Bottrop. . Anwohner beobachten die Nager verstärkt. Vor allem in der City legen die Verantwortlichen Köder aus. Appell, Tiere nicht auch noch zu füttern.
- Achtloser Umgang mit Essensresten bietet den schädlichen Nagern reichlich Nahrung
- Baustellen schrecken die Tiere auf, so dass sie verstärkt an die Oberfläche kommen und gesichtet werden
- 50 000 Euro gibt die Stadt im Jahr zur Bekämpfung von Ratten aus
Da landet der halbe Burger im Gebüsch, ein paar Meter weiter entsorgt ein Schüler sein Pausenbrot in einem der Blumenbeete, und zuhause werden die Reste des Mittagessens die Toilette hinuntergespült. Doch was nur wenige Menschen bei diesem achtlosen Umgang mit Essensresten bedenken: Sie bereiten Ratten ein Büffet. Gerade in der Innenstadt sieht man die Nager immer wieder. Anwohner am Trapez haben sich schon beschwert, und auch aus dem Fuhlenbrock haben sich Leser bei der WAZ gemeldet und von Ratten an der Heidestraße berichtet.
Tiere kommen zum Futter
Stefan Pietz und Katrin Woettki sind beim Ordnungsamt verantwortlich für die Bekämpfung von Ratten. Es gebe kein massives Rattenproblem in der Stadt, sagen die beiden Experten, doch auch sie haben den subjektiven Eindruck, vermehrt Tiere zu beobachten. An einigen Stellen in der Innenstadt sind deshalb dauerhaft Köder ausgelegt, um Ratten zu bekämpfen – etwa am Trapez, auf dem kleinen Teilstück der Kirchhellener Straße, am Parkplatz Droste-Hülshoff-Platz oder auf dem Kirchplatz. „Ratten kommen dahin, wo sie zu fressen finden und möglichst nicht gestört werden“, erklärt Katrin Woettki das Verhalten der Tiere.
Vor allem Bodendecker – wie etwa das Efeu, das auf einigen Baumscheiben rankt – bieten gute Versteckmöglichkeiten für die Ratten. Im Trapez hat der Fachbereich Umwelt und Grün das alles entfernt, um den Tieren die Rückzugsmöglichkeiten zu nehmen.
Ordnungsamt geht Meldungen nach
Grundsätzlich sei eine einzige Ratte nicht das Problem und schon gar kein Befall, stellt Stefan Pietz klar. Doch gibt es mehrere Beschwerden von bestimmten Orten, wird das Ordnungsamt aktiv. Dann schaut sich der Kommunale Ordnungsdienst vor Ort die Sache an. „Wir gehen den Meldungen nach und kontrollieren, ob wir Fraßspuren, Kotspuren, Rattenbauten und Trittsiegel, also Fußspuren finden“, erläutert Pietz das Vorgehen. Die Mitarbeiter seien eigens dafür ausgebildet.
Entscheidet man sich, die Tiere zu bekämpfen, wird ein Schädlingsbekämpfer hinzugezogen. Als Gift setzt die Stadt inzwischen ein Biozid der zweiten Generation ein. Der Umgang damit ist nur ausgebildeten Kräften erlaubt. „Es ist ein Blutverdünner, frisst die Ratte den Köder, stirbt sie innerhalb von zehn Tagen.“ Erst nach diesem Zeitraum, so Pietz, zeige sich, ob die Bekämpfung wirkt.
Eigentümer gefordert
Doch eines ist klar: Nicht in jedem Fall ist die Stadt verantwortlich und muss die Ratten bekämpfen. Tauchen sie auf Privatgrundstücken auf und geht der Befall von dort aus, so ist der Eigentümer gefordert und muss im Zweifelsfall den Schädlingsbekämpfer beauftragen. Zwar prüft auch in solchen Fällen das Ordnungsamt, ob ein Befall vorliegt. „Wenn das so ist, dann teilen wir es dem Eigentümer mit, und er ist verpflichtet, etwas dagegen zu unternehmen. Tut er das nicht, können wir es auf seine Kosten veranlassen“, sagt Pietz. Doch so weit sei es in den letzten drei Jahren lediglich zweimal gekommen. „Weisen wir darauf hin, werden die meisten Grundstücksbesitzer von sich aus aktiv.“ Doch von den 136 Meldungen, die in diesem Jahr schon bei Stefan Pietz und seinen Mitarbeitern eingegangen sind, seien lediglich etwa 25 private Flächen betroffen gewesen.
Neben dem Ordnungsamt ist bei der Stadt aber auch das Tiefbauamt für die Bekämpfung von Ratten zuständig – in der Kanalisation. Baustellen, vor allem auch Kanalbaustellen könnten auch ein Grund sein, warum Ratten verstärkt auftreten. „Sie werden dann aufgescheucht und müssen sich neue Wege und Verstecke suchen“, erklärt Katrin Woettki. Rund 50 000 Euro gibt die Stadt jährlich für die Bekämpfung von Ratten aus, davon entfallen rund 40 000 Euro auf die Bekämpfung in der Kanalisation.
Sorgsamer Umgang mit Essensresten
Doch wie viele Ratten gibt es nun in Bottrop? Eine Frage, die Stefan Pietz nicht beantworten kann. „Es gibt eine Faustregel, wonach in Städten zwei- bis dreimal so viele Ratten wie Einwohner leben.“ Er und Katrin Woettki appellieren deshalb noch einmal eindringlich, den Tieren durch allzu achtlosen Umgang mit Essensresten kein Büffet anzubieten.