Bottrop. . Im Krebsskandal um gepanschte Medikamente eines Bottroper Apothekers hat die Stadt ihre Informationspolitik verteidigt. Prozessbeginn wohl fix.
Im Krebsskandal um gepanschte Medikamente eines Bottroper Apothekers hat die Stadt ihre Informationspolitik gegen Vorwürfe verteidigt, sie habe mögliche Betroffene zu lange in Sicherheit gewiegt. Gesundheitsdezernent Willi Loeven wies darauf hin, dass die Stadt bereits wenige Tage nach der Verhaftung des Apothekers, nämlich am 2. Dezember, eine Telefon-Hotline für mögliche Betroffene mit 20 Leitungen geschaltet hat. Über diese Leitung seien bis jetzt 1100 Gespräche geführt worden, sagt Christian Marga, Leiter des Gesundheitsamtes.
Das Landgericht Essen wird nach Angaben von Gerichtssprecher Thomas Kliegel am Mittwoch die Prozesstermine verkünden. Nach Informationen des Recherchenetzwerks „Correciv“ beginnt der Prozess am 13. November.
Alle Ermittlungsergebnisse, so Loeven, habe die Stadt kommuniziert, so bald sie von der Staatsanwaltschaft freigegeben worden seien. Eine Liste der von dem Apotheker belieferten Krankenhäuser und Praxen habe die Stadt nicht veröffentlichen dürfen.
Marga zeichnete die Reaktionen der Stadt auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach. Das Gesundheitsamt sei im November von der Staatsanwaltschaft über die Verdachtsmomente gegen den Apotheker informiert worden, verbunden mit der „dringenden Aufforderung“, Stillschweigen zu bewahren.
Am 29. November 2016 hatten Fahnder die Apotheke sowie die Privaträume des Apothekers durchsucht und den Haftbefehl gegen Peter S. vollstreckt. Damals sei die Rede von 40 000 gestreckten oder verunreinigten Infusionsbeuteln gewesen und einer vierstelligen Zahl von betroffenen Patienten. Inzwischen geht die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift gegen den Apotheker von 61 980 Fällen aus, in denen der Apotheker gegen Rezepturen oder Hygienevorschriften verstoßen haben soll.
Sobald die Staatsanwaltschaft dem Gesundheitsamt die Liste der Ärzte und Krankenhäuser übergeben hatte, die von dem Bottroper Apotheker beliefert worden sind, habe die Stadt betroffene Ärzte informiert und ihnen geraten, das Gespräch mit betroffenen Patienten zu suchen. Gleichzeitig sei die Telefon-Hotline eingerichtet worden als anonymes, „niederschwelliges Beratungsangebot“, so Marga. Anrufer seien nach ihrem Onkologen befragt worden. Wenn der Name auf der Liste stand, sei ihnen geraten worden, das Gespräch mit dem Arzt zu suchen. Loeven: „Wir sind auch in der Rückschau überzeugt: Das war der richtige Weg.“