Bottrop. . Franzosen besuchen die Ausstellung „50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Bottrop und Tourcoing“. Die Freundschaft liegt allen am Herzen
- Franzosen besuchen die Ausstellung 50 Jahre Bottrop und Tourcoing
- Freundschaft liegt allen am Herzen
- Erinnerungen an die Anfänge
Küsschen links und Küsschen rechts – oder umgekehrt? Und zwei oder doch eher drei „bises“ auf die Wange gehaucht? Was den Besuchern aus Tourcoing ganz selbstverständlich ist, kann bei den Freunden aus Bottrop – den „amis“ wie es im Französischen heißt – schon mal zu Verwirrungen führen. Und zu einem befreienden Lachen auch unter langjährigen Freunden.
Drei Tage vor dem offiziellen 50. Geburtstag der Städtepartnerschaft Bottrop-Tourcoing eröffnete Oberbürgermeister Bernd Tischler am Donnerstagabend die Doppelausstellung „Bottrop–Tourcoing: 50 Jahre Städtepartnerschaft“ und „Die deutsch-französische Freundschaft in Karikaturen“ im Kammerkonzertsaal.
Auf Spurensuche
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Heike Biskup, Leiterin des Bottroper Stadtarchivs und zugleich Beisitzerin der deutsch-französischen Gesellschaft, hatte sich zuvor im Stadtarchiv Tourcoing mehrfach auf Spurensuche begeben. Dabei arbeitete sie mit Thérèse Spriet zusammen. „Thérèse als die Vorsitzende der französisch-deutschen Partnerschaftsorganisation hat uns sehr viele alte Zeitungsartikel geliefert, ganze Stapel, und jede Menge Fotos.“ Vor einem dieser Fotos mit dem Titel „Schulpartnerschaft 1968 – 1988“ steht nachdenklich Heinz Becker.
Erinnerung an die 60er.
Der pensionierte Französisch- und Lateinlehrer des Heinrich-Heine-Gymnasiums erinnert sich: „Als ich 1966 nach Bottrop kam, hatte ich die Idee, eine französische Partnerschule zu finden. Aufgrund der Verbindung zu Tourcoing ergab sich die Möglichkeit des Austausches mit dem Collège du Sacre-Coeur.“ Der erste Austausch wie auch die nachfolgenden seien herzlich gewesen, auch wenn, wie Becker noch weiß, die Unterkunft in der Schule seinerzeit bescheiden war: „Die Privatschule hatte damals wenig Geld. Es gab nur kaltes Wasser, zum Duschen gingen wir immer in das Hallenbad von Tourcoing.“
Die 320 Autobahnkilometer bis kurz hinter die belgisch-französische Grenze nimmt Erich Stemplewitz, Vorsitzender der deutsch-französischen Gesellschaft, gerne in Kauf: „Wir besuchen regelmäßig Tourcoing. Den Austausch mit unserer Partnerstadt zu festigen und aufrecht zu erhalten ist unser Anliegen. Im Laufe der Zeit sind Freundschaften und Partnerschaften entstanden, in der Vergangenheit sogar Hochzeiten gefeiert worden.“ Zwar konnte die Stadtspitze aufgrund der Parlamentswahlen in Frankreich nicht anreisen, die 110 Mitglieder der Gesellschaft forcieren ihre Verbundenheit dennoch: „Die Personen schreiben sich E-Mails und Postkarten“, erzählt Stemplewitz.
Zeit in der Partnerstadt
„Mon coeur est en Allemagne - Mein Herz ist in Deutschland“, sagt Sebastien De Nève schlicht. Der 36-jährige Techniker wird voraussichtlich ab Herbst ein Praktikum in Bottrop absolvieren. Obwohl er bei seinem ersten Deutschlandaufenthalt nichts verstanden habe („J’ai strictement rien compris“), kann er sich ein Leben in Bottrop gut vorstellen. Und er freut sich schon jetzt auf seine Zeit in der deutschen Partnerstadt.
Für Bernd Tischler und Thérèse Spriet ist das Thema Freundschaft wichtig: „Wir können nur voneinander lernen, wenn wir uns in Freundschaft begegnen und dem anderen zuhören“, sagt der Oberbürgermeister bei der Eröffnung. Und diese Freundschaft, sie entstand vor gut 60 Jahren. Eine zufällige Begegnung auf einer Autobahnraststätte mit dem damaligen Besitzer Theo Rehse und dem späteren französischen Ratsherrn Georges Nyssen führte zu einer ersten Freundschaft, aus der 1967 dann die erste und somit älteste Städtepartnerschaft Bottrops hervorging.