Bottrop. . Verwaiste Stelle des Industrie- und Sozialpfarrers soll wieder besetzt werden. Kirche sorgt sich um den Nachwuchs. Bald fehlen Pfarrer.
Die kirchliche Industrie- und Sozialarbeit kann im Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits seit den 1970er Jahren hat der Kirchenkreis den Ruf, das „soziale Gewissen der Landeskirche“ zu sein. Die Neuausrichtung der Industrie- und Sozialarbeit in den beiden Kirchenkreisen Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Recklinghausen war jetzt Thema der Kreissynode in Gladbeck.
Zum Hintergrund: Nachdem der damalige Industrie- und Sozialpfarrer des Kirchenkreises, Dr. Hans-Udo Schneider, 2011 in den Ruhestand ging, blieb die Stelle bis heute erhalten, war aber vakant. Neben Schneider war lange Jahre Sozialsekretär Reiner Schäfer in der kirchlichen Sozialarbeit tätig, sein Engagement endet 2018 mit der Schließung der letzten aktiven Zeche.
Konzept erarbeiten
Jetzt begrüßte das Kirchenparlament das Vorhaben, ein Konzept für eine gemeinsame Pfarrstelle für „Kirche und gesellschaftliche Verantwortung“ in den beiden Nachbarkirchenkreisen zu erarbeiten. Dazu setzen die Kirchenkreises einen Ausschuss ein. Sollte ein tragfähiges Konzept zustande kommen, könne die bisherige, vakante Pfarrstelle wieder mit maximal 50 Prozent besetzt werden, die dann in Recklinghausen angesiedelt wird, hieß es.
„Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass wir das 500. Reformationsjubiläum in ökumenischer Besinnung feiern?“, fragte anschließend der Gladbecker Probst André Müller. Die Katholische und Evangelische Kirche verbinde mehr als sie trenne, sagte er und wünschte sich eine „ökumenische Partnerschaftsvereinbarung“.
Ehrenamtliche Seelsorger
Gott ehren und den Menschen dienen – diesen Leitgedanken stellte Superintendent Dietmar Chudaska in den Mittelpunkt seines mündlichen Berichtes. Als Beispiele führte er die Arbeit der Krankenhaus- und Notfallseelsorge sowie die Ausbildung ehrenamtlicher Seelsorger im Projekt Rose an: „Dies sind unverzichtbare Dienste an den Menschen, die in vergleichbar intensiver Art an vielen Stellen in unseren Gemeinden durch Pfarrer und oft auch durch ausgebildete Ehrenamtliche stattfinden.“
Diakon auf Pfarrerstelle
Mit Sorge warf Chudaska einen Blick auf die massiven Veränderungen im Pfarrdienst, wenn die so genannten geburtenstarken Jahrgänge 1960 bis 1964 in den Ruhestand treten. „Dann wird aus heutiger Sicht jede zweite Pfarrstelle frei.“ Bei der westfälischen Landeskirche werde die Ausbildung und Übernahme von jährlich 20 Vikaren angestrebt. „Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren aber deutlich unterschritten worden“, so Chudaska. Angesichts dieser Entwicklung sei es schlicht nötig, sich rechtzeitig Strategien zu überlegen. Eine Möglichkeit sei ein Modellprojekt, das am 1. August in Dorsten startet. Eine Gemeinde habe dort eine freie Pfarrer-Stelle bewusst mit einem Diakon besetzt.