Bottrop. . Zur Umsetzung ihres Näh-Vorhabens bittet die Zwölfjährige um Materialspenden. Auch für krebskranke Kinder setzt sie sich ein.
- Die junge Hölter-Preis-Trägerin lässt in ihrem sozialen Engagement nicht nach
- Gerade die neuen Bewohner im Fuhlenbrocker Awo-Heim sollen mit Kissen bedacht werden
- Für Perücken für krebskranke Kinder ließ die Schülerin sich die Haare abschneiden
Majana Kabisch hat sich verändert. Zumindest äußerlich. Die bald 13-Jährige, die für ihren sozialen Einsatz in so jungem Alter zu Jahresbeginn mit dem Hermann-Hölter-Preis ausgezeichnet wurde, hat ihre Haare abschneiden lassen. Statt wie früher taillen- sind sie nun gut kinnlang. Was keine Frage der Mode war, wie sich schon ahnen lässt. „Ich hatte gelesen, dass für Perücken für krebskranke Kinder lange Haaren als Spenden gesucht werden“, erzählt Majana. Sie gibt gerne – und ist auch gerade wieder dabei, an die 70 Kissen für die Senioren im Awo-Wohnheim im Fuhlenbrock zu nähen. Damit das bis zum Nikolausabend klappt, hofft sie auf Materialspenden. Füllwatte vor allem kann sie noch gut gebrauchen.
„30 Kissen sind fast schon fertig“, erzählt Majana, die dafür regelmäßig in ihrem Zimmer an der eigenen Nähmaschine sitzt. Zu viel, versichert die Zwölfjährige, wird ihr das nie. Und beim Füllen der Kissenhüllen am Ende helfe oft die ganze Familie mit.
Zwei Varianten möchte sie wieder verschenken: Die Herzkissen, die sich so gut als Nackenstütze eignen, und längliche Lagerungskissen. Da im Laufe des Jahres viele Bewohner verstorben seien und andere, die in Kurzzeitpflege waren, wieder auszogen, gebe es viele neue Gesichter in dem Seniorenheim.
Näh-AG in der Grundschule
Das kennt Majana wie ihre sprichwörtliche Westentasche, seit sie ihre dort arbeitende Stiefmutter vor einigen Jahren erstmals dorthin begleitet hat. In einer Näh-Arbeitsgemeinschaft an ihrer Grundschule hatte sie gelernt, Taschentücher-Taschen zu fertigen. Diese waren die ersten Geschenke für die Bewohner des Seniorenheims, in dessen Nähe Majanas Familie wohnt. Es folgten Lavendelsäckchen, Nesteldeckchen, Kosmetiktaschen, Rollator-Taschen. . . und natürlich die Kissen.
Neben Selbstgefertigtem schenkt die Heinrich-Heine-Gymnasiastin den älteren Herrschaften vor allem dies: Zeit. Sie besucht die Senioren regelmäßig, plaudert mit ihnen, spielt mit ihnen Mensch ärgere dich nicht, ist bei Festen mit von der Partie. Vom Hölter-Preisgeld, immerhin 200 Euro, unternahm die Schülerin einen Ausflug mit fünf Bewohnern und zwei Pflegern. Das Planetarium im Bochum war das Ziel. „Das war so schön. Eine richtige Reise zu den Sternen“, schwärmt Majana. Danach konnte das Grüppchen noch draußen sitzen, gemeinsam Plätzchen essen. Ein Erlebnis, an das alle gemeinsasm gern zurückdenken.
Einen weiteren Teil des Preisgeldes steckte sie in Näh-Material – für sich selbst, bestätigt ihre Mutter Gabriele Kabisch, gab sie nichts davon aus. Zum Advent, deutet Majana an, möchte sie den Seniorenheimbewohnern auf dem Fuhlenbrock noch eine weitere kleine Überraschung bereiten. Was genau das ist, möchte sie aber noch nicht verraten.
Natürlich hat ein Mädchen in ihrem Alter noch weitere Interessen. So macht Majana gerade bei der DRLG ihren Rettungsschwimmer in Bronze. Später möchte sie gerne Lehrerin für die Fächer Deutsch und Sport werden. Ihre soziale Ader aber, darf man vermuten, wird dauerhaft eine Rolle in ihrem Leben spielen.
Viele Omas und Opas
Und was sagen Gleichaltrige zu ihrem Einsatz für andere? „Meine Freundinnen finden das gut“, erzählt das junge Mädchen, das im Alter von zehn Jahren schon den Versichertenpreis der Krankenkasse Novitas BKK verliehen bekommen hatte. Mitgekommen ins Seniorenheim sei bislang noch. Aber die Zeit für so einen ehrenamtlichen Einsatz muss man sich zwischen Schulverpflichtungen und Hobbys auch erstmal nehmen.
Majana, das spürt man, macht das gern. „Ich habe eigentlich 60 Omas und Opas“, sagt die Gymnasiastin mit einem herzlichen Lächeln, wenn sie an ihre Seniorenheimbewohner im Fuhlenbrock denkt.