Bottrop. . Das Buch „Eine Stadt im Wandel - Bottrop in den Nachkriegsjahren“ von Josef Bucksteeg mit Bildern von E.G. Schweizer ist ein Verkaufsschlager.
Die Stadtgeschichte mit den Augen eines Zeitungsfotografen nachzuverfolgen: Diesen Gedanken hat sich der Lokalhistoriker Josef Bucksteeg zu eigen gemacht, als er mit den Arbeiten an seinem Buch „Eine Stadt im Wandel - Bottrop in den Nachkriegsjahren“ begann.
Mit knapp 200 Seiten und etwa 300 Bildern gehört dieser Band wohl zu den umfangreichsten Publikationen der Reihe „Geschichtsstunde“, die seit 2003 vom Stadtarchiv herausgegeben wird. Mittlerweile gehört dieser mit zu den erfolgreichsten Publikationen der Reihe und musste bereits mehrfach nachgedruckt werden.
Der Autor ist auch Zeitzeuge
Der Buch erzählt die Geschichte in zwei Strängen: Einmal mit den Fotos des langjährigen Bottroper Zeitungsfotografen Ernst Günter (E.G.) Schweizer, die dessen Tochter Beatrix derzeit in mühevoller Kleinarbeit nach Jahrzehnten geordnet archiviert und digitalisiert.
Dann natürlich auch mit den Texten von Josef Bucksteeg, der seine Informationen zum Teil in ebenso mühevoller Recherche im Archiv zusammentrug und den historischen Fotos zuordnete. „Ich habe ein Bild gesehen, dann den entsprechenden Zeitungsartikel gesucht“, beschreibt Bucksteeg seine Vorgehensweise.
Denn die Fotos hatte E.G. Schweizer natürlich für den Moment, für die Tageszeitung, gemacht und sie waren, wie damals oft üblich, fast alle nicht beschriftet.
Die Nazizeit aus der Sicht einer streng katholischen Familie
Josef Bucksteeg hat den großen Vorteil, die Zeit, die sein Buch behandelt, selbst in Bottrop als Jugendlicher und junger Erwachsener erlebt zu haben. Die Nazizeit mit ihren Repressionen erfuhr der aus streng katholischer Familie Stammende hautnah.
Bis heute hat er aber auch die zerstörte Stadt vor Augen, eine Folge des Krieges, der von dem nationalsozialistischen Regime ausgelöst wurde. Menschen, die in Trümmern nach Habseligkeiten suchen, Gebete im Luftschutzkeller, Gottesdienste in halb zerstörten Kirchen oder - nach 1945 - Prozessionen durch die Trümmer.
Moderne Großstadt aus Ruinen
Aber auch an die erste Parade der britischen Besatzungstruppen auf dem Trappenkamp kann er sich erinnern - ein Bild, das ganz am Anfang des Buches zu finden ist.
„Wir waren ja die Feinde, und trotzdem wollten die Briten uns helfen. Es gab tüchtige Stadtkommandanten, die mit großer Disziplin versuchten, mit Oberstadtdirektor Reckmann das zivile öffentliche Leben wieder zu ordnen“, erinnert sich der Lokalhistoriker.
Bucksteeg erlebte aber auch die Feindseligkeit, die damals den Flüchtlingen aus den durch den Krieg verlorenen Ostgebieten entgegenschlug: „Dabei waren das ja Deutsche, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden!“ Sie lebten noch bis weit in die 50er Jahre in Notunterkünften, den so genannten Nissenhütten, bis die ersten Wohnungsbauprogramme anliefen. In einem breit angelegten Teil legt der Autor Wert auf die bauliche Entwicklung der Stadt. Die Prognose für Bottrop lautete damals euphorisch: Großstadt mit 150 000 Einwohnern.
Dann fielen ganze Quartiere
Das bäuerlich-kleinbürgerliche Gepräge der Häuser, die der Krieg übrig gelassen hatte passte nicht mehr ins Bild. „Zuerst schlug man den Stuck ab, weil man modern sein wollte, dann fielen ganze Quartiere, wie der alte Kirchplatz oder Hansastraße und Altmarkt dem Bagger zum Opfer.“
>> DAS BUCH
- Die Fotos zeigen Großereignisse, wie das Jubiläum der Cyriakuskirche, aber auch Menschen in Alltagssituationen. Frauen auf dem Feld, den Holzschuhhändler auf der Straße und das Wirtschaftswunder in den wieder erstandenen Konsumtempeln.
- Das Buch „Eine Stadt im Wandel - Bottrop in den Nachkriegsjahren“ ist erschienen als Band 17 der Reihe „Geschichtsstunde“, des Stadtarchivs.
- Dort ist der Band mit 200 Seiten und zahlreichen Bildern auch zum Preis von 8 Euro erhältlich.
- Die Texte stammen von dem Bottroper Lokalhistoriker Josef Bucksteeg. Die Fotos stammen aus dem Nachlass des 2014 verstorbenen langjährigen Bottroper Pressefotografen E. G. Schweizer.