Bottrop. . Nicolaus Müller setzt neue Impulse in der Chefetage von MC-Bauchemie. Familienunternehmen strebt weiter Wachstum an. Gespräch mit dem neuen Mann.
- Nicolaus Müller setzt neue Impulse in der Geschäftsführung von MC-Bauchemie
- Familienunternehmen strebt weiteres Wachstum an
- Dezentralisierung und Digitalisierung als Zukunftsthemen gesetzt
Beim Familienunternehmen MC-Bauchemie ist der Generationenwechsel eingeleitet: Mit Nicolaus Müller (31) ist die dritte Generation in die Geschäftsführung berufen worden. Von einem 20-köpfigen Betrieb ist der Hersteller bauchemischer Produkte auf ein Unternehmen mit gut 2500 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern gewachsen. Wie die Zukunft aussieht und welche Rolle Bottrop dabei spielt, darüber sprach Nicolaus Müller mit WAZ-Redakteurin Nina Stratmann.
Herr Müller, wie verbunden fühlen Sie sich mit der Stadt Bottrop?
Ich habe eine starke Verbindung zu unserem Unternehmen, weil ich damit groß geworden bin. Wir sind seit über 50 Jahren am Standort Bottrop. Früher als Jugendlicher habe ich Praktika in den Ferien im Unternehmen gemacht. Darüber hinaus haben wir regelmäßig private Veranstaltungen in Bottrop organisiert.
Das Unternehmen wurde damals ja in Essen gegründet. Nach Bottrop zu gehen, war die richtige Entscheidung, hier haben wir viele Vorteile. Zum Beispiel: In der Stadt sind wir jemand. Wir sind einer der größten Arbeitgeber. Wir sind uns dessen sehr bewusst, sind stolz darauf. Wir wissen aber natürlich auch, dass das eine gewisse Verantwortung mit sich bringt.
War für Sie immer klar, dass Sie ins Unternehmen einsteigen würden?
Mir persönlich war das schon mit 14, 15 Jahren sehr klar. Ich habe das aber nie so an meine Familie kommuniziert, damit ich mir weiterhin alle Türen offen halten konnte. Auf der anderen Seite hat sich mein Vater mir gegenüber immer so verhalten, dass er immer wieder mal ein bisschen was erzählt hat. Aber er hat mich nie gedrängt. Das war die richtige Mischung. Ich konnte meinen eigenen Weg gehen.
Was möchten Sie in die dreiköpfige Geschäftsführung einbringen?
Insgesamt, muss ich erstmal sagen, funktioniert bei uns die generationsübergreifende Zusammenarbeit sehr gut. Mein Vater ist selbst mit 70 Jahren sehr flexibel und neuen Ideen gegenüber offen. Auf der anderen Seite schätze ich sehr, dass er immer noch so einsatzbereit ist und nicht daran denkt aufzuhören, da ich von seinem Erfahrungsschatz wahnsinnig profitiere. Der dritte Geschäftsführer Dr. Ekkehard zur Mühlen bringt wiederum andere Erfahrungen mit, die bereichernd sind.
Welche Impulse werden Sie setzen?
Ich glaube, ein ganz wichtiges Thema für uns ist die Dezentralisierung. Bei der Größenordnung unseres Unternehmens und in der Zeit, in der wir uns heute befinden, müssen wir auch als Familienunternehmen dem einzelnen Mitarbeiter viel mehr Eigenverantwortung geben und ihn Entscheidungen treffen lassen. Ich möchte auch sicherstellen, dass wir in Zukunft den Ländern noch mehr Freiheit geben, das Geschäftsmodell an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten anzupassen.
Ein weiterer Punkt ist: Wir haben den neuen Slogan „Be sure. Build sure“ („Sei sicher, baue sicher“, Anm. d. Red.). Wir wollen weiterhin ein verlässlicher Partner für Kunden sein, die eine große Verantwortung zu tragen haben, beispielsweise ein Ingenieur, der eine Brücke baut. Aber wir schreiben uns das jetzt noch deutlicher auf unsere Fahnen. Die Transparenz, mit der wir uns nach außen darstellen wollen, treiben wir voran. Dadurch erhoffen wir uns auch, als modernes Unternehmen wahrgenommen zu werden, das auch für jüngere Mitarbeiter interessant ist. Grundsätzlich gilt: Ein Unternehmen ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiter.
Was braucht das Unternehmen noch, um fit für die Zukunft zu sein?
Ein ganz wichtiges Thema für uns ist auch die Digitalisierung. Unser Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass wir nicht nur Produkte verkaufen, sondern Lösungen anbieten; das bedeutet: beraten. In Zukunft muss man sich die Frage stellen: Wie wird diese Beratung digitalisiert? Denn der Kunde möchte möglicherweise – über sein Handy, über seinen Computer – die Lösung sofort geliefert bekommen.
Soll es in weitere Länder gehen?
Das auf jeden Fall: Wir sind immer darauf aus, uns international weiterzuentwickeln. Für uns ist dabei die wichtigste Frage: Finden wir die richtigen Mitarbeitern oder Joint-Venture-Partner, um in den Ländern Fuß zu fassen.
Auf dem Gelände Am Kruppwald wird gebaut – was entsteht hier?
Wir haben uns entschieden, unseren Logistikbereich zu erweitern. Das müssen wir, weil wir weiter wachsen wollen. Über der erweiterten Logistikabteilung wird 800 qm zusätzliche, moderne Bürofläche entstehen. Wenn wir später noch mehr Platz brauchen, können wir oben weitere Stockwerke draufsetzen. Jetzt haben wir unten die Lkw-Verladung, darüber Kleinlager, die dritte Etage ist die Bürofläche.
Wir haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich in die Verbesserung unsere Anlagen investiert und werden das auch weiter tun. In einem Zeitraum von zwölf Monaten haben wir insgesamt sieben bis acht Millionen Euro am Standort Bottrop investiert.
Könnte einmal Platznot drohen?
Wir haben neben den 100 000 qm Am Kruppwald auch noch 50 000 qm an der Müllerstraße, die teils unbebaut sind. Darüber hinaus haben wir ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn und dort die Möglichkeit, Flächen zu übernehmen, wenn sie sich verändern wollen. Es gab das Unternehmen Minova, von dem wir Flächen übernehmen konnten und dadurch die Chance hatten, den Logistikbereich zu erweitern.
Wie wichtig ist die Basis hier in Bottrop für die Unternehmensgruppe?
Extrem wichtig. Deutschland ist der Standort im Bereich Bau, der als Referenz für die Welt gilt. Wir haben Normen und Standards, die zu den höchsten der Welt gehören. Das fordert uns ab, dass wir die innovativsten Produkte entwickeln. Unser Ziel ist nicht nur, den Standard zu erreichen, sondern den Standard für die Zukunft zu definieren.
Darüber hinaus ist es so: Alle Spezialitäten, die hochpreisig sind, die große Investitionen in Produktionsanlagen bedürfen, werden in Deutschland hergestellt. Ein Beispiel für Spezialitäten ist das Thema Injektion. Das sind Produkte, um Beton abzudichten, etwa wenn beim Tunnelbau Wasser eindringt. Das Produkt ist so hochpreisig, dass Frachtkosten ins Ausland nur eine geringe Rolle spielen.