Bottrop-Kirchhellen. Der Versicherungskaufmann setzt sich mit seiner Anwärtergruppe gegen drei andere Zusammenschlüsse durch. Er ernennt Beate Möhlen zu seiner Königin.

Das Dorf hat einen neuen Brezelkönig: Egbert Schnieder herrscht die kommenden drei Jahre mit seiner Königin Beate Möhlen über seine Brezelbrüder und -schwestern in Kirchhellen: Der Versicherungskaufmann holte das begehrte Gebäck mit seiner vierzehnköpfigen Anwärtergruppe aus der Verankerung. Die Brezel fiel um 13.10 Uhr in zwei Teilen aus vier Metern Höhe zu Boden. Das spannende Brezelwerfen hatte mit kurzen Unterbrechungen rund zwei Stunden gedauert. Vier Königsanwärter-Gruppen machten am Ende des traditionellen Wettstreits das Finale unter sich aus.

Zuvor hatten sich unter anderem die Stadtspitze, einzelne Politiker, ehemalige und bis dahin amtierende Königspaare, Dorfprominente, Brezelbrüder und die Brezelpolizei an einem Wurf mit dem Kantholz probiert. Sie zückten die Projektile aus einem Munitionskasten, der in einiger Entfernung zum Ziel stand.

Dank an die Mitbewerber


Die teilnehmenden Werfer der Brezelgesellschaft holen mit den Kanthölzern, genannt Knüppeln, Schwung, um ihr Ziel aus der Entfernung genau zu treffen.
Die teilnehmenden Werfer der Brezelgesellschaft holen mit den Kanthölzern, genannt Knüppeln, Schwung, um ihr Ziel aus der Entfernung genau zu treffen. © Michael Korte

Die Brezelbrüder, die sich wartend unter die Zuschauer gemischt hatten, feuerten die Teilnehmer an. Das Publikum schaute derweil aufmerksam zu, wie die meterlangen Wurfgeschosse rotierend durch die Lüfte sausten. Hier brachen kleine Teile des Teigstrangs aus der Riesenbrezel, dort lösten sich größere Brocken. Treffer, die zu Beginn der Auseinandersetzung selten waren, wurden von der gespannten Menge gefeiert. Die Werfer steigerten sich zusehends.

„Schön ist es auf dem Brezelfest, weil Kirchhellen da die Sau rauslässt“, sangen alle Besucher wie aus einem Munde, während die Kapelle, der Spielmannszug Holsterhausen, den Ton vorgab. Die typischen Anfeuerrufe wie „Gut Wurf!“ durften natürlich nicht fehlen.

Zwei Stutenkönige stehen fest

Dann setzte die Pause ein – und die Brezelbrüder hängten zwei Stuten links und rechts unter der Riesenbrezel auf. „Werden die Stuten noch irgendwann gegessen“, fragten die Kommentatoren, Christoph Wrobel und Reinhold Rottmann, die Zuschauer erwartungsvoll. Sie wussten: Die Spannung kletterte dem Höhepunkt entgegen. Schnell standen die beiden Stutenkönige fest. Brezelbruder Christian Friedhoff und seine Freunde holten den rechten Stuten aus seiner Schlaufe, er brach in der Mitte entzwei. Christoph Kiskers Gruppe schnitt mit einem Holz das Band des linken Stutens durch, der dann zu Boden fiel.


Die Riesenbrezel wird an einem Pfahl festgemacht und anschließend in vier Meter Höhe gezogen. Erst wenn sie richtig sitzt, darf auf das Ziel geworfen werden.
Die Riesenbrezel wird an einem Pfahl festgemacht und anschließend in vier Meter Höhe gezogen. Erst wenn sie richtig sitzt, darf auf das Ziel geworfen werden. © Michael Korte

Das Königswerfen begann: Die Startreihenfolge der vier Formationen wurde ausgelost. Martin Borgmann, Uli Eckert, Egbert Schnieder und Jürgen Stenkams machten sich mit ihren Gruppen bereit. Die Hölzer flogen, die Brezel brach.

Der glückliche Sieger wurde von seinen Kameraden geschultert und durch die Reihen ins Festzelt getragen. Nachdem er den langen Weg bis zur Bühne geschafft hatte, sagte Schnieder: „Ich möchte mich bei meinen drei Mitbewerbern bedanken, die es genauso wie ich verdient hätten, Brezelkönig zu werden.“ Danach wurde er von seinen Freunden, dem altem Königspaar, seiner neuen Königin und dem Vorstand der Brezelgesellschaft in den Arm geschlossen.

Programm des Kirchhellener Brezelfestes

Insgesamt sind rund 1500 Brezelbrüder bei der Brezelgesellschaft 1883 Kirchhellen eingetragen. Der Zulauf ist in den letzten Jahren gleichbleibend groß, wie der Vorstand bekanntgibt.

Das Brezelfest am Dienstag startete um 7 Uhr mit dem Offizierstreffen zum Brezelaufnähen auf dem Hofe Dehling. Ab 8.30 Uhr begann die Neueintragung für Brezelbrüder , die sich bis zum Beginn des Werfens um 11.15 Uhr eintragen lassen konnten. Nach dem Werfen fand ab 15.30 Uhr der große Festumzug statt, der durch Kirchhellens Mitte führte. Er zog sich bis zu der Paradewiese an der Holthausener Straße. Um 20 Uhr fand der Brezelball im Festzelt auf dem Josef-Terwellen-Platz in Kirchhellen statt.