Bottrop. . Dieter Bogdoll kann auf 45 Berufsjahre als Briefträger bei der Post zurückblicken. Seine Freizeit genießt der 60-Jährige am liebsten ohne Fahrrad.

  • Eigentlich hätte ihn der Job als Automechaniker gereizt, doch das Arbeitsamt riet zur Bewerbung bei der Post
  • Vor allem die Arbeitszeiten kamen dem 60-Jährigen zunächst entgegen
  • Doch an eine Sache hat er sich in all den Jahren nicht gewöhnen können

Man sieht Dieter Bogdoll seine 60 Lebensjahre nicht an, als er mit seinem Dienstfahrrad an der Kornbecke Halt macht. 45 Jahre schon ist der gebürtige Bottroper als Postbote unterwegs und bringt den Menschen ihre Briefe. Seit 36 Jahren ist er für denselben Bezirk verantwortliche. Der umfasst die Schanze, die Osterfelder Straße und den Quellenbusch, dazu die rechte Hälfte Vonderorts.

Dieter Bogdoll ist seit 45 Jahren als Postbote im Dienst.
Dieter Bogdoll ist seit 45 Jahren als Postbote im Dienst. © Franz Naskrent

Am 1. August 1972 hat er damals seine Ausbildung als Jungbote angefangen. Eigentlich hatte ihn auch der Beruf des Automechanikers gereizt, doch das Arbeitsamt riet ihm, mit seinem Hauptschulabschluss zur Post zu gehen. „Der Nachbarsjunge hatte schon zwei Jahre vor mir bei der Post angefangen und mit dem habe ich mich dann auch kurzgeschlossen. Die einzige Bewerbung, die ich je geschrieben habe“, erinnert er sich.

Die Arbeitstzeiten waren besonders reizvoll

„Besonders reizvoll waren natürlich auch die Arbeitszeiten.“ Damals herrschte noch die Sechs-Tage-Woche; Bogdoll fing um halb sechs in der Frühe an und hatte um 11.30 Uhr Feierabend. „Das war natürlich klasse.“

So kam er auch schnell zu seinem bis heute größten Hobby; Der Kleingärtnerei. Seit es den Kleingartenverein am Quellenbusch gibt, ist er Mitglied. „Früher konnte ich noch nicht so gut damit umgehen, jetzt bin ich aber ganz gut.“

Generationenvertrag macht es möglich, kürzer zu treten

Mittlerweile sehen die Arbeitszeiten anders aus. Bogdoll, der in Lehmkuhle wohnt, hat seit letztem Jahr einen Generationenvertrag, der es Postmitarbeitern ermöglicht, ab 59 Jahren drei Jahre nur in Teilzeit zu arbeiten und drei Jahre gar nicht – und das bei 79 bis 87 Prozent des vorherigen Nettogehalts.

„So mach ich das aber nicht“, betont er. „Ich arbeite alle zwei Wochen. Ich möchte nicht noch drei Jahre komplett arbeiten und danach nur noch umfallen.“ So fährt der Postbote, der in Lehmkuhle wohnt, an einem normalen Arbeitstag den Südring herauf und arbeitet dann seine Tour ab. „Ich bin ja hier quasi in den Bergen von Bottrop unterwegs, das hält fit.“

An Regen hat er sich nie gewöhnt

Trotz kleiner Wehwehchen liegt der letzte Krankenschein schon anderthalb Jahre zurück, obwohl er bei Wind und Wetter auf seinem E-Bike unterwegs ist. Probleme mit den Jahreszeiten habe er nicht, sagt Bogdoll. „Nur der Regen. Daran gewöhnt man sich einfach nicht. Irgendwann ist alles nass. Doch da müssen wir alle durch. Dann schalte ich komplett ab, ziehe meine Runde durch und freue mich auf die heiße Wanne. In England möchte ich zum Beispiel kein Postbote sein.“

An seiner Arbeit schätzt er besonders, sein eigener Herr zu sein. „Sobald du dein Haus verlässt, bist du der Chef. Du beschließt wann du wie was machst. Außerdem genieße ich es, jeden Tag an der frischen Luft zu sein.“ Deshalb steht der 60-Jährige auch jeden Morgen zur gleichen Zeit auf. „Wir haben verschiedene Arbeitszeiten aber hier und da mal zehn Minuten länger liegen zu bleiben, bringt mir nichts. Ich stehe auf und fange dann auch früher an.“

Als Postbote sein eigener Chef

So hat er auch schneller wieder Zeit für seinen Kleingarten. Da trifft er übrigens auch ehemalige Arbeitskollegen. „Die Kameradschaft war früher natürlich noch etwas anderes als heute. Wir haben viel weniger Zeit als damals.“

Und ist Dieter Bogdoll auch in seiner Freizeit passionierter Fahrradfahrer? „Nein. Irgendwann reicht`s. Um zum Garten zu fahren ja, aber ansonsten bleibt das Fahrrad nach Dienstschluss stehen.“