, haben gute Perspektiven. Dies bestätigte die Bildungsministerin Gambias, Claudiana A. Cole, die den Bottroper Vorstand sowie Vereinsvertreter zu einem Gedankenaustausch in ihrem Ministerium begrüßte. „Die Schule hat sich hervorragend entwickelt. Ihre Absolventen überzeugen mit guten Resultaten.“
2700 Jugendliche in zwei Schichten
Die Ministerin begleitet die Schule seit der ersten Stunde vor fast 30 Jahren. „Hier ist dank Bottroper Hilfe gute Arbeit geleistet worden“, stellt Claudiana A. Cole fest. 2700 Jugendliche werden heute in zwei Schichten unterrichtet. Mit dieser enormen Schülerzahl stößt „Bottrop“ an seine Grenzen. Schulleiter Martin Gomez: „Die Schule ist im gesamten Land populär, damit hast du ein Problem.“ Jahr für Jahr müssen viele hundert Bewerber abgewiesen werden. Um den Druck von der Bottroper Einrichtung zu nehmen, plant das Ministerium in der Provinzhauptstadt Brikama den Bau von zwei weiteren High Schools. „Das wird Bottrop
entlasten“, ist Cole überzeugt.
Und ihr Ministerium werde weiter in das Bottroper Schulprojekt investieren, kündigte die Ministerin an. Bereits im Januar 2018 werde der Bau eines zweigeschossigen Unterrichtsblocks mit acht Klassen umgesetzt. Zum neuen Schuljahr im September 2018 soll die Schule, die bisher schwerpunktmäßig in den Fächern Holz- und Metallverarbeitung sowie Hauswirtschaft ausbildete, um die Sparten Automechanik und Elektrik erweitert werden. Damit wird die Schule, die auch künftig den Namen „Bottrop“ tragen wird, eine von zwei Einrichtungen in Brikama sein, die den Standard einer Technical High School erreichen.
Konzentration auf den Kindergarten
Der Bottroper Verein wird nun gezielt die Jungen und Mädchen im Kindergartenalter fördern. Aktuell besuchen 235 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren die Vorschuleinrichtung im „Kinderdorf Bottrop“. Mittelfristig soll die Anlage zu einem Vorschulzentrum ausgebaut werden und 350 kleine Gambianer aus ärmsten Verhältnissen betreuen und auf die Schulzeit vorbereiten.
Der Kindergarten wird zu 100 Prozent von dem Bottroper Verein getragen, der von den Patenbeiträgen nicht nur die Anlage unterhält und die Gehälter der Erzieherinnen und Erzieher sowie die Löhne der Hilfskräfte zahlt, sondern allen Kindern auch eine tägliche Mahlzeit anbietet. Da kam der Spendenlauf des Dinslakener Otto-Hahn-Gymnasiums wie gerufen. Der Erlös von 6000 Euro wurde in den Bau einer neuen Küche und in die Renovierung der kleinen Essenshalle investiert.
Pauline und „die Andere“
Lara nimmt’s ganz gelassen „alles gut“. Ihr deutscher Vorname geht den Lehrern im Kindergarten Bottrop noch nicht so leicht von den Lippen. Paulina hat’s da einfacher, so heißt nämlich auch eine Fachkraft aus dem pädagogischen Team in Gambia. Lara Himmelmann und Paulina Slodczyk arbeiten seit Ende Oktober für drei Monate im westafrikanischen Projekt.
Im Vordergrund steht für die beiden 18-Jährigen, die in Dorsten ihr Abitur gemacht haben, die Beschäftigung mit den Mädchen und Jungen in „Bottrop“. Jeder im Umfeld des Großraums Brikama kennt diese Einrichtung, tausende von Kindern haben in den über 30 Jahren des Bestehens dort eine vorschulische Ausbildung genossen.
Die Drei- bis Vierjährigen sind manchmal noch etwas skeptisch, greifen sich Lara und Paulina aber auch schon mal zu Fünft oder Sechst pro Hand. So wie beim täglichen Zähneputzen. „Ein Mädchen kannte das nicht und hat geweint.“ Dass Zahnbürsten dazu aus der Verpackung genommen werden müssen und nicht zum Draufrumkauen gedacht sind - alles war für die Kleine neu. Aber mit viel Geduld, Vormachen und Lachen ist Lara auch bei ihr zum Erfolg gekommen.
Die Deutschen haben gesehen, wie anders die Lebensbedingungen für Gambianer sind. „Sie haben wenig zum Leben, sind aber so freundlich und hilfsbereit. Die Lebenseinstellung hier ist viel offener als bei uns.“ Und musikalisch, wie Lara und Paulina erfahren haben: „Zu Trommelmusik auf den Tischen zu tanzen - genial!“ Und Musik, miteinander singen, spielt für die Praktikantinnen eine wesentliche Rolle im Schulvormittag. „Wer sich hier engagiert, sollte offen sein für die Menschen und deren Kultur.“