Bottrop-Kirchhellen. . 1200 Kirschbäume stehen seit 2013 auf einer angepachteten Fläche. Die Früchte wachsen unter Folie, sind jetzt reif und werden von Hand geerntet

„Vielen ist gar nicht bewusst, dass wir einen eigenen Anbau haben“, sagt Eberhard Schmücker über seine Kirschbaum-Plantage. Und sicher wissen nur Fachleute, welchen Aufwand der Landwirt betreiben muss, um in diesen Wochen ebenso leckere wie optisch ansprechende Früchte ernten zu können.

Eineinviertel Hektar Fläche hat Schmücker dafür gepachtet. Der Vorteil des Areals in der Nähe der Straße Overhagener Feld: Es liegt etwas höher, so dass die Frostluft im Winter in die tiefere Umgebung abfließen kann, erklärt der Kirchhellener. 1200 Kirschbäume, 2013 gepflanzt, wachsen in 20 jeweils 180 Meter langen Reihen. Seit drei Wochen sind zehn Mitarbeiter mit der Ernte beschäftigt – reine Handarbeit. Rund drei Wochen werde das noch dauern, schätzt Schmücker. Dabei gehen seine Leute bis zu drei Mal durch die Reihen, um reife Früchte zu pflücken.

„Die Kirsche ist die Diva unter den Obstsorten“, sagt der Landwirt und lacht. Entsprechend empfindlich sind die Bäume. Über eine stabile Metallkonstruktion, die Wind und Wetter standhalten muss, sind zwei Folien gespannt als Schutz und Isolation. So sorgt bei Kälte eine dünne Eisschicht dafür, dass es den Bäumen trotzdem gut geht. Denn Frost ist ein Riesenproblem für den Obstanbau.

Bäume sind in Folie verpackt

Die Kirschbäume stehen unter Folie, damit sie vor Frost geschützt sind.
Die Kirschbäume stehen unter Folie, damit sie vor Frost geschützt sind. © Thomas Gödde

„Wasser fließt ab, Hagel nicht“, nennt Schmücker ein weiteres. Die Lösung: Folien werden mit elastischen Bändern zusammengehalten. Diese weiten sich bei Belastung, und der Hagel fällt zwischen den Reihen zu Boden und richtet keinen Schaden an.

„Ich habe keine Freude an der Optik“, gibt Schmücker beim Blick auf die quasi eingepackten Bäume zu. Es komme immer mehr Folie in die Landschaft, „aber nur mit geschützten Anlagen gibt es eine hohe Qualität“. Das bedeute mehr Aufwand, sei aber angesichts extremer werdender Wetterlagen unumgänglich. Sobald die Kirschernte beendet ist, werden die Folien wieder eingerollt, und die Bäume stehen unter freiem Himmel.

Spezielles Bewässerungssystem

Zudem hat der Landwirt in ein spezielles Bewässerungssystem investiert, denn Staunässe mögen die Bäume nicht. „Es ist wichtig, dass wir viel junges Holz haben“, nennt der Fachmann einen weiteren Grundsatz. Also werden die Bäume regelmäßig beschnitten. Rund 120 000 Euro hat er in den Kirschenanbau investiert, und bei den „Dachkirschen“ (so der Name der Produktionsart) ist der Kirchhellener in der Umgebung der einzige.

Zwischen 5,50 und 7,50 Euro kostet ein Kilo Kirschen im Hofladen der Familie. Überwiegend im Lebensmittelhandel in der Region vermarktet er die Früchte, da gibt es keine weiten Lieferwege. „Das sieht der Verbraucher nicht“, sagt Schmücker über den Aufwand und die hohen Produktionskosten, die sich im Preis bemerkbar machen. Schon wegen des Klimas sei der Anbau in der Türkei günstiger. Trotzdem: „Es macht viel Spaß.“