Bottrop. . Junge Leute berichten von positiven Erfahrungen, die sie durch die Begegnung mit den Senioren sammeln können.
- Insgesamt 80 Berufskollegschüler haben sich als Paten für Demenzerkrankte schulen lassen
- Vier von ihnen begleiteten Besucher der ASB-Tagespflege „Zur Gartenstadt“ während der Demenzwoche
- Zusammenarbeit von Jung und Alt beim Basteln klappt gut
„In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt Gian-Luca. Und genau diese Ruhe strahlt der 16-Jährige aus, während er mit einer älteren Dame an einem Tisch in der ASB-Tagespflege „Zur Gartenstadt“ einen großen Papierstern bastelt. Freundlich erklärt er, wo sie die Schere ansetzen soll, bietet ihr behutsam Hilfe an, freut sich über das gute Ergebnis: „Sehr schön!“ Der 16-Jährige gehört zu den insgesamt 80 Berufskollegschülern, die sich für die Aktivwoche „Demenz, was nun?“ vom Arbeiter-Samariter-Bund als Paten für Demenzerkrankte haben schulen lassen.
Bilanz nach drei Einsätzen
„Demenz ist ein großes Thema für mich“, erklärt Gian-Luca vom Beruflichen Gymnasium Gesundheit seine Motivation. „Demenz kann jeden treffen. Ich wollte mich genauer damit befassen.“ Nach drei Einsätzen für die ASB-Tagespflege in dieser Woche bilanziert er: „Was mich überrascht hat: Trotz allem wirkt keiner hier traurig. Heute beim Basteln zum Beispiel haben alle Spaß.“ Er findet es gut, dass es solche Angebote für Demenzerkrankte gibt. „Und es ist schön, dass ich dabei sein darf.“ Gerade der 1:1-Kontakt mit der Seniorin beim Kreativnachmittag gefällt ihm.
Ursprünglich hatte Gian-Luca gedacht, dass er als Pate während der ganzen Zeit einen bestimmten Senior begleitet. Auch ein kompletter Wocheneinsatz für ihn und seine drei Mitstreiter in der Tagespflege war mal angedacht. Letztlich war ihr Einsatz so organisiert, dass die Kollegschüler die Tagestreff-Gruppe am Dienstag in die Lebendige Bibliothek zu Bewegungsübungen und am Donnerstag zum Improvisationstheater ins Diakonie-Zentrum begleiteten, bevor am Freitag das Werkeln an der Seite der Senioren anstand.
Fachkräfte beobachtet
„Es ist auch interessant zu sehen, wie die Fachkräfte mit den Menschen umgehen“, findet Kollegschüler Simon (16). Jetzt beim Basteln mit Ingrid Hüttermann, Ende 70, an seiner Seite könne er selbst etwas umsetzen, „das ist interessant“. In der vorbereitenden Tagesschulung sei es um Formen der Demenz gegangen und die Kommunikation mit den Erkrankten. „Wichtig ist, positiv zu reagieren und die Person da abzuholen, wo sie steht“, weiß er. Seine Senior-Partnerin ermutigt er zum Tun, wo sie zunächst zögert. Der gefällt der Bastelnachmittag mit Simon gut, sagt sie. „Aber ich bin immer traurig, wenn ich etwas nicht hinbekomme“, meint Ingrid Hüttermann. Heute habe das Ausschneiden aber zum Beispiel gut geklappt.
„Solche Einblicke wie hier bekommt man sonst so in der Schulzeit nicht“, bilanziert Kollegschülerin Sophie (17). Sie habe beeindruckt, dass man die Menschen schon mit einfachen Dingen glücklich machen könne, zum Beispiel mit Tanzen.
„Ich finde das Projekt schön – schon weil die jungen Leute so ein Gefühl dafür bekommen, ob das eine Richtung ist, die sie beruflich einschlagen könnten“, sagt Stefanie Papierok, stellvertretende Pflegedienstleitung beim ASB. „Unsere Leute springen auf die jungen Leute immer gut an, lassen sich gerne von ihnen unterhalten.“ Auch von ihrer Seite aus hätte der Kontakt zwischen Jung und Alt gerne noch intensiver laufen können – „aber die Schüler können jederzeit noch einmal zu uns kommen, dafür sind wir immer offen.“
>> AKTIVWOCHE ENDET
Über 30 Veranstaltungen für Betroffene, Angehörige, Interessierte bot die Bottroper Aktivwoche „Demenz, was nun?“, die an diesem Samstag mit einer Museumsführung zu Ende geht.
Das Demenz-Servicezentrum Westliches Ruhrgebiet, das Bottroper Gesundheitsamt und die Akteure vor Ort haben für diese besondere Veranstaltungswoche zusammengearbeitet. Kontakt zur Demenzberatung des Gesundheitsamtes: 02041 70-3773