Bottrop. . Egal ob zur Miete oder zum Kauf, das Angebot an Wohnraum in Bottrop ist klein. Da waren sich Aussteller und Besucher der Wohnungsbörse einig.

  • Immobilenberater sprechen angesichts der Lage von einem „Markt für Verkäufer“
  • Doch auch Mietwohnungen in der Stadt sind knapp, so die Einschätzung von Anbietern und Interessenten
  • All das hat auch Auswirkungen auf den nächsten Mietspiegel, der jetzt verabschiedet wurde

Von einem Markt für Verkäufer spricht René Staude, Immobilienberater der Vereinten Volksbank am Samstag auf der Wohnungsbörse vor dem Rathaus. Heißt: Das Angebot an Immobilien ist knapp, entsprechend entwickeln sich auch die Preise in Bottrop. „Die Nachfrage ist riesig, doch das Angebot ist längst nicht so groß.“ Insgesamt beteiligten sich zwölf Aussteller an der Börse und stellten ihre Angebote vor.

Auf dem Ernst-Wilczok-Platz waren Pavillons aufgebaut.
Auf dem Ernst-Wilczok-Platz waren Pavillons aufgebaut. © Thomas Gödde

Staude beschreibt da den Markt für Kaufimmobilien, doch wenn es um Mietwohnungen geht, sieht es oft nicht besser aus. Diese Erfahrung machen Marina Kunz und Marco Hammermeister. Sie sind schon seit längerem auf der Suche nach einer neuen Mietwohnung, weil sie sich vergrößern wollen.

In anderen Städten ist der Markt einfacher

Sie stehen im Pavillon der städtischen Wohnungsgesellschaft (GBB) und schauen, welche Angebote es da gibt. Doch die Kombination „schön und bezahlbar“ sei besonders selten, so ihr Eindruck. In anderen Fällen wieder sei ein Wohnberechtigungsschein nötig, den bekommt das Paar – beide arbeiten – jedoch nicht. Der Markt in anderen Städten sei einfacher, sagen die beiden Bottroper. Deshalb suchen sie längst nicht mehr nur hier.

GBB-Geschäftsführer Stefan Patz sieht die Probleme auf dem Markt für Mieter. Er verweist für die GBB auf eine Leerstandsquote von 0,56 Prozent. Was sich für das Unternehmen gut anhört, bedeutet für Interessenten jedoch, dass ihnen die GBB so gut wie keine Wohnungen anbieten kann. Also stellte sie auf der Börse vornehmlich ihr neues Projekt vor – den Bau geförderter Wohnungen an der Robert-Brenner-Straße. „Ansonsten können wir die Interessenten nur in Listen aufnehmen, um sie zu informieren, wenn etwas für sie Interessantes frei wird.“

Leerstehende Wohnungen schnell wieder vermietet

Der Verein Haus und Grund vertritt die privaten Bottroper Vermieter auf der Börse. Geschäftsführer Markus Kruse beschreibt die Situation so: „Unsere Mitglieder haben im Moment wenig Probleme, ihre Wohnungen loszuwerden.“ Der Markt in Bottrop sei enger als in einigen Nachbarstädten, so sein Urteil. Auch große Wohnungen für Familien seien gefragt, so Kruse. Aber auch kleine bis 50 Quadratmeter. Die Situation am Markt hat Auswirkungen auf die Mieter. Im neuen Mietspiegel, der demnächst erscheint, „wird es Steigerungen geben“, so Kruse.

Schwierig sei auch die Situation bei den Sozialwohnungen, sagt Christian Holtkötter, Abteilungsleiter für das Wohnungswesen beim Stadtplanungsamt. Gerade Wohnungen für vier oder mehr Personen seien Mangelware. „Wir versuchen Investoren zu überzeugen, verstärkt auf geförderte Mieteigenheime zu setzen“, erklärt Holtkötter die Strategie. Nachteil für die Investoren: Die Rendite sei nicht so hoch wie bei klassischen Geschosswohnungen. „Dafür gehen die Bewohner aber pfleglicher mit dem Haus um, so die Erfahrung.“

Es fehlen Baugebiete

Es fehle an Baugebieten in der Stadt, urteilt Andreas Bucksteeg, der Leiter des Immobiliencenters der Sparkasse. Zumal in Bottrop solche Gebiete meist mittels Bauträgern entwickelt werden. Familien hätten es entsprechend schwer, ein Grundstück zu kaufen und dann dort ihr Haus zu bauen.

Andere Städte gingen da anders vor, so Bucksteeg. Sie arbeiteten beispielsweise mit Sozialpunkten. So seien Grundstücke dann für Familien mit Kindern günstiger. Zuletzt wurden in Bottrop Baugrundstücke im Fuhlenbrock allein gegen Höchstgebot verkauft. All das habe zur Folge, dass der Druck im Markt für Bestandsimmobilien seit Jahren hoch sei.

Für eine Doppelhaushälfte nicht mehr als 300 000 Euro

Doch was heißt eigentlich bezahlbar für eine Familie? Darauf hat Bucksteeg eine Antwort. Eigentlich dürfte für eine Familie bei einem Doppelhaus keine drei vorne am Preis stehen. Sprich: Es sollte nicht mehr als 300 000 Euro kosten.

Zudem gefragt seien barrierefreie Eigentumswohnungen in der Innenstadt für den dritten Lebensabschnitt, so Bucksteeg. Interessenten seien Ehepaare oder Alleinstehende, denen das eigene Haus zu groß ist und die es deshalb verkaufen wollen und was anderes suchen. Auch diese Angebote seien knapp, sagt Bucksteeg und verweist auf ein Beispiel. Aktuell vermarkte die Sparkasse einen Neubau an der Blumenstraße. Bis auf Baumfällungen sei da noch nichts passiert. „Trotzdem sind schon drei Wohnungen verkauft.“