Bottrop. . Wer am Steuer unaufmerksam ist oder gar mit dem Handy spielt legt viele Meter im Blindflug zurück. Infostand der Polizei klärt über Gefahren auf.

  • Das schnelle Lesen einer Handynachricht dauert immer noch fünf bis sechs Sekunden
  • In der Zeit legt das Auto fast 100 Meter zurück bis es endgültig steht
  • Polizei klärt in landesweiter Kampagne über Gefahren durch Ablenkung am Steuer auf

Wer nur eine Sekunde aufs Handy blickt, der legt bei Tempo 50 rund 14 Meter im Blindflug zurück. Um diese abstrakte Zahl zu verdeutlichen, hatte die Polizei am Dienstag eine „Straße“ auf dem Pferdemarkt aufgebaut. 14 Meter lang und darauf spielende Kinder, Senioren mit Rollator oder auch nur der streunende Hund – als Modell selbstverständlich. So wollen die Verkehrssicherheitsberater der Polizei die Passanten sensibilisieren, dass der Blick aufs Handy aber auch jede andere Ablenkung fatale Folgen haben kann.

Zumal das schnelle Lesen eine Nachricht auf dem Handy immer noch länger dauert als eine Sekunde. „In der Regel dauert es mindestens fünf bis sechs Sekunden, wenn man eine Nachricht liest“, sagt Verkehrssicherheitsberater Rolf Schmidt. Rechne man dann noch Reaktionszeit und Bremsweg mit ein, seien es fast 100 Meter, bis ein Wagen aus Tempo 50 dann steht.

Polizei warnt vor Handynutzung am Steuer

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    Zahlreiche Dinge lenken die Fahrer ab

    Schmidt und seine Kollegen laden die Bottroper ein, am Steuer ihres Polizei-Bullys Platz zu nehmen, ihr Handy zu zücken und eine Nachricht zu lesen, um so einmal ein Gespür dafür zu bekommen, wie lang so etwas tatsächlich dauert. Kerstin Ziemmeck hat es ausprobiert und ist erstaunt: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert, eben aufs Handy zu blicken.

    Doch es ist nicht nur der – ohnehin verbotene – Blick aufs Handy, über den Verkehrssicherheitsberater an diesem Vormittag aufklären wollen. Es geht um jegliche Ablenkung. Denn es gebe zahlreiche Dinge, die nicht verboten sind und den Fahrer trotzdem vom Verkehr ablenken und so für den sprichwörtlichen Blindflug sorgen. Schmidt zählt einige auf: „Das kann der Griff nach hinten sein und die Suche nach dem Schnuller, um das quengelnde Kind zu beruhigen, auch das Kramen nach der Sonnenbrille kann gefährlich werden oder das Bedienen des Navigationsgerätes.“ Schmidt fallen noch viele weitere Dinge ein.

    Ablenkung ist eine häufige Ursache für Unfälle

    Und auch Edith Schmode-Hettenberger hat sich informiert. Auf die Frage, wovon sie sich ablenken lasse, antwortet sie ehrlich: „Der griff zur Wasserflasche, um etwas zu trinken.“ Das eine Sekunde Ablenkung 14 Meter Blindflug bedeuten, hätte sie auch nicht gedacht. „Ich finde es gut, dass hier überhaupt mal gezeigt wird, wie viel 14 Meter sind.“ Allerdings mahnt sie, dass auch Radfahrer oder gar Fußgänger sich allzu leicht durch das Handy ablenken lassen.

    Die Aktion der Polizei hat einen ernsten Hintergrund. Denn bei rund einem Drittel der Unfälle sei Ablenkung die Ursache, erklärt Schmidt. Deshalb nun also die landesweite Kampagne und die verstärkten Handy-Kontrollen.

    Tipps für die sichere Fahrt

    Rund 164 000 Verstöße hat die Polizei 2016 in ganz NRW festgestellt, im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen waren es 3920. Außerdem gingen NRW-weit 339 Unfälle auf Handynutzung am Steuer zurück. Das mag sich wenig anhören, doch Schmidt führt aus, dass nur bei Unfällen mit schwer Verletzten oder gar Toten die Handys beschlagnahmt und ausgewertet würden. Der Verdacht liegt also nahe, dass die verbotene Handynutzung noch Grund für einige weitere Unfälle sein dürfte.

    Schmidt hat deshalb ein paar grundsätzliche Tipps: „Man sollte das Handy im Kofferraum verstauen, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, das Navi vor der Fahrt programmieren und die Sonnenbrille griffbereit liegen haben.