Bottrop. . Die Stadt befasst sich jetzt mit einem neuen Quartier besonders intensiv. Darin herrschen Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, Bildungsmangel.
- Ein Jahr lang haben Fachleute der Stadtverwaltung das Quartier genauer untersucht
- Als wichtiges Ziel gilt, der Armut vieler Menschen in Batenbrock-Südwest zu begegnen
- Hier wohnen besonders viele Flüchtlinge mit besonders vielen Einwanderern zusammen
Die Stadtverwaltung hat ein neues Quartier gebildet, das es auf dem Papier nicht gab. Es entspreche aber der Lebenswirklichkeit der Menschen, die dort wohnen. Dieses Quartier heißt Batenbrock-Südwest. Ein Jahr lang haben sich Fachleute der Stadtverwaltung intensiv damit befasst. Dabei stellten sie fest: In Batenbrock-Südwest ist längst nicht alles schlecht, doch dort sind besonders viele Menschen ziemlich arm dran.
Ihnen möchte die Stadt ebenso helfen wie ihren Nachbarn. Einen Katalog an Hilfsangeboten stellt sie bereit. „Das wichtigste Ziel ist, Armut zu begegnen“, erklärte Dorothee Lauter, Sachgebietsleiterin für Stadtentwicklung unlängst in der Bezirksvertretung Süd.
Die Stadt hofft, dass das Land dafür bezahlt
Als Lotsen, die den Bewohnern den Weg ebnen sollen, dienen Quartiersmanager. „Es ist ganz wichtig, Leute vor Ort zu haben“, sagte sie. Am besten wäre es, dass die Quartiersmanager in Räume der früheren Sparkassenfiliale an der Prosperstraße 181 einziehen. Die Stadt hofft, dass das Land dies bezahlt.
Das neue Quartier umfasst Teile Batenbrocks und der Innenstadt. Es liegt hinter den Realschulen an der Friedrich-Ebert-Straße, zwischen der Horster Straße und der Bahnlinie entlang der Devensstraße, und reicht bis ans Ende der Tetraeder-Halde. Die Hilfsbedürftigkeit, die in Batenbrock-Südwest herrscht, machen die Fachleute der Verwaltung daran fest:
Arme Kinder
In Batenbrock-Südwest leben 28,7 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Armut. In Bottrop insgesamt sind es im Durchschnitt 20,4 Prozent. In Batenbrock-Südwest dagegen gibt es bestimmte Wohnblöcke, in denen leben sogar 38,8 Prozent arme Kinder. Generell schaffen es nur wenige Kinder aufs Gymnasium.
Hartz IV
Als Maßstab für Armut zieht die Stadt die Zahl der Hartz IV-Empfänger heran. Ihr Anteil liegt in dem untersuchten Quartier bei 18,3 Prozent und damit weit über dem Durchschnitt der ganzen Stadt. In Bottrop insgesamt bekommen etwa elf Prozent der Anwohner Hartz IV-Gelder.
Alleinerziehende
Der Anteil an Alleinerziehenden in Batenbrock-Südwest liegt bei 26,5 Prozent und ist damit deutlich höher als in der Stadt (22,9 Prozent) insgesamt. In mehr als jedem vierten Haushalt mit Kindern lebt eine Alleinerziehende. Auch der Anteil kinderreicher Haushalte mit mehr als vier Kindern ist höher.
Arbeitslose
Die Arbeitslosenquote in Batenbrock-Südwest ist hoch. Sie liegt in Bottrop bei sechs, im untersuchten Quartier aber bei 7,7 vH. Dort sind mehr junge Leute bis zu 25 Jahren, aber auch mehr Menschen bis zu 55 Jahren ohne Jobs. Fast jeder dritte Arbeitslose in Batenbrock-Südwest ist ausländischer Mitbürger.
In dem neuen Quartier lebten zum Ende des vorigen Jahres 14 744 Menschen. Das sind 12,6 Prozent der Bottroper Bevölkerung.
Flüchtlinge
Allerdings lebt auch knapp ein Fünftel aller Flüchtlinge, die in Bottrop aufgenommen worden sind, in Batenbrock-Südwest. Sie sind besonders in den Wohnblöcken hinter den Realschulen und an der Tetraeder-Halde konzentriert. Dabei lebt gerade dort ohnehin schon der größte Anteil eingewanderter Menschen. erklärt die Verwaltung.
Einwanderer
In dem Quartier leben deutlich mehr Menschen, die oder deren Vorfahren eingewandert sind. In einigen Altersklassen sind es doppelt so viele Einwanderer wie in der gesamten Stadt. In Batenbrock-Südwest stammt mittlerweile sogar mehr als jedes zweite Kind aus einer Einwandererfamilie.
Die Stadt sieht auch die Wohnungsgesellschaften Vivawest und GBB als wichtige Akteure an. Aus städtischer Sicht sind viele Wohnungen aber alt, wodurch das Quartier unattraktiv wirke.