Bottrop. . Gerade die Anfahrten zur Hochschule sorgen für einen hohen Schadstoff-Ausstoß. Eine App zur Bildung von Fahrgemeinschaften soll helfen.
- Studenten stellen Maßnahmen vor, um die CO2-Bilanz der Hochschule in Zukunft zu verbessern
- Einsparpotenzial sehen sie vor allem in den Bereichen Mobilität und Energie
- Die HRW möchte in NRW eine Vorreiterrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität einnehmen
Die CO2-Bilanz der Hochschule Ruhr West soll im Sinne des Klimaschutzes verbessert werden. 14 Studenten haben den Kohlendioxid-Fußabdruck der HRW in einem zweimonatigen Projekt berechnet und Ideen für eine Verbesserung entwickelt. So schlagen sie vor, eine Mobilitäts-App zu entwickeln, um Studierende und Mitarbeiter in Fahrgemeinschaften zusammenzubringen. Denn ihre Anfahrtswege stechen in der Bilanz deutlich raus, erklärt Studentin Marie Borowycz vom verantwortlichen studentischen Ingenieurbüro MeHRWatt.
Zunächst einmal: Nach den Berechnungen der Studenten lag der Schadstoff-Ausstoß der HRW im Jahr 2016 an ihren Standorten Bottrop und Mülheim insgesamt bei knapp 10 600 Tonnen CO2-Äquivalente. In diesen sind neben Kohlendioxid auch weitere Treibhausgase wie Methan einbezogen. Umgerechnet auf alle Mitarbeiter und Studierende ergibt sich ein Schadstoff-Ausstoß von 1,9 Tonnen pro Person und Jahr. „Das entspricht einer Autofahrt über 9000 Kilometer“, sagt Marie Borowycz.
Bis zu 40 Prozent Einsparpotenzial
Als größte Verursacher identifizierten die Studenten neben der Anfahrt (65 Prozent aller Emissionen) die Strom- (16 Prozent) und die Wärmeversorgung (9,5 Prozent). Nur wenig ins Gewicht fallen Punkte wie Fuhrpark, Catering, Abfall. Um in den Hauptfeldern Verbesserungen zu erreichen, haben die Studenten Handlungsmaßnahmen entwickelt. Sie schätzen das Einsparpotenzial auf bis zu 40 Prozent.
Die App „HRW mobil“ als Forum für Fahrer und Mitfahrer könnte kostenneutral in einem Projekt der Informatikstudiengänge umgesetzt werden, schlagen die Studenten vor.
Im Bereich Energie fiel am Campus Bottrop auf: Eine konstante Grundlast von knapp 100 Kilowatt macht 80 Prozent des Tagesverbrauchs aus. „Es gibt Geräte, die permanent laufen“, sagt Studentin Ramona Dietl. Das müsste aber nicht unbedingt so sein. Über ein umfassendes Energiemanagement wollen die Studenten den Strom- und Wärmeverbrauch optimiert wissen – und das finanziere sich praktisch selbst. Denn wo Energie gespart werde, verringerten sich auch die Kosten.
Projektgruppe geht mit gutem Beispiel voran
Zudem in Planung: Auf dem Campus vorhandene Anlagen wie Wärmepumpen, Blockheizkraftwerk und Photovoltaik sollen nicht wie bisher vor allem in der Lehre, sondern tatsächlich zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Auch an den Bezug von Grünstrom für die Hochschule ist gedacht.
Die Projektgruppe geht darüber hinaus mit gutem Beispiel dafür voran, wie sich auch an kleinen Rädchen drehen lässt. Termine in Mülheim wurden zusammengelegt und mit einem vollgepackten Auto angefahren. „Wir hatten auch Videokonferenzen und haben versucht, viel übers Telefon zu machen“, sagt Ramona Dietl. Nun gilt es noch, dieses Bewusstsein für den Klimaschutz in die Hochschulgemeinde zu tragen.
Hochschule möchte Vorreiterrolle in NRW übernehmen
Das studentische Ingenieurbüro MeHRWatt, gegründet von Nele Rumler, hat seinen Sitz am Campus Bottrop. Im Rahmen eines MeHRWatt-Moduls haben die Studenten aus den Studiengängen Energieinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen-Bau, Energie- und Wassermanagement sowie Energie- und Umwelttechnik das Projekt „Corporate Carbon Footprint“ umgesetzt.
Dabei wurden sie auch strukturell auf das Arbeitsleben vorbereitet, inklusive festen Arbeitszeiten und wöchentlichen Briefings mit dem Chef, dem Professor für Naturwissenschaften Francois Deuber. Projektpartner waren die Klimaktiv-Consulting GmbH und die Effizienz-Agentur NRW. Alle sähen es gerne, wenn auf den Erkenntnissen nun aufgebaut würde.
Die HRW möchte damit auch eine Vorrreiterrolle übernehmen. Denn laut NRW-Klimaschutzplan sollen alle Landesverwaltungen und Hochschulen bis 2030 klimaneutral werden. „Wir sind die erste Hochschule in NRW, die so eine CO2-Bilanz gemacht hat“, sagt Marie Borowycz.