Bottrop. . Michael Gerdes zieht wieder in den Bundestag ein. Für Sven Volmering bleibteine Rückkehr zunächst offen.

  • Michael Gerdes zieht wieder in den Bundestag ein
  • Für Sven Volmering bleibt eine Rückkehr zunächst offen
  • Die großen Parteien sind enttäuscht

„Das Wahlergebnis der SPD ist eine Katastrophe“, sagt der Bundestagsabgeordnete Michael Gerdes. Sein Wiedereinzug in den Bundestag war zwar zu keiner Zeit gefährdet. Trotzdem zog er eine sehr ernüchterte Bilanz der großen Koalition. „Für Deutschland war sie eine gute Sache, für uns war sie ein Desaster. Wie bei der Landtagswahl im Mai ist es uns nicht gelungen, unsere Erfolge zu verkaufen. Wo wir in Bottrop stark waren, haben wir massiv an die AfD verloren. Wo die CDU stark war, hat sie an die AfD verloren.“

Als Beleg dafür weist er auf den Stimmbezirk der Gregorschule hin, in dem die CDU fast sieben Prozent verloren und die AfD mehr als sechs Prozent gewonnen hat. Auch Bottrop hat die AfD ein zweistelliges Ergebnis erzielt. Gerdes zur AfD: „Ich werde an keiner Stelle mit denen zusammenarbeiten.“

Ist der Gang in die Opposition die richtige Entscheidung? Ja, sagt Gerdes, und der Landtagsabgeordnete Thomas Göddertz und Bürgermeister Klaus Strehl nicken bestätigend. Und Martin Schulz? „Schulz ist Parteivorsitzender“, sagen Göddertz und Strehl. „Der muss jetzt in der Opposition Fraktionschef werden und in vier Jahren wieder als Kanzlerkandidat antreten.“

Mitglieder der SPD Bottrop verfolgen im Bauamt der Stadt am Sonntag, 24. September 2017, die Wahlergebnisse. MdB Michael Gerdes, MdL Foto: Thomas Göddertz, Bürgermeister Klaus Strehl. Gödde / FUNKE Foto Services
Mitglieder der SPD Bottrop verfolgen im Bauamt der Stadt am Sonntag, 24. September 2017, die Wahlergebnisse. MdB Michael Gerdes, MdL Foto: Thomas Göddertz, Bürgermeister Klaus Strehl. Gödde / FUNKE Foto Services © Thomas Gödde

Der CDU-Abgeordnete Sven Volmering konnte am Abend noch nicht sagen, ob er wieder in den Bundestag einzieht. „Nach dem TV-Duell ist die Stimmung gekippt. Das habe ich bei meinen Hausbesuchen festgestellt.“ CDU-Vorsitzende Anette Bunse erwartet anstrengende Verhandlungen um Jamaika, der Schwarz-Gelb-Grünen-Koalition. Sie hält es für richtig, dass die SPD in die Opposition geht, findet deren Niedergang zugleich bedenklich. Wichtig sei nun, die „Ränder“ im Auge zu behalten, sagt sie mit Blick auf das Abschneiden der AfD.

Und trotzdem: In Bottrop hat es „die alte Tante SPD“ (Bunse) wieder geschafft und liegt deutlich vor der CDU. „Ich bin richtig sauer“, sagt Hermann Hirschfelder, CDU-Fraktionsvorsitzender im Rat. „Wir müssen sehen, wie wird damit vor Ort umgehen.“ Er denkt dabei an die anstehenden Etatberatungen und den Plan, die Grundsteuer B zu erhöhen: „Mit uns nicht.“

Zufriedenheit, sogar Euphorie bei Grünen und vor allem der FDP. Bei den Liberalen freut man sich nicht nur über das gute Abschneiden im Bund, auch das Bottroper Ergebnis könne sich sehen lassen, so Andreas Mersch und Jens Friedmann. „Eine gute Vorlage für die Kommunalwahl 2020“, sagt Mersch. Das Regieren im Bund werde nun schwieriger. Das sieht Kandidat Tristan Zielinksi ähnlich. Vor einer Jamaika-Koalition, sollte man jedenfalls die Basis befragen.

So auch der Grundton bei den Grünen. Deren Kandidatin Andrea Swoboda freut sich zwar über das Abschneiden ihrer Partei im Bund und in Bottrop. Aber mit Liberalen und Christdemokraten ließen sich grüne Kernthemen nur mit großen Abstrichen durchsetzen.